# taz.de -- Linker Yamandú Orsi gewinnt in Uruguay: Vom Geschichtslehrer zum P… | |
> Orsi wird neuer Staatschef in Uruguay. Er gewinnt die Stichwahl gegen den | |
> Mitte-rechts-Kandidaten Delgado und will gegen Korruption und Armut | |
> vorgehen. | |
Bild: Yamandu Orsi am Wahlabend in Montevideo, Uruguay | |
Buenos Aires taz | „Ich werde der Präsident sein, der immer wieder zum | |
nationalen Dialog aufrufen wird“, lautete die Botschaft von Uruguays | |
zukünftigem Präsidenten Yamandú Orsi am Sonntagabend. Damit machte der | |
gemäßigt linke Politiker und Sieger der Stichwahl um das Präsidentenamt des | |
südamerikanischen Landes aus seiner Not eine Tugend: Ohne solide Mehrheit | |
im Kongress ist er auf Zustimmung aus dem konservativ-liberalen Lager der | |
Opposition angewiesen. Auch deshalb hatte er im Wahlkampf vorab einen | |
„sicheren Machtwechsel“ versprochen, bei dem er zwar die unteren Schichten | |
sozial stärker einbinden, aber man keine allzu radikale linke | |
Umverteilungspolitik von ihm zu befürchten habe. | |
Yamandú Orsi, geboren am 13. Juni 1967, verbrachte seine ersten Lebensjahre | |
in Canelones rund 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Montevideo. | |
Dorthin zog die Familie dann, als Yamandú fünf Jahre alt war. Seine Eltern | |
eröffneten einen Gemischtwarenladen namens „Luya“, eine Wortschöpfung aus | |
dem Namen seiner Schwester Luján und seines eigenen Namens. Ein | |
Familienbetrieb, in dem der junge Orsi hauptsächlich im Lager arbeitete und | |
mit seinem Vater auf den Großmarkt ging, um dort Waren einzukaufen. | |
Als die Militärdiktatur (1975 bis 1985) in Uruguay zu Ende ging, begann | |
sich Orsi für Politik zu interessieren. Eine seiner ersten Kampagnen war | |
1989 die gegen das Amnestiegesetz für die Militärs und ihre Verbrechen | |
während der Diktatur. Orsi trat dafür der [1][Nationalen Befreiungsbewegung | |
Tupamaros] (MLN-T) bei, die sich mit anderen linken Gruppen zum Movimiento | |
de Participación Popular (MPP) zusammenschloss, dessen Vorsitzender damals | |
[2][der ehemalige Guerillero und spätere Staatspräsident José Mujica (2010 | |
bis 2015)] war. Ebenfalls im Jahre 1989 wurde das MPP in der linken | |
Sammlungsbewegung Frente Amplio aufgenommen. | |
Nach seinem Geschichtsstudium unterrichtete er in verschiedenen | |
Bildungseinrichtungen in den Departements Maldonado, Canelones und Florida. | |
In Maldonado lernte er Laura Alonso Pérez kennen, die er später heiratete. | |
Im Jahr 2012 bekamen sie Zwillinge: Lucía und Victorio. Als ihm 2005 der | |
Posten des Generalsekretärs des Departements Canelones angeboten wurde, | |
ging er in Vollzeit in die Politik. Dieses Amt hatte er bis zu seiner | |
erfolgreichen Kandidatur als Bürgermeister von Canelones im Jahr 2014 inne. | |
Im Jahr 2019 wurde er wiedergewählt. | |
## Bereitschaft zu Dialog und Konsens | |
Zu Beginn dieses Jahres trat er zurück, um als Präsidentschaftskandidat zu | |
kandidieren. Im Juni setzte er sich bei den Vorwahlen gegen die | |
Bürgermeisterin der Hauptstadt Montevideo, Carolina Cosse, durch. | |
Anschließend bot er Cosse die Kandidatur für die Vizepräsidentschaft an, | |
was ihm nicht nur innerparteilich als Bereitschaft für Dialog und Konsens | |
angerechnet wurde. Eigenschaften, auf die er schon vor dem 1. März | |
zugreifen kann, dem Tag, an dem Uruguays Präsidenten traditionell ins Amt | |
eingeführt werden. | |
Die Analyse der Wählerwanderung wird zeigen, ob Uruguays zukünftiger | |
Präsident Yamandú Orsi die entscheidenden Stimmen aus den ländlichen | |
Regionen erhielt. Den Vorwurf, die Frente Amplio sei inzwischen zu einem | |
Bündnis geworden, das nur die Interessen der städtischen Bevölkerung | |
vertritt, konnte Orsi nicht nur mit seiner Vergangenheit als junger | |
Countrysänger mit Gitarre und begeisterter Folkloretänzer entkräften. | |
„Yamandú Orsi versteht, dass Uruguay nicht nur die Hauptstadt ist“, sagte | |
sein politischer Mentor José Mujica einst über ihn. | |
25 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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