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# taz.de -- Mineralien-Förderung auf Meeresboden: WWF verklagt Norwegen wegen …
> Norwegen verfolgt weiter den Plan, Unternehmen den Bergbau auf dem Grund
> des Nordmeers zu erlauben. Umweltschützer*innen ziehen jetzt vor
> Gericht.
Bild: Eine von vielen Protestaktionen gegen Tiefseebergbau, London im April 2024
Härnosand taz | Proteste von Umweltorganisationen, Warnungen aus der
Forschung, Bedenken der eigenen Umweltbehörde, eine EU-Resolution: Nichts
brachte die norwegische Regierung bisher davon ab, den geplanten
[1][Tiefseebergbau] auf dem Grund des Nordmeeres voranzutreiben. Kann ein
Gericht sie stoppen? Darauf setzt jetzt die Naturschutzorganisation WWF
Norwegen. Sie hat Klage eingereicht.
Am Donnerstag beginnt die fünftägige Verhandlung in erster Instanz in Oslo.
„Wir verstehen das Verhalten der Regierung selbst nicht“, sagt Karoline
Andaur, Chefin des WWF in Norwegen. Die Organisation fordert den Stopp des
„übereilten Prozesses“.
Stattdessen müsse Norwegen aktiv ein nationales und globales Moratorium
unterstützen, bis gesicherte Erkenntnisse über die Folgen von
Tiefseebergbau für die Ökosysteme gewonnen wurden. Außerdem sollten keine
staatlichen Fördergelder an privatwirtschaftliche Gruben-Unternehmen gehen.
Gelder sollten stattdessen in unabhängige Meeresforschung umgeleitet
werden.
Moratorien für diese Art Bergbau gibt es inzwischen in mehr als 30 Ländern.
Norwegen stellt sich weiterhin stur. Die Minderheitsregierung aus
Sozialdemokraten und Zentrumspartei, die für ihr Vorhaben im Januar eine
Parlamentsmehrheit erlangte, betont immer wieder, man wolle die Pläne ja
schrittweise, vorsichtig und nachhaltig umsetzen.
## Lizenzen für drei Meeresgebiete
„Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist so schlecht gemacht, man fischt
einfach im Trüben“, entgegnet Andaur im Gespräch mit der taz. „Man kann ja
unterschiedlicher Meinung über politische Entscheidungen sein. Aber sie
müssen auf ausreichender Wissensgrundlage gefällt und nach dem
Vorsorgeprinzip gefällt werden, so steht es im Gesetz.“ In der Klage gehe
es darum zu zeigen, dass Norwegen die Gesetze nicht eingehalten hat.
Die Regierung hatte im Juni bekanntgegeben, dass drei Gebiete für eine
erste Konzessions-Runde freigegeben werden sollen – insgesamt gut 280.000
Quadratkilometer Meeresboden zwischen Norwegen, Grönland und Spitzbergen.
Hier sollen Unternehmen bald Lizenzen erwerben können, um den Boden
zunächst auf [2][Mineralien] zu untersuchen. Um tatsächlich mit dem Abbau
zu beginnen, wären dann weitere Genehmigungsschritte notwendig. Aber:
„Erfahrungsgemäß ist die Möglichkeit, ihn dann noch zu stoppen, sehr
gering“, sagt Andaur.
Bis Ende September hatten [3][Einzelpersonen, Verbände und Institutionen in
Norwegen Zeit gehabt, sich öffentlich zu den vorgeschlagenen Gebieten zu
äußern]. Dabei war der Tenor weitgehend kritisch: Es sei noch viel zu wenig
über die Ökosysteme der betroffenen Areale bekannt, und schon allein mit
Bodenuntersuchungen zu beginnen, könne irreversible Schäden verursachen.
Auch wissenschaftliche Stimmen äußerten sich so.
## Ungewohnt starker Gegenwind
„Eine so einstimmige Ablehnung wie in diesem Fall hat man noch nicht
gesehen“, konstatiert Umweltschützerin Andaur. Die Umweltbehörde etwa
meinte, dass es weder eine fachliche noch eine juristische Grundlage gebe,
um diese sensiblen Gebiete für Tiefseebergbau zu öffnen.
Auch international gibt es ungewohnt starken Gegenwind. Norwegen tritt nach
außen normalerweise als fortschrittlicher Verfechter einer nachhaltigen
Meerespolitik auf, nicht zuletzt als Mitbegründer des Gremiums Ocean Panel.
Dass die umstrittenen Tiefsee-Bergbaupläne nun dem Ruf Norwegens schaden
könnten, stellte Außenminister Espen Barth Eide schon im März im Parlament
fest.
Die Regierung spüre den Druck von allen Seiten, da ist Andaur sich sicher.
Der WWF sei darauf eingestellt, mit dem Fall notfalls durch alle Instanzen
zu gehen. „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir im Recht sind.“
28 Nov 2024
## LINKS
[1] /Tiefseebergbau/!t5009483
[2] /Tiefseebergbau-in-Norwegen/!5941782
[3] /Tiefseebergbau-in-Norwegen/!6040266
## AUTOREN
Anne Diekhoff
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