| # taz.de -- Verschiebung der Bundestagswahl: Das Ampel-Aus macht Volksinitiativ… | |
| > Die vorgezogene Bundestagswahl bringt zwei Hamburger Volksinitiativen in | |
| > eine vertrackte Situation. Nun wird es mit einem Erfolg ziemlich | |
| > schwierig. | |
| Bild: Folgen der vorgezogenen Bundestagswahl: Die Chancen der Hamburger Volksin… | |
| Hamburg taz | Eigentlich hätten die Aktivist:innen zweier Hamburger | |
| Volksinitiativen bis in den Sommer nächsten Jahres hinein eine recht | |
| entspannte Zeit gehabt. Hier und da mal etwas Werbung für die eigene Sache | |
| machen, ab und an manchen Kritiker:innen des Anliegens entgegentreten, | |
| aber ansonsten viel Ruhe. Doch dann kam Scholz. | |
| Denn das Ende der Ampel-Regierung und die Ankündigung der vorgezogenen | |
| Bundestagswahl haben unmittelbare Auswirkungen auf den angestrebten | |
| [1][„Hamburger Zukunftsentscheid“] und die Volksinitiative „Hamburg testet | |
| Grundeinkommen“. Beide stehen im Spätsommer 2025 ohne eine zeitgleich | |
| stattfindende Wahl da, die wohl sichergestellt hätte, dass sich genügend | |
| Leute an der Abstimmung beteiligen. Das bringt beide Aktivist:innen-Gruppen | |
| in eine vertrackte Situation. | |
| Erst am Dienstag gab der Hamburger Senat bekannt, dass „Hamburg testet | |
| Grundeinkommen“ den letzten Schritt vor einer Abstimmung geschafft hat: | |
| Binnen drei Wochen haben die Aktivist:innen mehr als die 66.000 für ein | |
| Volksbegehren nötigen Unterschriften gesammelt. Die Initiative will in | |
| einem dreijährigen [2][Modellversuch] ein Grundeinkommen für 2.000 | |
| Hamburger:innen erproben lassen. | |
| Und auch die Aktivist:innen um Fridays for Future haben, auch wenn es | |
| der Senat noch nicht offiziell bekannt gegeben hat, diesen Schritt | |
| geschafft – sogar 106.000 Unterschriften haben sie in den ersten drei | |
| Oktoberwochen gesammelt. Mit ihrem Zukunftsentscheid wollen sie das | |
| bestehende Hamburger Klimaschutzgesetz verschärfen. | |
| ## Es braucht maximale Mobilisierung | |
| Beide Vorhaben sollten, so hatten das die Aktivist:innen anvisiert, im | |
| kommenden September zur Abstimmung stehen – parallel zur regulären | |
| Bundestagswahl. Auch das Hamburger Volksabstimmungsgesetz sieht vor, dass | |
| Volksentscheide parallel zur Bürgerschafts- oder Bundestagswahl stattfinden | |
| sollen. | |
| Nur wird es nach gegenwärtigem Stand keine Bundestagswahl im Spätsommer | |
| 2025 geben. Und dass die angestrebten Volksentscheide wie die | |
| Bundestagswahl auch auf den kommenden März vorgezogen werden, geht | |
| rechtlich nicht, da Fristen beachtet werden müssen, bestätigt Hamburgs | |
| Landeswahlleiter Oliver Rudolf der taz. | |
| Statt bis zur übernächsten Bürgerschafts- oder Bundestagswahl zu warten, | |
| werden beide Initiativen wohl dennoch für den Spätsommer Volksentscheide | |
| beantragen; die Möglichkeit steht ihnen dem Gesetz nach offen. Nur: Die | |
| Erfolgschancen sind damit dramatisch gesunken. | |
| Denn damit ein Volksentscheid durchkommt, muss mindestens ein Fünftel der | |
| Hamburger Wahlberechtigten an der Abstimmung teilgenommen haben. Das sind | |
| rund 265.000 Menschen. | |
| Zeitgleich zu einer Parlamentswahl wäre das kein Problem, doch spazieren | |
| genügend Hamburger:innen an jenem Tag wirklich nur für Volksentscheide | |
| ins Wahllokal oder kümmern sich zuvor um ihre Briefwahlunterlagen? Zweifel | |
| daran sind angebracht, denn weder die lokale Klimapolitik noch die | |
| Diskussionen über das Grundeinkommen genießen, derzeit, sonderlich große | |
| Aufmerksamkeit. | |
| ## Gemeinsamer Termin könnte helfen | |
| Zu vermuten ist, dass beide Initiativen sich zu einem gemeinsamen | |
| Abstimmungstag entschließen. Das würde Synergieeffekte schaffen: Wer | |
| [3][fürs Klimaschutzgesetz zur Wahl geht], wird dann auch über das | |
| [4][Grundeinkommen abstimmen] und andersrum. | |
| Nur: Selbst die Zahl der im dreiwöchigen Volksbegehren gesammelten | |
| Unterschriften zusammengenommen kommt nicht annähernd auf das benötigte | |
| Quorum. Und: Beide Anliegen finden vor allem im links-liberalen Milieu | |
| Unterstützung – die Zahl derer, die im Volksbegehren für beide Anliegen | |
| unterschrieben haben, dürfte hoch sein. | |
| Die Initiativen müssen sich nun Gedanken machen, wie sie darauf strategisch | |
| reagieren. Sie werden deutlich früher mit der Mobilisierung beginnen und | |
| über das eigene Milieu hinaus überzeugend darlegen müssen, warum es sich | |
| lohnt, für ihre Vorhaben zur Abstimmung zu gehen. | |
| Wie schwierig das ist, zeigte sich im vergangenen Jahr in Berlin. Dort | |
| scheiterte ein [5][Volksentscheid über die Berliner Klimapolitik], weil das | |
| Beteiligungsquorum deutlich verfehlt wurde. | |
| 8 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Strengeres-Klimaschutzgesetz-fuer-Hamburg/!6041254 | |
| [2] /Hamburger-Initiative-fuer-Grundeinkommen/!6040486 | |
| [3] https://zukunftsentscheid-hamburg.de/ | |
| [4] https://hamburg-testet-grundeinkommen.de/ | |
| [5] /Klima-Volksentscheid-in-Berlin-scheitert/!5924302 | |
| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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