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# taz.de -- Die Wahrheit: Boshafte Betbrüder
> Raffgieriges, vermeintlich christliches Personal gibt es auch in Irland.
> Neues von den dortigen Franziskanern, früher als Bettelorden gelistet.
Eigentlich ist es eine gute Idee, die Immobilien der katholischen Kirche zu
konfiszieren. Schließlich hat der Klerus die Gläubigen über Jahrhunderte
ausgequetscht und Besitztümer zusammengerafft.
Aber die Betbrüder von der Abbey House Prayer Group, die eine Klosterkirche
in Clonmel in der irischen Grafschaft Tipperary besetzt haben, sind auch
nicht besser als der Franziskanerorden, dem die Kirche gehört – oder
genauer gesagt gehört sie einer „SF Trust CLG“, was ein Konstrukt ist, um
Steuern zu sparen. Der Chefpater der Franziskaner, Aidan McGrath, ist der
Direktor des Trusts.
McGrath sagte, dass er vor zwei Jahren aufgrund der schwindenden Zahl und
des Alters der Gemeindemitglieder die Entscheidung getroffen hatte, den
Orden aus Clonmel zurückzuziehen. So hat man die Kirche damals den
Betbrüdern vorübergehend überlassen, wo sie zwei wöchentliche Gottesdienste
sowie Gelegenheiten zum Beichten und Geldspenden anboten. Zum Dank
veranstalten sie nun eine Sitzblockade, moniert McGrath.
Sein Namensvetter, der Abgeordnete Mattie McGrath, macht mit beim Sit-in.
„Ich kann nicht glauben, dass die Hirten die Herde von den Feldern
vertreiben“, rhabarberte er. Der Klotzkopf tritt gern mit rechtsextremen
Äußerungen über gleichgeschlechtliche Ehe, Schwangerschaftsabbruch oder
Autismus auf. Während der Coronapandemie gab er Verschwörungstheorien und
Vergleiche mit Nazis zum Besten.
Die frühen Franziskaner waren Bettelmönche, die in der Nachfolge ihres
Gründers Franz von Assisi die Aufforderung aus Lukas 9,3 beherzigten:
„Nehmt nichts mit auf die Reise, weder Stock noch Sack noch Speise noch
Geld, und nehmt auch keinen zweiten Waffenrock mit.“ Wozu auch, wenn man es
sich von der Herde holen kann, wie es die Kirche schon immer getan hat.
Papst Johannes XXII. hob die Armutsregel 1322 auf. Prompt begannen viele
Franziskaner, Reichtümer anzuhäufen und das Gelübde der Armut, der
Keuschheit und des Gehorsams geflissentlich zu ignorieren.
Trotzdem holte sich der Orden im 19. Jahrhundert das Geld für den Neubau
der Kirche, die 1269 erbaut und später vom englischen Schlächter Oliver
Cromwell geplündert und zerstört wurde, von den Einwohnern Clonmels, blieb
aber natürlich Eigentümer des prächtigen Gebäudes samt Schrein des heiligen
Antonius. Der wird verehrt, weil die Menschen Dinge verlieren und er dafür
zuständig ist, sie wiederzufinden.
Der Orden bietet nun an, die Kosten für die Schreinüberführung zur
Pfarrkirche zu übernehmen – für mehr Platz. Die Franziskaner klagen
nämlich, um die unautorisierten Fremdbeter zu vertreiben. Pater McGrath hat
bemerkt, dass man im Nachbargebäude einen Geldbatzen für
Geflüchtetenunterbringung einstreicht. Und seit 1322 ist man ja nicht mehr
gebunden an das Armutsgelübde.
3 Mar 2025
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Irland
Religionskritik
Katholische Kirche
Geld
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