# taz.de -- Franziska Preuß über Biathlon-WM: „Ich muss jetzt nicht zaubern… | |
> Vor der Biathlon-WM erzählt die Weltcup-Führende Franziska Preuß, weshalb | |
> sie so gut in Form ist – und was sie anders macht als früher. | |
Bild: Gut gelaunt ins Ziel: Franziska Preuß trifft mal wieder vor der Konkurre… | |
taz: Frau Preuß, wann und mit wem waren Sie [1][auf den WM-Strecken in der | |
Lenzerheide] und wie finden Sie die Anlagen da? | |
Franziska Preuß: In der Lenzerheide war ich am Anfang der Trainingssaison | |
für eine gute Woche. Die Anlagen sind echt gut. Ich wollte vorher nochmal | |
da hinfahren, weil wir in Lenzerheide auch wettkampfmäßig noch nicht oft | |
waren. Deshalb war mir die [2][eine Woche Schießen] dort auch wichtig. Ich | |
habe mir viele Notizen gemacht und hoffe natürlich, dass ich die jetzt auch | |
anwenden kann. | |
taz: Sie sind in diesem Winter so stark und stabil wie nie zuvor. Woher | |
kommt das? | |
Preuß: Ich denke, durch das Training den ganzen Sommer. Ich glaube, der | |
Game-Changer war jetzt einfach mal, gesund zu bleiben. Ich weiß, wie mein | |
Körper auf gewisse Sachen reagiert. Das versuche ich, bestmöglich zu | |
nutzen. Ich sage den Trainern, was ist mir wichtig ist, was ich erwarte und | |
wie ich mein Training machen will. Im Winter ist es schlussendlich so, dass | |
der eigene Name auf der Ergebnisliste steht und nicht der Name eines | |
Trainers. Man muss selbst die Verantwortung für sich übernehmen und das | |
habe ich relativ kompromisslos gemacht. | |
taz: Wenn Sie die Wahl hätten, Einzel-WM-Medaille oder Gesamtweltcup-Sieg, | |
was würden Sie nehmen? | |
Preuß: Ich glaube, den Gesamt-Weltcupsieg. Das ist wirklich eine der | |
größten Leistungen, die man erreichen kann. Da zählt nicht nur ein Tag, | |
sondern viele Tage zwischen November und März. Das ist echt cool. Es ist | |
eine Mega-Leistung, wenn man das gewinnt, Zweiter oder Dritter wird. | |
Natürlich würde ich aber zu einer WM-Einzelmedaille nicht Nein sagen. | |
taz: Für Sie ist es jetzt die siebte Weltmeisterschaft, aber der erste | |
Start im gelben Trikot bei der WM. Fühlt sich das anders an und ist das ein | |
besonderer Druck? | |
Preuß: Nein, groß anders fühlt es sich nicht an. Natürlich hat man ein | |
bisschen mehr Selbstvertrauen im Gepäck. Dieses Jahr habe ich schon das | |
eine oder andere Mal den Schritt aufs Podium geschafft. Ich weiß, worauf es | |
ankommt. Ich muss jetzt nicht zaubern, um das zu schaffen. Es ist also eine | |
gewisse Gelassenheit, die ich erlebe. | |
taz: Wie groß ist Ihre Sehnsucht nach einer weiteren WM-Einzelmedaille? | |
Preuß: Natürlich sehr groß. Es ist fast zehn Jahre her, als ich das letzte | |
Mal eine Einzelmedaille gewonnen habe. Es wäre ein cooles Jubiläum. Gerade | |
nach den letzten Wochen, wo ich fast bei jedem Rennen auf dem Podium war, | |
wäre es natürlich eine Enttäuschung, wenn man das zur WM nicht schafft. | |
Deswegen ist schon das Ziel, eine Einzelmedaille mit nach Hause zu nehmen. | |
taz: [3][Mit den Erfolgen kommt auch mehr Aufmerksamkeit.] Wie wohl fühlen | |
Sie sich in dieser Rolle im Rampenlicht? | |
Preuß: Ja, das ist nicht meine Lieblingsrolle, ich stehe nicht so gerne im | |
Mittelpunkt. Aber es gehört dazu. Ich kann das auch relativ gut ausblenden. | |
Wenn ich daheim bin, dann hat sich für mich nicht wirklich viel verändert | |
im Vergleich zu den letzten Jahren. Da ist immer noch derselbe Mensch, | |
dieselbe Sportlerin. | |
taz: Sie waren in den letzten Wochen eine absolute Bank am Schießstand und | |
die deutschen Männer nicht. Ist denn mal jemand zu Ihnen gekommen und hat | |
Sie gefragt, wie Sie das eigentlich machen? | |
Preuß: Ja, die Männer haben mich schon wegen meinem Liegendschießen | |
angesprochen, was ich denn da mache und wie. Bei mir steckt jahrelange | |
Arbeit dahinter. Ich könnte es gar nicht in einem Fazit erklären, was ich | |
da genau mache. Man versucht natürlich, einen Tipp zu geben. Aber es ist ja | |
im Biathlon nicht so, dass alle Wege gleich sind. Jeder liegt anders im | |
Anschlag und jeder fühlt sich auch anders. Deshalb kann man nicht pauschal | |
sagen: Mach so, weil dann triffst du. | |
taz: Sie hatten einmal erklärt, dass Sie nach Olympia möglicherweise Ihre | |
Karriere beenden wollen. Dann wäre das jetzt in der Schweiz die letzte | |
Chance auf WM-Medaillen… | |
Preuß: Ich habe jetzt ehrlicherweise noch gar nicht so darüber nachgedacht. | |
Als Sportler ist man immer so im Hier und Jetzt und konzentriert sich auf | |
die aktuelle Aufgabe und was dann eventuell in ein, zwei Jahren ist oder | |
sich ändert, spielt für mich aktuell gar keine Rolle. Man versucht jeden | |
Tag einfach das Beste rauszuholen, deshalb ist das kein großes Thema für | |
mich. | |
12 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Lars Becker | |
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