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# taz.de -- Neuer Saarbrücken-„Tatort“: Gesprengte Grenzen
> Ein clever bis hinüber nach Frankreich gestrickter Fall wird hier
> geboten. Und Hauptkommissarin Pia Heinrich gibt die schlaflose
> Ermittlerin.
Bild: Nach dem nächtlichen Überfall auf einen Geldtransporter am Tatort: Haup…
Berlin taz | Manche Blicke sagen mehr als viele Worte: Der
Sicherheitsbeamte Ralf Hochstädter (Jean-Luc Bubert) schaut im Casino dabei
zu, wie Geldscheine für den Transport gezählt und verpackt werden. Fast 3
Millionen. Seine Blicke könnten zweierlei bedeuten. Will ich auch! Oder:
Hoffentlich geht nachher alles gut. Schließlich ist das hier ein
„Tatort“-Krimi, und er heißt: „Das Ende der Nacht“.
Der Geldtransporter ist im nächtlich-einsamen Saarbrücken unterwegs.
Schnell überschlagen sich die Ereignisse, das ist spannend erzählt. Der
Geldtransporter wird unter einer Brücke gestoppt, es kommt Sprengstoff zum
Einsatz. Was macht man in so einer Situation? Sich streng ans Protokoll
halten, wie es der jüngere Kollege, der Fahrer Aytaç Çelik (Mücahit Altun)
tun will: Im Wagen bleiben und auf die Polizei warten? Oder nur raus aus
dem Transporter, wie es der ältere Kollege Hochstädter aus Angst vor den
Flammen vorschlägt? Er steigt aus und wird eiskalt erschossen.
Parallel zum Geschehen rund um den Überfall sehen wir eine einsame
Passantin. Es handelt sich um, und das wirkt etwas arg konstruiert, die
schlaflose Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer). Sie
holt sich in einer Nachtapotheke illegal Tabletten. Sie ist in der Nähe und
als Erste am Tatort.
Als die Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk
(Daniel Sträßer) eintreffen, bietet sich ihnen ein verstörendes Bild, das
die gewaltige Explosion hinterlassen hat. Dennoch können sie scherzen.
„Nicht schon wieder Geld!“, stöhnt der eine. „Das gibt bunte Fingerchen,
wenn sie sich nicht auskennen“, sagt der andere. Wie es aussieht, waren
hier aber Profis am Werk. Und was hat die Zahl 73 zu bedeuten? Nummerieren
die Kriminellen etwa ihre Überfälle?
## Rassistisch motivierte Klischees
Schnell haben [1][die beiden Hauptkommissare] da so einen Verdacht. Sie
machen beim Verhör des Fahrers, der unter Schock steht, keine gute, eher
eine miese Figur. Rassistisch motivierte Klischees kommen zum Tragen.
Die [2][Fahndung läuft bald grenzüberschreitend]. Eine Spur führt zu einer
Verbrecherbande in Frankreich, die französische Polizei wird hinzugezogen.
Derweil bekommt Carla Radek (Lena Urzendowsky) Besuch von Hölzer und
Schürk. Denn ihre Eltern könnten die Täter sein, doch von denen hat sie
schon seit Ewigkeiten nichts mehr gehört oder gesehen. Aber stimmt das
auch? Zentral ist hier die Frage, was Eltern ihren Kindern mit auf den Weg
geben, wie sie sie prägen und formen.
Dann nimmt die Sache rasant Fahrt auf. Ab Minute 40 eskaliert die Lage.
Hauptkommissarin Heinrich gerät in Lebensgefahr.
Dass in diesem [3][clever gestrickten Fall] über Grenzen hinweg und in zwei
Sprachen ermittelt wird, ist superb und tut dem „Tatort“ richtig gut (die
Zweisprachigkeit steht schon dem deutsch-polnischen „Polizeiruf 110“ vom
RBB gut zu Gesicht). Bitte mehr davon. Denn das erweitert den Horizont und
ermöglicht neue Erzählräume und -stränge.
Wird der Saarbrücker „Tatort“ künftig also öfter nach Frankreich gehen?
„Nur, wenn es dafür einen dramaturgischen Grund gibt“, sagt der
SR-„Tatort“-Redakteur Christian Bauer im Pressematerial. Na, liebe
Drehbuchautor:innen, gebt der Redaktion öfter einen Grund. „Das Ende der
Nacht“ mit dem furiosen Showdown in einem französischen Bunker ist doch ein
gelungenes Beispiel. Und der Saarbrücken-„Tatort“ kommt ja leider nur
einmal im Jahr.
Saarbrücken-„Tatort“, „Das Ende der Nacht“: So., 26. 1., 20.15 Uhr, AR…
21.45 Uhr, One; Mediathek
26 Jan 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Saarbrücken
Tatort
Zweisprachigkeit
Serien-Guide
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TV-Krimi
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