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# taz.de -- Fußballschiedsrichter am Stadionmikrofon: Wer hat die schönste St…
> Robin Braun hat als erster Unparteiischer per Stadiondurchsage eine
> Entscheidung erklärt. Historisch! Seine Performance eröffnet neue
> Debattenräume.
Bild: Mit fester Stimme: Robin Braun klärt die Zuschauer über eine korrigiert…
Robin Braun hat also Geschichte geschrieben. So jedenfalls hieß es nach dem
20. Spieltag der Männerbundesliga. Er war der erste Schiedsrichter, der in
Deutschland bei einem Ligaspiel eine Entscheidung, die im
Videoschiedsrichterraum getroffen wurde, über das Stadionmikrofon verkündet
hat. Ein großer Moment, über den Historiker noch in Jahrhunderten, wenn
nicht gar Jahrtausenden ganze Monografien schreiben werden. Oder war das
vielleicht doch nicht das ganz große Ding? Wer sich den O-Ton aus der
Übertragung des Spiels noch einmal anhört, wird schnell feststellen, dass
dem wackeren Schiedsrichter eigentlich niemand im Stadion zugehört hat.
[1][Die Ultras sind] ohnehin immer mit sich selbst beschäftigt und trällern
ihre immer gleichen Lieder. Auf die Haupttribüne gehen die Menschen ja
eher, um gesehen zu werden und nicht um sich ein Fußballspiel anzusehen.
Und wer sich wirklich dafür interessiert, was auf dem Platz geschieht und
entschieden wird, der hat stets sein Smartphone mit einem Live-Ticker vom
Spiel parat, in dem ihm erklärt wird, was er vielleicht gerade nicht
mitbekommen hat.
[2][Die große Transparenzoffensive,] als die nun die Stadiondurchsagen von
der Liga bezeichnet werden, wird demnach wohl kaum dafür sorgen, dass all
diejenigen, die bisher so gar nichts mit der [3][spielverzögernden
Videoschiedsrichterei] anfangen konnten, zu Fans des VAR werden.
Immerhin bringen die Durchsagen einen neuen Ton ins Stadion. Im Fall von
Robin Braun war der schon gar nicht mal so schlecht. Mit fester Stimme
teilte der Schiri, dem man gerade gesagt hatte, dass er fälschlicherweise
auf Elfmeter entschieden hatte, mit: „Nach Ansicht der Bilder lag eine
Abseitsstellung vor. Die Entscheidung lautet: kein Elfmeter.“
## Schönes Diskussionsthema
Die einen mögen seine Stimme ein wenig zu hoch finden, andere sich
vielleicht genau in diese Frequenz regelrecht verliebt haben. Den einen mag
er cool vorgekommen sein, anderen vielleicht ein wenig blutleer. Es lässt
sich jedenfalls trefflich streiten über jede Ansage, die fortan gemacht
wird. Und was gibt es Schöneres, als sich beim Thema Fußball zu streiten?
Am Ende der Saison jedenfalls wird auf Social Media gewiss ein Urteil
darüber gefällt worden sein, wer von allen Schiris die schönste Stimme hat.
Und wenn aus der Testphase einst der Regelfall werden sollte, werden die
großen Verbände vielleicht am Ende jedes Jahres nicht nur die besten
Spieler auszeichnen, sondern auch den Schiedsrichter mit der schönsten
Stimme mit irgendeinem von irgendeinem Golfstaat gesponserten Award
versehen. Die erste solcher Preisverleihungen wird dann gewiss als
historisch bezeichnet werden.
Und schon tut sich wieder ein neues Berichterstattungsfeld auf. Was trägt
der Schiri bei der Preisverleihung? Wer ist die Frau an der Seite des
Pfeifenmannes mit der schönen Stimme? Und was wird sie sagen, wenn ihr
Liebster in den Nacht nach der Gala mit seiner Trophäe ins Bett geht statt
mit ihr, wie er es einem People-Magazin exklusiv und vorab erzählt hatte?
Am Ende werden also Geschichten geschrieben, wie sie nur der Fußball
schreibt. Geschichten, für die es nur ein Wort gibt: historisch.
5 Feb 2025
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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Videobeweis
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