| # taz.de -- Reichtum und Davos: Auch der Kapitalismus ist nicht ewig | |
| > Das Weltwirtschaftsforum Davos lädt dazu ein, sich über maßlosen Reichtum | |
| > aufzuregen. Nur sind die Zeiten für „smash capitalism“ gerade nicht so | |
| > gut. | |
| Bild: Protest in Davos, 19. Januar: Parolen wie „Eat the Rich“ sind momenta… | |
| Das [1][Weltwirtschaftsforum von Davos] (WEF) ist immer ein guter Anlass, | |
| sich über maßlosen Reichtum aufzuregen – wie es die Organisation Oxfam mit | |
| ihrem neuen Bericht über die Milliardäre gerade wieder tut. Tatsächlich | |
| geht obszöner Reichtum – Tesla-Chef Elon Musk beansprucht alleine einen | |
| Bonus von 56 Milliarden Dollar – neuerdings mit seinen politischen | |
| Angriffen auf die Demokratie einher. Die WEF-Partner Jeff Bezos, Amazon, | |
| Mark Zuckerberg, Meta-Facebook-Instagram und andere rangieren in derselben | |
| Liga, wenn sie es auch nicht so toll treiben wie Musk. | |
| So ist die Forderung richtig, sehr große Vermögen höher zu besteuern und | |
| die Mittel zugunsten der Bevölkerungsmehrheit umzuverteilen. Allerdings | |
| sind die Zeiten dafür nicht die besten. Die internationale | |
| Mindestgewinnsteuer für transnationale Unternehmen wurde nach jahrelangem | |
| Ringen eingeführt, doch sie erbringt kaum Einnahmen. In Deutschland | |
| existiert [2][nicht mal eine parlamentarische Mehrheit für eine kleine | |
| Vermögensteuer]. | |
| Weltweit ebenso wenig, wenngleich die Vereinten Nationen auf Initiative | |
| Brasiliens über eine Zwei-Prozent-Vermögensteuer für Milliardäre und | |
| Multimillionäre diskutieren. Prognose: Das dauert 20 Jahre, wenn es | |
| überhaupt kommt. Die Befürworter sind zu schwach, die Gegner zu stark. | |
| Grundsätzlich aber sind große Gerechtigkeitssprünge möglich. Im frühen 20. | |
| Jahrhundert wurde in den USA Rockefellers Standard-Oil-Konzern zerschlagen. | |
| Zwischen dem 2. Weltkrieg und den 1970er Jahren erstarkten die europäischen | |
| Sozialstaaten. Die Einkommens- und Vermögensverteilung war damals | |
| ausgeglichener, wenngleich die Vermögen der Reichen trotzdem schneller | |
| wuchsen als die der Mittel- und Unterschicht. | |
| Wann es wieder zu einer solchen Situation kommt, weiß man nicht. Parolen | |
| wie „Eat the Rich“ oder „Smash Capitalism“ sind momentan im besten Fall | |
| romantisch, im schlechteren gefährlich, weil sie den Blick auf die | |
| Wirklichkeit verstellen. Andererseits ist nichts ewig, auch der | |
| [3][Kapitalismus steckt in ständiger Transformation]. So kann es gut sein, | |
| dass die Leute in 100 Jahren zurückblicken und sagen: So um 2070 veränderte | |
| sich die Wirtschaftsordnung so grundlegend, dass wir jetzt etwas anderes | |
| haben. | |
| 21 Jan 2025 | |
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| Hannes Koch | |
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