# taz.de -- Episches Duell bei Radcross-WM: Meisterlich im Morast | |
> Bei der Radcross-WM in Liévin setzt sich Mathieu van der Poel gegen | |
> seinen größten Rivalen Wout van Aert durch. Und holt damit seinen siebten | |
> Titel. | |
Bild: Mathieu van der Poel kommt wieder einmal am besten mit den schwierigen Be… | |
Eine Kurve und es war vorbei. Was genau dort, 20 Sekunden nach dem Start | |
des Männer-Rennens im nordfranzösischen Liévin passiert war, hatten nicht | |
einmal die TV-Kommentatoren gesehen. Doch das Ergebnis war eindeutig: | |
[1][Mathieu van der Poel,] sechsmaliger Weltmeister im Cyclocross, so der | |
internationale Name des Querfeldeinradfahrens, setzte sich sogleich vom | |
Hauptfeld ab. [2][Wout van Aert,] dreimaliger Titelträger und ewiger | |
Rivale, kam im Gedränge fast zum Stillstand und fiel weit zurück. Womit der | |
Hype eines epischen Duells, der in den Tagen zuvor so schnell über [3][die | |
„Cross“-Szene] hereingebrochen war, sich noch schneller in Luft auflöste. | |
Etwas über eine Stunde später überquerte der Niederländer van der Poel, 30, | |
Sohn des in den 1980ern erfolgreichen Radprofis Adrie van der Poel und | |
Enkel des großen Franzosen Raymond Poulidor, die Ziellinie. Alleine, so wie | |
es in dieser Disziplin indes der Normalzustand ist, und sieben Finger den | |
Kameras entgegenstreckend, einen für jeden Weltmeistertitel, womit er den | |
Rekord Erik De Vlaemincks einstellte. Dem zollte auch der gleichaltrige | |
Belgier van Aert Respekt, als er 45 Sekunden später, seinen Helm ziehend, | |
folgte, selbst mit gebührendem Abstand vor seinem Teamkollegen Thibau Nys. | |
Die Machtverhältnisse am Ende der Querfeldeinsaison sind damit zementiert: | |
Die beiden Superstars, deren Karrieren laut einem niederländischen | |
TV-Kommentator „so eng miteinander verschmolzen sind, dass, wenn man den | |
Namen des einen sagt, auch den des anderen ausspricht“, fahren jeder in | |
seiner eigenen Dimension, weit dahinter folgt das Feld. Beide sind dem | |
Cross eigentlich seit Jahren entwachsen und betreiben die Wintersaison in | |
morastigen Feldern nicht zuletzt als Vorbereitung für die Straßenrennen, | |
die ihre Schatten schon vorauswerfen. | |
Dass van Aert, wie er am Sonntagabend zugab, entgegen seiner Gewohnheit mit | |
seiner Rolle als „best of the rest“ zufrieden war, liegt nicht nur an | |
seiner Anerkennung für den ungeheuren Nimbus, den sein Konkurrent | |
inzwischen hat. Es bedeutet auch, dass er nach seinem Horrorjahr mit zwei | |
kapitalen Stürzen und langwierigen Rehaphasen wieder auf dem Weg zurück ist | |
zu seiner früheren prächtigen Verfassung, die auch Grundlage für einen | |
erfolgreichen Saisonstart im Frühjahr sein soll. | |
## Elektrisierende Atmosphäre | |
Natürlich war all das allen Liebhaber*innen dieser Sportart klar, die | |
in den Niederlanden und vor allem Belgien so zahlreich sind. Und doch baute | |
sich in den Tagen vor dem Rennen innerhalb kürzester Tag eine | |
elektrisierende Atmosphäre auf. Erst nachdem er am Wochenende zuvor im | |
niederländischen Hoogerheide seinen Cross-Winter eigentlich schon beendet | |
hatte, verkündete er, doch in Liévin an den Start zu gehen. | |
Das Städtchen im Steinkohlebecken bei Lens liegt 50 Kilometer von der | |
belgischen Grenze, Tausende Anhänger*innen machten sich extra auf den | |
Weg. Der tiefe, matschige Parcours, analysierten Experten, liege van Aert, | |
und die Tageszeitung De Standaard orakelte unter der Woche: „Wenn van Aert | |
van der Poel irgendwo schlagen kann, dann dort.“ | |
Dass es nur der Widerschein eines großen Duells wurde, lag auch daran, dass | |
der Belgier, entsprechend seiner Startposition in der vierten Reihe, sofort | |
an den Rand gedrängt und einen Fuß aus der Pedale nehmen musste. Er musste | |
sich erst eine Lücke suchen, bevor er sich mit seitlich aufgerissener Hose | |
Stück für Stück nach vorne kämpfen konnte. Nach der zweiten Runde war er | |
schon Siebter, nach der dritten Zweiter. Die Frage stand im Raum, ob van | |
Aert noch näher kommen könnte. Er konnte nicht, auf einem Kurs, der in | |
Teilen gefroren und glatt war und den technisch versierteren van der Poel | |
begünstigte. | |
Der Stimmung in Liévin tat all dies keinen Abbruch. Vielfarbiger Rauch hing | |
über der Strecke, während sich die Matatdore des Morasts dem Ziel | |
entgegenkämpften. Auch der ferne Widerschein des großen Zweikampfs tat | |
offenbar seine Wirkung. Rekordträger van der Poel kündigte an, sich abends | |
einen Wein zu genehmigen. Rivale van Aert tauchte hingegen auf dem | |
Nachhauseweg gutgelaunt an einem Imbiss namens „’t Friethuisje„ auf – z… | |
großen Freude des Personals. Fritten, das ist unbestritten, gehören zur | |
Querfeldeinsaison. | |
3 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Radsport-Klassiker/!5996138 | |
[2] /Favorit-Wout-van-Aert-bei-Radsport-WM/!5800969 | |
[3] /Kulturgut-Cyclocross/!5745148 | |
## AUTOREN | |
Tobias Müller | |
## TAGS | |
Rennrad | |
Radsport | |
Weltmeister | |
Radrennen | |
Radsport | |
Radsport | |
Radsport | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Radfahren extrem: Querfeldein durch den Matsch | |
Beim Cyclocross geht es auf dem Rad durchs Gelände. Für Anu Haase und Silke | |
Keil, gibt es nichts Schöneres, als im Winter durch den Matsch zu rasen. | |
Radsport-Klassiker: Der Uneigennützige | |
Weltmeister und Titelverteidiger Mathieu van der Poel verhilft seinem | |
Teamkollegen Jasper Philipsen zum Sieg bei Mailand–San Remo. | |
Favorit Wout van Aert bei Radsport-WM: Alleskönner unter Druck | |
Bei der Rad-WM in Belgien kann Favorit Wout van Aert mit vielen | |
gegnerischen Attacken und der Unterstützung von einer Million Anhänger | |
rechnen. |