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# taz.de -- Spätfolgen des Vietnamkriegs: USA lassen Vietnamesen wieder im Sti…
> Der US-Stopp zur Reinigung von mit Agent Orange verseuchtem Boden
> gefährdet Menschen stärker, als wenn die Gifte im Boden unangetastet
> geblieben wären.
Bild: Nguyen Thi Ngoc Diem, 41, ein Opfer von Agent Orange im Februar 2025. Die…
Berlin taz | Der Stopp der US-Entwicklungshilfe durch die Trump-Regierung
verschärft in Vietnam ein Umweltproblem. Das zeigen Recherchen des
US-Netzwerkes für investigativen Journalismus ProPublica und des
kanadischen Onlineportals [1][Asia Times]. Es geht um die Reinigung von mit
dem dioxinhaltigen Agent Orange verseuchten Böden, dem vom US-Militär im
Vietnamkrieg versprühten Gift.
Die Entlaubung des Regenwaldes mittels Agent Orange sollte den
militärischen Gegnern die Deckung nehmen. Das Gift führte nicht nur zeitnah
zu zahlreichen Todesfällen unter Vietnamesen und Amerikanern. Es ist auch
[2][erbgutschädigend, sodass noch heute in Vietnam Babys mit schwersten
Behinderungen zur Welt kommen.]
Washington weigerte sich stets, die bis zu drei Millionen vietnamesischen
Agent-Orange-Opfer zu entschädigen, finanzierte aber ab 2017 die
Bodensanierung der früheren US-Luftwaffenbasis Bien Hoa, 30 Kilometer
nordöstlich von Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon). Auf der Basis wurden im Krieg
Fässer mit der hochgiftigen Substanz gelagert und umgeladen. Dabei
gelangten große Mengen Dioxin in Boden und Grundwasser. Das gemeinsam von
amerikanischen und vietnamesischen Firmen betriebene Projekt sollte 40.000
Muldenkipper kontaminierten Boden abtragen.
Doch US-Außenminister [3][Marco Rubio ließ dieses Projekt im Februar wie
viele andere US-Entwicklungshilfeprojekte einstellen] und stoppte die
Zahlungen, darunter eine Million Dollar für bereits geleistete Arbeiten an
die Firmen. „Durch den Stopp blieben Gruben offen, die mit Dioxin verseucht
waren“, schreibt die Asia Times. „Wochenlang war der kontaminierte Boden
nur mit Planen bedeckt, die irgendwann vom Wind weggeweht wurden.“
## US-Diplomaten warnten Washington vergeblich
Laut ProPublica warnten US-Diplomaten in Vietnam ihre Regierung, Vietnam
stehe kurz vor der Regenzeit, in der häufig sintflutartige Regenfälle
auftreten. Dadurch könne mit Dioxin kontaminierter Boden in umliegenden
Gemeinden das Leben unmöglich machen. Und keine 450 Meter entfernt fließe
ein großer Fluss in Richtung Ho-Chi-Minh-Stadt, wo neun Millionen Menschen
leben. „Wir steuern schnell auf eine ökologische und lebensbedrohliche
Katastrophe zu“, so die Beamten.
Aus Washington folgte ein Hin und Her widersprüchlicher Weisungen, die
teilweise kurz darauf wieder zurückgenommen wurden, sowie Beschwichtigungen
seitens der Regierung. Das Recherchenetzwerk ProPublica schickte darauf
einen Reporter vor Ort.
Ihm zufolge ist die Baustelle nur noch mit weniger als der Hälfte der
vorigen Mannschaft besetzt. Viele Mitarbeiter hatten sich inzwischen neue
Jobs gesucht. Die beteiligten Unternehmen würden die Gifte jetzt teilweise
auf eigene Kosten entsorgen, den US-Spezialisten sei die Kommunikationen
mit ihnen zeitweise untersagt gewesen. Arbeiter sagten dem Reporter, sie
seien besorgt, ob die Arbeiten vor der Regenzeit fertig seien.
„Ein solches Projekt mittendrin zu stoppen ist ein Umweltverbrechen“, sagte
der Jan Haemers, Geschäftsführer einer der beauftragten Unternehmen. „Wenn
man mittendrin aufhört, ist es schlimmer, als wenn man nie angefangen
hätte.“ Das US-Außenministerium erklärte ProPublica, Verträge für Bien H…
seien „aktiv und gültig“, beantwortete jedoch keine Nachfragen. Auch
Vietnams Behörden ließen Fragen unbeantwortet.
19 Mar 2025
## LINKS
[1] https://asiatimes.com/2025/03/trump-halted-agent-orange-cleanup-in-meat-cle…
[2] /Kommentar-Agent-Orange-in-Vietnam/!5114531
[3] https://www.nytimes.com/2025/02/17/world/asia/trump-usaid-vietnam-agent-ora…
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Vietnam
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