| # taz.de -- Start ins Leben als Frau: Brief an meine Tochter | |
| > Was hält diese Welt für ein Mädchen bereit, das jetzt geboren wird? | |
| > Sieben Mütter haben aufgeschrieben, was sie ihren Töchtern mitgeben | |
| > wollen. | |
| Liebe XX, | |
| es ist nicht mehr lange hin, da wirst du den ersten gewaltvollen Akt deines | |
| Lebens erleben: die Geburt. Unter höllischen Schmerzen werde ich dich zur | |
| Welt bringen, und auch für dich wird der Weg durch meine Organe nach allem, | |
| was man weiß, weder einfach noch angenehm werden. Er kann sogar | |
| traumatisierend sein. Gewissermaßen ist dieser brutale Akt eine | |
| Vorbereitung auf die knallharte Realität des Lebens. | |
| Natürlich werden wir es uns in den ersten Jahren kuschelig machen. Du wirst | |
| bekümmert und bemuttert werden, auch bevatert und beschwestert. Du wirst | |
| auf dem Boden herumkugeln, lachen, Milch trinken und mit Brei werfen, | |
| Bücher vorgelesen bekommen und spielen. Es wird viele Jahre dauern, bis | |
| Politik eine Rolle für dich spielen wird. Bis dir die Klimakrise bewusst | |
| werden wird. Bis du deines Mädchen- und Frauseins gewahr werden wirst. | |
| Wobei, Letzteres geht wahrscheinlich schneller, als mir lieb ist. Du wirst | |
| ja deine Schwester in ihren Schneekönigin-Kleidern sehen, mit ihren | |
| Glitzerschuhen und Haarspangen. Natürlich dürfen Jungs das auch alles | |
| tragen, machen sie ja auch. Die meisten Jungs, die ich kenne, | |
| identifizieren sich aber nicht so stark mit Disneyprinzessinnen. | |
| Was bei den Disneyprinzessinnen halt nicht vorkommt, ist die Verantwortung | |
| und teilweise auch Last, die es bedeutet, als Frau durchs Leben zu gehen. | |
| Es wird sehr wahrscheinlich bedeuten, dass du, falls du Beziehungen mit | |
| Männern eingehst, immer für die Beziehungsarbeit zuständig sein wirst. Für | |
| die Kommunikation. Für das Soziale. Und falls du eine Familie gründen | |
| solltest, für die Care-Arbeit. Du wirst diejenige sein, die den Mental Load | |
| trägt, wirst Arzttermine machen und Verabredungen organisieren, | |
| Geburtstagsgeschenke besorgen, Urlaube planen und Kontakte pflegen. Kann | |
| gut sein, dass du nebenbei auch die Familie ernährst. | |
| Falls noch ein paar Euro für die mickrige Rente deiner Mutter übrig | |
| bleiben, wär natürlich toll, aber no pressure! Kleiner Scherz. Natürlich | |
| wird der Druck hoch sein. | |
| Liebe XX, ich will dich nicht verschrecken. Natürlich ist es auch toll, | |
| eine Frau zu sein. Es fühlt sich sehr gut an, all das zu managen. Man | |
| bekommt auch viel zurück. Ach so nein, nicht von der Gesellschaft, haha. | |
| Anerkennung für Care-Arbeit, bitte erwarte das nicht, das ist zu | |
| frustrierend. Wenn, dann streite und kämpfe dafür. Mit Wut. Mit Zähnen und | |
| Fäusten. | |
| Ich meinte, dass man viel zurückkriegt, was soziale Beziehungen angeht. Vor | |
| allem die Beziehungen mit anderen Frauen werden dir viel geben. Im | |
| Gegensatz zu denen zwischen Männern haben Frauenfreundschaften oft eine | |
| ganz andere Verbindlichkeit und Tiefe. Daraus kann unglaubliche Kraft | |
| hervorgehen. Aus den vielen starken Beziehungen kann ein Netz entstehen, | |
| das dich auffängt und trägt. Es kann dir Mut machen, Dinge erleichtern, | |
| kann dir Kraft und Leichtigkeit geben. | |
| Die erste Beziehung dieser Art wird wahrscheinlich die zu mir sein. Ich | |
| werde alles dafür geben, dass sie voller Wärme, Liebe und Vertrauen ist. | |
| Ich freue mich so darauf. Deine Mama | |
| Güzel kızım, | |
| eigentlich wusste ich immer schon, dass ich ein Mädchen bekommen würde. Das | |
| ist kein Kitsch, sondern einfach Ausdruck davon, dass wir beide untrennbar | |
| zusammengehören. Ich habe dich erwartet, bevor greifbar war, ob es dich | |
| jemals geben würde. | |
| Du bist noch nicht ganz ein Jahr und schon jetzt eine richtige | |
| Persönlichkeit, die mit Tonfall, Gesten und ganzen fünf Worten sehr | |
| deutlich zum Ausdruck bringt, was ihre Vorstellung der Dinge ist. Ich | |
| hoffe, du bleibst so unbekümmert abgrenzungsstark, so ausdrucksstark und | |
| klar. Vor allem als Mädchen und Frau. Und ich wünsche mir, dass ich dich | |
| darin bestärken kann. | |
| Es ist nicht deine Aufgabe, lieb zu sein, gehorsam zu sein oder zu | |
| gefallen. Aber wenn meine Erfahrung mit deiner vergleichbar ist, dann wird | |
| dir noch öfters suggeriert werden, dass du dich mehr anpassen sollst – | |
| nicht so aggressiv sein sollst – nicht so laut dein Wissen kundtun sollst. | |
| Ich möchte dich davor schützen, dass du dir diese Einschränkungen zu eigen | |
| machst. | |
| Und du wirst vielleicht trotzdem gefallen wollen, für das Hübschsein | |
| anstatt des Schlauseins Anerkennung bekommen wollen. Auch dieses Gefühl | |
| kenne ich nur zu gut. Ich verurteile dich dafür nicht. Und weißt du was: | |
| Mein persönliches Fazit wurde irgendwann, dass es genauso bescheuert ist, | |
| Frauen auf ihr Aussehen zu reduzieren, wie andere Frauen dafür zu | |
| verurteilen, dass sie im konventionellen Sinne hübsch sein möchten. | |
| Jetzt denkst du vielleicht: Mama, verschwende deine Zeilen nicht auf solche | |
| Banalitäten! Wo ist die Action, die Politik, das Eingemachte? Na ja, ich | |
| habe die Erfahrung gemacht, dass in solchen Themen mehr Politik steckt, als | |
| du vielleicht auf den ersten Blick annehmen magst. | |
| Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, zu dem dir bewusst wird, dass du in | |
| einer für Männer gemachten Welt lebst. Das ist eine unerträgliche | |
| Ungerechtigkeit, die fast alle Bereiche deines Lebens berühren wird und | |
| deren Auswirkungen du dich nicht entziehen kannst. Ich werde dich nicht | |
| davor schützen können, und das macht mich furchtbar traurig und wütend. Ich | |
| will versuchen, deinen Blick für die kleinen und großen Ungleichheiten zu | |
| schärfen, wie es meine Mutter mir wiederum beigebracht hat. Lass dich nicht | |
| täuschen und lass dir vor allem deine Wut nicht nehmen. Wütende Frauen sind | |
| gefährlich, und das ist gut so. | |
| Ich weiß nicht, was die Zeit bringt und wie die Welt aussehen wird, in der | |
| du aufwächst. Wenn du in der Welt kämpfen willst, werde ich dich dabei | |
| unterstützen. Aber kızım, deine Existenz als türkisch-deutsches Mädchen ist | |
| bereits politisch. Du musst keine Heldin für andere sein. Die Kämpfe der | |
| anderen werden auch so unaufgefordert an dich heran- und auf dir | |
| ausgetragen werden. | |
| Teil dir daher deine Kräfte ein. Such dir die Orte, an denen du mit allen | |
| deinen Anteilen sein darfst. Such dir die Menschen, die dich verstehen und | |
| weitertragen. Erstreite dir ein Leben, das dir erlaubt gesund und glücklich | |
| zu sein. Das ist bereits politisch genug. Und vor allem: hab keine Angst. | |
| Es lohnt sich, dem Leben mutig entgegenzutreten. Du bist das Kostbarste auf | |
| der Welt für mich. Deine Mama | |
| Meine liebe Mila, | |
| wir haben Dich uns so sehr gewünscht, und wenn ich Dich und Deine | |
| Schwestern sehe, bin ich voller Freude und Hoffnung. Ihr seid wunderschön, | |
| einzigartig und genau richtig. Ich genieße das Bild unserer Familie und | |
| noch mehr, wenn ich Dich und viele unserer Freunde, die genauso bunt sind | |
| wie wir, gemeinsam sehe. | |
| Dann denke ich, dass so die Zukunft aussieht: bunt, divers, fröhlich und | |
| selbstbewusst! Und wir sind so Viele! Da kann ich mir oft gar nicht | |
| erklären, wie eine so große Mehrheit politisch ganz anders denkt. Weil ich | |
| Mutter von Euch zauberhaften vier Mädchen bin, denke ich auch oft, dass die | |
| Zukunft weiblich ist! Das Ganze erinnert mich an Peter Fox, der seit zwei | |
| Jahren von der „Zukunft Pink“ singt und den positiven vibe meiner Zeit zum | |
| Ausdruck bringt. | |
| Genau das wünsche ich mir für Dich: dass Du Du selbst sein darfst und | |
| kannst – unapologetically – Glücklich sein, Schwarz sein, Weiß sein, | |
| Sambisch sein, Deutsch sein, Frau sein und natürlich alles andere, was Du | |
| sein möchtest, erreichst. Ich werde mein Bestes geben, Dich so stark zu | |
| machen, dass Du Dich nicht einschüchtern oder einschränken lässt. Ich | |
| denke, in Deiner Familie gibt es dafür starke Vorbilder. | |
| Deine tschechischen Urgroßeltern überlebten den 2. Weltkrieg, den Kalten | |
| Krieg und den Kommunismus. Das hat sie gezeichnet. Deine | |
| deutsch-tschechischen Großeltern hatten große Angst vor dem | |
| Wiederaufflammen des Antisemitismus und vor dem Nationalsozialismus. Ich | |
| habe das Gefühl, dass meine Generation vom Schock über die Grausamkeit des | |
| 2. Weltkriegs und vom „Besser-Machen“ geprägt war, und ich sehe so Vieles, | |
| was sich seit meiner Kindheit verbessert hat: zum Beispiel das Bewusstsein | |
| über strukturellen Rassismus, die Anerkennung von Geschlechterrollen und | |
| ihrem unterschiedlichen, oft negativen Einfluss auf Männer und Frauen, die | |
| festgeschriebene sexuelle Selbstbestimmung … Das alles ist erst in den | |
| letzten 30 Jahren im öffentlichen Diskurs gelandet. | |
| Dein sambischer Vater lebt Dir und Deinen Schwestern das Ideal von Familie, | |
| häuslicher Teamarbeit und der Verbundenheit mit Afrika – Deinen zweiten | |
| Wurzeln und Vorfahren – vor. Seine Kindheit war vom Ende der britischen | |
| Kolonialherrschaft und den Freiheitsbewegungen im südlichen Afrika | |
| bestimmt. Auch seine Zeit war voll Hoffnung und Selbstbewusstsein. | |
| Nun bist Du gerade jetzt in eine Zeit geboren und wirst 1 Jahr alt, in der | |
| sich sich Fremdenhass und Rassismus wie ein Lauffeuer zu verbreiten und | |
| gesellschaftlich durchzusetzen scheinen. Gerade hat der amerikanische | |
| Präsident Diversity-Förderung beerdigt. Heute macht sich Angst breit, in | |
| Deutschland, in Europa, in der Welt, und Angst treibt die Menschen in den | |
| Egoismus. Rassismus und Fremdenhass werden leider auf jeden Fall Dein Thema | |
| sein. Und etwas ganz Neues, noch verschwommen Bedrohliches, ist die | |
| potenziell zukünftig falsche Nutzung von AI. | |
| Trotz allem, ich bin nicht naiv, aber denke positiv, ich bin Idealistin, | |
| auch wenn in diesen letzten Monaten und Wochen Vieles Angst macht. Die | |
| Angst soll nicht unser Leben bestimmen, der Glaube an Menschenrechte und | |
| die Gleichheit und Freiheit aller Menschen soll stärker sein. Ich wünsche | |
| mir, dass ihr Schwestern zusammenhaltet und Euch gegen Hass und Populismus | |
| stellt. Deine Mama, die Dich mehr liebt als alles auf der Welt | |
| Mein Engel der siegreichen Schwester, | |
| das bedeutet der Name, den ich dir gegeben habe. Du hast mich überrascht | |
| mit deiner Empfängnis. Ich habe nicht erwartet, dass du zu mir kommst, auch | |
| wenn ich mir sehnlichst gewünscht hatte, dich in mir zu tragen. An einem | |
| schönen, sanften Donnerstag hast du das Licht der Welt erblickt. Mit dem | |
| Schutz Gottes und den Segnungen deiner Mutter bist du auf diese Erde mit | |
| all ihren Freuden und ihrem Leid gekommen. Der Moment des Glücks, als ich | |
| dich in den Armen hielt, verwandelte sich sogleich in Schmerz, Traurigkeit | |
| und Sorge. Denn ich war schutzlos dem Rassismus der Hebammen ausgeliefert. | |
| Ich hätte gerne ermutigt, unterstützt und umarmt werden wollen, wie meine | |
| weiße Zimmernachbarin. Doch während sie die Aufmerksamkeit des | |
| Stationspersonals genoss, wurde ich ignoriert. | |
| Du warst zu schwach, um an meiner Brust zu trinken. Auf der anderen Seite | |
| waren meine Brüste durch die gesammelte Milch zu groß geworden und | |
| schmerzten. Ich bat die Stationsschwestern um Hilfe, um mir eine Pumpe zu | |
| besorgen. Mir wurde sie verweigert, während die Schwestern meiner | |
| Zimmernachbarin ausführlich erklärten, wie sie die Pumpe benutzen könne. | |
| Ich weinte, auch aus Sorge um meinen Gesundheitszustand, denn drei Tage | |
| nach dem Kaiserschnitt hatte noch immer keine Ärztin meine Wunde überprüft. | |
| Der Tag meiner Entlassung sollte ein Sonntag sein. Die Kinderärztin | |
| besuchte uns ein letztes Mal, um dich zu untersuchen. Ich teilte der ihr | |
| mit, dass es mir an Milch fehle, worauf sie die Schwester bat, mir einige | |
| Dosen Milch zu besorgen, damit ich dich zu Hause ernähren könne. Doch die | |
| Schwester erteilte der verwunderten Ärztin eine Absage mit der Begründung, | |
| dass das Krankenhaus nicht mehr genug Milch habe. Im ganzen Krankenhaus | |
| sollten nicht zwei, drei Milchdosen übrig sein, damit du am vierten Tag | |
| deines Lebens nicht hungrig sein musst? | |
| Zum Glück konnten wir das Krankenhaus am Sonntag noch nicht verlassen, du | |
| solltest am Montag noch einmal untersucht werden. Als die Schwestern mich | |
| auf die Entlassung vorbereiteten, erzählte ich einer von ihnen von meiner | |
| Traurigkeit und Sorge. Zu meinem Glück befand sich genau in diesem Moment | |
| eine Gynäkologin im Raum, die sich mit meiner privilegierten | |
| Zimmernachbarin unterhielt. Sie hörte meine Verzweiflung und kam zu mir, um | |
| sich nach meinem Befinden zu erkundigen, und ich berichtete ihr alles. | |
| Verwundert war dann auch diese Ärztin, diesmal über den Krankenhausbericht, | |
| in dem notiert war, dass meine Wunde bereits untersucht worden sei – eine | |
| Lüge. | |
| Was ich im Krankenhaus durchmachen musste, hat mit gezeigt, dass meine | |
| Hautfarbe oder ganz einfach meine Herkunft mich zur Verstoßenen bei den | |
| Hebammen machte. Es zeigt mir auch, dass der Rassismus und die | |
| Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft von Tag zu Tag zunehmen. | |
| Dieser Blick und die Ablehnung der Menschen um mich berühren mich sehr. Ja, | |
| ich habe geweint, weil ich genauso viel verdiene wie meine Zimmernachbarin. | |
| Ich war niedergeschlagen, aber nicht gebrochen. Was dich nicht umbringt, | |
| macht dich stark, so sagt man es in meiner Heimat. Jeder Tag ist ein Kampf. | |
| Die Menschen können dich zu Fall bringen, aber wir werden nicht fallen. | |
| Mögen dir die Wege offenstehen, die für mich verschlossen waren. Mögest du | |
| die Architektin, die Ärztin, die Ingenieurin sein, die ich nicht werden | |
| konnte. Möge dein Weg von goldenen Blumen überschwemmt sein, denn du bist | |
| Gold wert. Erleuchte weiterhin den Alltag deiner großen Schwester, den | |
| meinen und den von allen anderen, die dir nahe stehen. So wie deine | |
| Schwester unseren Alltag erleuchtet. Sei gesegnet. Mama, die dich liebt 💕. | |
| Bat sheli, meine Tochter, | |
| ich bin fast in der Mitte meiner Schwangerschaft mit dir. Genau jetzt sind | |
| deine Gebärmutter, Eierstöcke und Eizellen voll entwickelt. Das bedeutet, | |
| dass ich nicht nur dich, sondern auch meine etwaigen Enkelkinder in mir | |
| trage. Es lässt mich an meine Großmutter denken, die mich auch schon in | |
| sich trug, als sie nach der Vertreibung aus Deutschland durch die Nazis ein | |
| neues Leben begonnen hatte; an meine Mutter, die dich in sich trug, während | |
| sie unermüdlich daran arbeitete, in Israel eine gerechte Gesellschaft für | |
| die kommenden Generationen aufzubauen. Du wirst in Berlin geboren, als Kind | |
| einer israelischen Mutter und eines deutschen Vaters. Du bist ein Glied in | |
| einer Kette. | |
| Doch du hast mehr Möglichkeiten als jede Frau vor dir. Ich wünsche dir, | |
| dass du die richtigen Entscheidungen für dich treffen wirst. Sie werden | |
| nicht selbstverständlich sein. Die Welt ist nicht einfacher geworden für | |
| Menschen wie uns. Aber wenn ich an unsere Kette denke – bin ich sicher, | |
| dass deine Wahl die gerechte und die richtige sein wird. In Liebe, Ima | |
| Meine kleine Edith, | |
| auf deinem abenteuerlichen Weg von einem kleinen Mädchen zu einer | |
| erwachsenen Frau wünsche ich dir eine riesengroße Portion Mut. Mut, dir | |
| selbst, deinem Bauchgefühl und deinen Entscheidungen zu vertrauen. | |
| Herauszufinden, was dir Freude bereitet, woran und womit du dich wirklich | |
| begeistern kannst, wofür dein kleines Herz schlägt. Und dann dafür zu | |
| kämpfen. Den Mut zu haben, dich zu äußern, dich zu behaupten, laut zu sein. | |
| Für dich einzustehen, wenn es gerade wichtig für dich ist. Dich selbst | |
| nicht klein zu halten und dich auch von keiner anderen Person klein halten | |
| oder abbringen zu lassen. | |
| Auch wenn es ein Weg sein sollte, der sich stark von anderen unterscheidet | |
| oder der mit bestehenden Konventionen bricht, es wird dein Weg sein. Mit | |
| deiner Entschlossenheit und Willensstärke auch über bestehende Grenzen | |
| hinweg. Gleichzeitig wünsche ich dir den Mut, deine eigenen Grenzen spüren | |
| zu lernen, sie achtsam wahrzunehmen und sie zu verteidigen. Dich nicht | |
| hinreißen zu lassen, sondern deine Bedürfnisse klar zu artikulieren. Laut | |
| und deutlich. Dein Körper ist Werkzeug deines Geistes und gehört ganz | |
| allein dir. Ich hoffe, dass du ihn und somit auch dich selbst entsprechend | |
| akzeptierst, wertschätzt und selbstfürsorglich behandelst. | |
| Ich wünsche dir, dass du liebevolle Freund*innen findest, mit lachendem | |
| Herzen, mit denen du dich austauschen, ausprobieren und wachsen kannst. Mit | |
| denen du Banden bildest. Um gemeinsam gewappnet zu sein, gegen bestehende | |
| Schönheitsideale, oberflächliche Fernsehformate, falsche Welten auf Social | |
| Media und deren Vergleich, Materialismus, Konsum. Auch wenn das alles | |
| andere als einfach ist. Gewappnet gegen die Erwartung, als Frau Familie zu | |
| gründen, Kinder zu kriegen, Care-Arbeit leisten zu müssen. In Elternzeit zu | |
| gehen, Haus und Hof zu hüten, allein verantwortlich zu sein, für den Mental | |
| Load. Nach der Eingewöhnung der Kinder nur noch Teilzeit zu arbeiten. | |
| Eigenes Wachsen im Job hintenanzustellen. | |
| Du, meine Edith, wirst den Mut haben zu entscheiden, wen und wie du liebst. | |
| Wie bunt dein Du, wie bunt dein Leben ist. Wie du dich kleidest, wie du | |
| dich fortbewegst, wie du deine Freizeit gestaltest. So dass du dich auf | |
| deinem Weg selbst findest. Mit Geduld und Nachsicht. Und du dir selbst | |
| genug sein kannst. So wie du bist. Vollkommen. Deine Mama | |
| Endlich bist du da, meine kleine Malou! | |
| Die ganze Schwangerschaft haben wir gerätselt, ob du ein Mädchen oder ein | |
| Junge werden wirst und uns immer wieder dazu entschieden, uns bei der | |
| Geburt überraschen zu lassen. Vor allem aus Spannung, weil wir durch den | |
| medizinischen Fortschritt so vieles vorhersehen können. Außerdem solltest | |
| du unvoreingenommen angenommen werden und möglichst frei von | |
| geschlechterspezifischen Erwartungen aufwachsen. | |
| Als ich dich dann geboren habe, konnte ich das Glück in den Händen halten | |
| und war überwältigt von deiner Vollkommenheit. Dein Geschlecht spielte | |
| dabei keine Rolle. Ich habe sogar vergessen, zu gucken, welches Geschlecht | |
| du tatsächlich hast. | |
| Ich habe dich sofort geliebt – bedingungslos und echt. Diese Liebe ist | |
| stetig gewachsen und ich wünsche dir, dass du sie nicht nur von mir, | |
| sondern auch allen anderen Menschen, die dir wichtig sind, erfährst. Jetzt, | |
| wo ich weiß, dass du ein Mädchen bist, haben wir aber doch eine ganz | |
| besondere Beziehung: Mutter und Tochter. | |
| Ich habe das Gefühl, nun vielmehr hineinfühlen zu können, was du brauchst. | |
| Die Beziehung zu deinem Bruder kommt mir besonders eng vor, deine hingehen | |
| kommt mir besonders vertraut vor. Und selbst wenn ich wollte, dass ich euch | |
| vollkommen gleich behandle, so muss ich mir doch eingestehen, dass es für | |
| mich einen Unterschied macht. Dabei gibt es kein besser oder schlechter! | |
| Die Beziehung ist einfach anders. | |
| Und jetzt, wo ich das weiß, will ich es nicht weiter ignorieren. Denn | |
| authentisch zu sein, ist einer der wichtigsten Grundsätze für mich, die ich | |
| in der Erziehung umsetzen möchte. Und deshalb werde ich es zelebrieren, | |
| wenn ich dir dein erstes rosa Kleidchen kaufen kann. Vielleicht mag der ein | |
| oder andere jetzt aufschrecken. Wie kann ich als junge Mama, moderne Frau, | |
| so ein Rollendenken unterstützen? Ich jedoch bin überzeugt, dass sich deine | |
| Identität nicht dadurch bestimmt. | |
| Denn wer du bist, kann ich auch jetzt schon erkennen, ohne dass du deine | |
| Kleidung bewusst wahrnehmen kannst. Du bist humorvoll, ausgeglichen, | |
| musikalisch und glücklich. Und dein Name passt so unfassbar gut zu dir: | |
| Malou, die mutige Kriegerin und zugleich die Friedliche. Genau das wünsche | |
| ich dir auch fürs weitere Leben. Dass du für dich einstehst und kämpfst und | |
| gleichzeitig die Welt ein Stückchen friedlicher machst. | |
| Dass du deine Identität im Herzen trägst und dich von äußeren Umständen, | |
| den Meinungen anderer und Aussehen nicht verunsichern oder blenden lässt. | |
| Dass du die Fähigkeit besitzt hinter die Fassade zu blicken und dir selbst | |
| eine Meinung zu bilden. Dass du deinen eigenen Weg gehst und die Welt | |
| erkundest, ohne dich von Grenzen zurückhalten zu lassen.Du bist wunderbar, | |
| genau so wie du bist! Ich liebe dich! Deine Mama | |
| 7 Mar 2025 | |
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