| # taz.de -- Börsen-Rekordhoch: Der DAX ist nicht alles | |
| > Der deutsche Aktienindex knackt einen neuen Rekord. Doch wer genau | |
| > hinschaut, merkt: Für kleinere Unternehmen bleiben die Aussichten trüb. | |
| Bild: Muffins an der Frankfurter Börse am 3. Dezember | |
| Es wirkt wie ein Widerspruch: Die deutsche Wirtschaft schwächelt – aber der | |
| deutsche Aktienindex DAX markiert einen neuen Rekord. Am Dienstag | |
| übersprang er zeitweise die magische Grenze von 20.000 Punkten. | |
| Dieser neue Rekord ist umso erstaunlicher, als einige DAX-Aktien gar nicht | |
| mitziehen und ins Minus tendieren. Dazu gehören vor allem die Papiere der | |
| [1][Autokonzerne, von deren weltweiten Absatzproblemen] inzwischen jeder | |
| gehört hat. Die VW-Aktie hat im vergangenen Jahr 25,1 Prozent verloren, bei | |
| BMW waren es minus 24,2 Prozent und bei Mercedes-Benz minus 13 Prozent. | |
| Doch viele andere DAX-Papiere sind so stark gestiegen, dass sie die | |
| [2][Verluste bei den Autokonzernen] überkompensieren und den Index ins | |
| deutliche Plus drehen. Wie kann das sein? | |
| Eine erste Erklärung ist simpel: Die Aktienmärkte sind ein Teil der | |
| weltweiten Finanzmärkte und spiegeln wider, wie sehr sich andere | |
| Anlageformen lohnen – etwa Staatsanleihen. Dort sinken die Renditen gerade, | |
| weil [3][die Zentralbanken ihre Leitzinsen] nach unten schrauben. Also | |
| werden die Dividenden von Aktienpapieren attraktiver, sodass die | |
| Börsenkurse im Endeffekt steigen. | |
| ## Kein echtes Hoch für Deutschland | |
| Zudem führt es in die Irre, vom DAX auf die gesamte Wirtschaft zu | |
| schließen. Denn im [4][DAX] versammeln sich nur die vierzig | |
| [5][umsatzstärksten und liquidesten deutschen Unternehmen]. Sie sind meist | |
| exportorientiert, leiden also nicht so stark, wenn die hiesige Wirtschaft | |
| schwächelt. | |
| Bei den kleineren Unternehmen ist dies deutlich anders, wie sich am | |
| Börsenindex [6][MDAX] zeigt. Dort sind die fünfzig wichtigsten deutschen | |
| Firmen versammelt, die es nicht in den DAX geschafft haben. | |
| Und schon sieht das Bild eher trübe aus: Der MDAX ist im vergangenen Jahr | |
| nicht gestiegen, sondern dümpelt auf der Stelle – während der DAX in der | |
| gleichen Zeit ein Plus von 21,7 Prozent verzeichnet. | |
| Die Börsenindizes spiegeln nun die Gesamtlage wider: Die deutschen Exporte | |
| laufen ordentlich, aber die Binnenwirtschaft hapert. Hinlänglich bekannt | |
| sind die Ursachen: Der Krach in der Ampel hat auf die Stimmung gedrückt, | |
| und die [7][Schuldenbremse] verhindert angemessene Investitionen. | |
| 3 Dec 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Autokonzern-in-der-Krise/!6053419 | |
| [2] /Stellenabbau-bei-Thyssenkrupp/!6049670 | |
| [3] /EZB-senkt-Leitzins/!6041186 | |
| [4] https://www.boerse-frankfurt.de/index/dax | |
| [5] /Protest-gegen-neue-Boersenregeln/!5727428 | |
| [6] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boersenkurse/mdax-index-846741/ | |
| [7] /Oekonomin-Sigl-Gloeckner-zu-Schuldenbremse/!6049707 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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