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# taz.de -- RB Leipzig im Pokal: Alles für die Familie
> Nach einer Niederlagenserie spielt RB Leipzig im DFB-Pokal gegen
> Eintracht Frankfurt groß auf. Und Trainer Marco Rose erfährt viel Liebe.
Bild: Eintracht Leipzig: Nach dem dritten Treffer haben sich Spieler und Traine…
Die Szene des Spiels ereignete sich in der 58. Minute. Mit einem wuchtigen
Distanzschuss unter die Latte hatte Lois Openda gerade RB Leipzig mit 3:0
in Führung gebracht. Voller Euphorie drehte er zum Jubeln in Richtung
Seitenlinie ab und da stand Trainer Marco Rose. Der Belgier fiel seinem
Coach um den Hals und in wenigen Augenblicken hatte sich eine Jubeltraube
gebildet. Alle um den Trainer, das war das Bild.
„Nach dem dritten Tor sind wir alle zusammengekommen, wir kämpfen
gemeinsam, wir tun alles gemeinsam wie eine Familie“, sagte Torschütze
Openda. „Natürlich haben wir auch für den Trainer gekämpft, für den Sieg,
für die Familie.“ Moment: Für den Trainer gekämpft? Tatsächlich war Rose
lange der (nach Punkten) erfolgreichste Trainer der kurzen RB-Historie,
zuletzt aber [1][in eine Negativserie geraten.] Sowohl die Zahl der
Niederlagen als auch die der verletzten Profis stieg und stieg. Deshalb war
die Partie im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt eine Art Endspiel. Und
das ging mit 3:0 (1:0) klar an die Leipziger.
„Wir kennen das nicht, fünf von sechs Spielen zu verlieren. Ich müsste
lügen, wenn ich sage, der Sieg tut nicht gut“, gestand Rose nach der
Partie. Dabei wirkte die Mannschaft wie ausgewechselt. Am Samstag war sie
noch vom VfL Wolfsburg mit 1:5 vorgeführt worden, was naturgemäß die
Spekulationen über ein mögliches Rose-Aus angeheizt hatte. Gegen
indisponierte Frankfurter zeigte RB nun, was sportlich in der Mannschaft
steckt: viel Tempo, sichere Ballzirkulation, gefährliches Umschaltspiel.
Dazu kommt schlicht individuelle Klasse. Der 19-jährige Antonio Nusa ist
seit Wochen in bestechender Form, bereitete das 1:0 durch eine tolle
Sololeistung vor, Benjamin Sesko (31.) veredelte zur Führung. Kurz nach der
Halbzeit erzwangen die Leipziger [2][in alter RB-Manier] einen Ballgewinn,
den Openda (50.) zum 2:0 nutzte.
Am Ende stand ein Sieg, der für Leipzig eine Wende markieren soll. „Wir
haben heute eine Antwort gegeben, aber wenn man eine sehr gute Mannschaft
mit Ambitionen sein will, müssen wir mehrere Antworten geben“, sagte
Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer. Der war im Sommer aus Wolfsburg
gekommen, um die hohen Ansprüche des Konzerns aus Österreich zu erfüllen.
Der ist in Person von Oliver Mintzlaff als mächtige Figur im Aufsichtsrat
vertreten und würde gerne mehr Titel sehen.
## Mehr Ehrgeiz auf Titel mit Klopp
Nach den zwei Pokalsiegen 2022 und 2023 wurde eine gewisse Bequemlichkeit
in Leipzig ausgemacht. So ist zu verstehen, dass Mintzlaff Ende September
in einem Interview mit dem kicker den Druck erhöhte: „Wir waren noch nie
da, wenn die Lücke aufging.“ Was er sagen will: Immer wenn Bayern München
strauchelte, ging wer anders durch besagte Lücke. Aber eigentlich sieht
sich RB in der Rolle, solche Gelegenheiten auszunutzen. In diesem Zuge ist
auch die [3][Verpflichtung von Jürgen Klopp] zu verstehen, der im gesamten
Fußballkosmos von Red Bull den Ehrgeiz auf Titel weiter stärken soll.
Zuletzt war die Filiale in Leipzig den eigenen Ansprüchen
hinterhergelaufen. In der Champions League steht man noch ohne einen Punkt
da. Vom Plan, die Gruppenphase zu überstehen, ist man weit entfernt. In der
Bundesliga ging es zwar gut los, doch seit Saisonbeginn stimmen weder die
Leistungen noch die Punkteausbeute. Der Pokalwettbewerb ist deshalb umso
wichtiger. Eine Chance, die Saison mit einem Titel zu retten.
Ein Problem dabei ist der kleine Leipziger Kader. Durch einige Verletzungen
gebeutelt, saßen gegen die Eintracht noch zwei fitte Profi-Feldspieler auf
der Bank. Spieler, die von Verletzungen kommen, müssen schnell wieder viele
Minuten spielen und laufen so Gefahr, sich erneut zu verletzten. So ist es
zuletzt bei Castello Lukeba geschehen. Dazu kamen Leistungsschwankungen bei
den vielen jungen Spielern.
Richtig versöhnlich wurde es am Mittwochabend, als die Fans Marco Rose nach
Abpfiff in die Kurve beorderten, um gemeinsam mit ihm zu feiern. „Ich freue
mich mit den Fans, habe die Tage sowieso viel Liebe erfahren von ganz
vielen Leuten, die sich auch Gedanken um mich persönlich gemacht haben“,
sagte der gebürtige Leipziger, sichtlich gerührt. Ausgerechnet in Leipzig
zeigte sich das kalte Geschäft „Profifußball“ von seiner warmen Seite.
5 Dec 2024
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## AUTOREN
Fabian Held
## TAGS
DFB-Pokal
RB Leipzig
Jürgen Klopp
Borussia Mönchengladbach
Kolumne Press-Schlag
Fußball
Dietrich Mateschitz
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