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# taz.de -- IOC-Präsidentschaft von Thomas Bach: Supranationaler Obermacker un…
> Thomas Bach ist wahrlich kein guter IOC-Präsident gewesen. Seine größte
> Gabe war der Opportunismus, eine Haltung fehlte ihm.
Bild: Thomas Bach, hier bei seiner letzten IOC-Session in Griechenland, geriert…
Berlin taz | Wenn die „Fraggles“ ein Problem hatten, dann fragten sie die
„Allwissende Müllhalde“, die in dieser US-Serie wundersam belebt war und
Marjorie hieß. Sodann bekamen sie eine Antwort auf drängende Probleme der
Fraggle-Welt. Heutzutage und im realen Leben fragt man mehr und mehr diese
Künstliche-Intelligenz-Maschinen, die sich zwar noch nicht aufs
Telepathische wie die Allwissende Müllhalde verstehen, aber doch über
grandiose Fähigkeiten verfügen.
Ich habe nun also ChatGPT gefragt, [1][ob Thomas Bach ein guter Präsident
des Internationalen Komitees, IOC, gewesen ist.] Dann habe ich Gemini und
Grok gefragt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Thomas Bachs Amtszeit sei
„komplex und facettenreich“ gewesen, teilt mir ein universeller
Alleswisser, diesmal Gemini, mit. Die anderen schlaumeiern dergestalt: Ob
Thomas Bach ein guter Präsident gewesen sei, hänge von der Perspektive ab.
Das haben die AI-Maschinen sehr gut verstanden: Sie sind offen in alle
Richtungen, in jeder Hinsicht flexibel, rein opportunistische Dienstleister
und somit unverzichtbar im Werkzeugkasten der Postmoderne. Anything goes.
Um diesem Trend der heillosen Beliebigkeit etwas entgegenzusetzen, lege ich
mich an dieser Stelle fest und sage: Thomas Bach war kein guter
IOC-Präsident. Er war zum Beispiel ein Typ, der sich nicht gestellt hat.
Ich habe ihn mehrmals für ein Interview mit dieser Zeitung angefragt und
darauf verwiesen, dass es doch vielleicht interessant wäre, mit einem Blatt
zu sprechen, das sich als einziges im deutschsprachigen Raum eine
Olympiakolumne geleistet hat. Aber Bachs Pressesprecher, Christian Klaue,
hat immer abgesagt. Zu beschäftigt sein Chef und so. Was man halt schreibt.
Klaue hat, zumindest am Anfang, die Olympyada-Kolumnen wohl immer gelesen
[2][und kleine Ungenauigkeiten sofort beanstandet.]
## Überraschender Abgang
Nun habe ich sehr lange nichts mehr von ihm gehört. Heißt das, dass er
nicht mehr liest – oder dass es nichts mehr zu beanstanden gibt? Wie dem
auch sei, kehren wir zurück zu Thomas Bach und ziehen die Perspektive etwas
auf. Der einstige Fechter war, wie die KI-Maschinen, ein Mann für alle
Fälle. Er konnte sich Situationen anpassen wie ein Chamäleon der Umgebung,
sich Menschen andienen. [3][Bei Putin gab er sich putinesk.] Bei Xi Jinping
chinafreundlich. Den Wichtigen redete er nach dem Mund. Den Einflussreichen
pinselte er den Bauch. Als der autokratische Trend im IOC endete und sich
das Olympische Komitee wieder Richtung Westen bewegte, war auch das für
Thomas Bach nur ein Dreh, eine motorische Bewegung.
Das Lustige dabei ist, dass er sich nicht nur auf Augenhöhe mit den
politisch Mächtigen dieser Welt sah, nein, als IOC-Präsident verortete er
sich über ihnen – als supranationaler Obermacker, als weltgrößter
Sportfuzzi, der sich nicht erst in die Niederungen des realpolitischen
Gedöns begeben muss, sondern über ihnen defiliert und Spiele wie Präsente
an die nach Aufmerksamkeit gierenden Politniks verteilt.
So hatte ich persönlich damit gerechnet, dass Thomas Bach weitermacht, in
eine weitere Amtszeit geht, weil dieses Dasein als Heilsbringer doch zu
schön ist. Aber im Sommer des vergangenen Jahres sagte Thomas Bach, dass er
sich an die Olympische Charta halten wolle. Er trete deswegen zurück.
Das hat mich überrascht, denn das totalitäre Prinzip ist wie eine Droge;
man kann sich ihm kaum entziehen. Thomas Bach geht nun mit 71. In der
olympischen Welt ist er noch ein jünger Hüpfer. Ob seiner fantastischen
Beweglichkeit muss man sich keine Sorgen um den Deutschen machen. Wie es
weitergeht? Yada-yada-yada, na, Sie wissen schon.
19 Mar 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Markus Völker
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