# taz.de -- Keir Starmer beim EU-Sondergipfel: UK und EU wollen „Neustart“ | |
> Der britische Premier reist für einen EU-Sondergipfel nach Brüssel. Dort | |
> findet eine Annäherung von beiden Seiten statt. | |
Bild: Der britische Premier Keir Starmer beim EU-Sondergipfel, Brüssel, am 4.2… | |
Brüssel taz | Fünf Jahre nach der Scheidung – dem Brexit – bereiten sich | |
Großbritannien und die EU auf eine neue Partnerschaft vor. Der Besuch des | |
britischen Premiers Keir Starmer [1][beim EU-Sondergipfel am Montag] sei | |
nur der Auftakt gewesen, heißt es in Brüssel. Als Nächstes ist ein | |
bilateraler Gipfel am 19. Mai auf der britischen Insel geplant. | |
Dabei soll es um den „Reset“ gehen, also um einen Neustart. Neue Liebe | |
steckt allerdings nicht dahinter, die Wiederaufnahme Großbritanniens in die | |
EU ist tabu. Vielmehr geht es erst einmal darum, die beim Brexit | |
aufgerissenen Gräben zuzuschütten und sich wieder anzunähern. Die | |
Erwartungen gehen dabei weit auseinander. | |
Die EU wolle „die engste Beziehung, die wir zusammen haben können“, sagte | |
[2][EU-Ratspräsident António Costa] am späten Montagabend in Brüssel. Jetzt | |
sei der Moment gekommen, sich wieder näherzukommen, erklärte der polnische | |
Regierungschef Donald Tusk. Ähnlich warme Worte sucht man in London bisher | |
vergeblich. | |
Starmer war überhaupt nur zum EU-Gipfel gereist, um über die | |
[3][Verteidigung der Ukraine] und die Aufrüstung Europas zu sprechen. Beim | |
Abendessen mit den 27 Staats- und Regierungschefs warb er dafür, | |
Großbritannien stärker in eine europäische Rüstungszusammenarbeit | |
einzubinden. | |
## Sinneswandel in UK | |
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlich hat Großbritannien, | |
solange es noch EU-Mitglied war, alles getan, um eine europäische | |
Verteidigungsunion zu blockieren. Es dürfe keine Dopplung mit der Nato | |
geben, hieß es damals in London. Nun möchte Starmer gern dabei sein, wenn | |
ein gemeinsamer Rüstungsmarkt entsteht. | |
Außerdem will er sich – ähnlich wie der frühere Premier und „Brexiter“ | |
Boris Johnson – als engster Verbündeter der Ukraine und härtester Gegner | |
Russlands profilieren. Bei anderen Themen ist er dagegen sehr | |
zurückhaltend. | |
Während die EU schon große Pläne schmiedet, möchte Großbritannien zunächst | |
nur über Erleichterungen bei Energie und Handel sprechen, um die Folgen des | |
EU-Austritts abzumildern. So ist London an einem schnellen Deal zur | |
Vereinheitlichung von Veterinärkontrollen interessiert, der den Handel mit | |
Lebensmitteln erleichtern könnte. | |
Eine „Mobilitätsvereinbarung“, die Brüssel für britische Studenten und | |
junge Berufstätige vorgeschlagen hatte, um Reisen und Arbeiten in der EU zu | |
erleichtern, ist in London hingegen kein Thema. Für eine Wiederannäherung | |
sei dies „auf keinen Fall der richtige Ausgangspunkt für uns“, erklärte | |
Innenministerin Yvette Cooper. | |
## Narben in der EU verheilt | |
In den britischen Medien wird ein solches Abkommen gern als Rückkehr zur | |
verhassten Personenfreizügigkeit präsentiert. Damit lassen sich offenbar | |
immer noch die alten Reflexe bedienen, die 2016 beim EU-Referendum zum | |
Brexit geführt hatten. Auf dem europäischen Kontinent hingegen sind die | |
alten Narben weitgehend verheilt. | |
Hier würde man die Briten gern wieder mit offenen Armen empfangen. Tusk | |
träumt sogar schon vom „Breturn“ – also der Rückkehr („Return“) der… | |
in die EU. Allerdings hat er die Rechnung ohne Donald Trump gemacht. Der | |
US-Präsident versucht wieder einmal, Großbritannien und die EU zu spalten – | |
diesmal mit amerikanischen Strafzöllen. | |
Die Europäer müssten schon bald mit Zöllen rechnen, heißt es in Washington. | |
Die Briten hingegen könnte Trump verschonen. Für den Reset wäre das keine | |
gute Nachricht, sondern ein weiteres großes Problem. | |
4 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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