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# taz.de -- Homophobie in der Fußball-Bundesliga: Nicht gehört, nichts gesehen
> Der VfL Wolfsburg steckt nach dem 1:1 gegen Augsburg in der Krise. Und
> dann schweigt der Klub auch zu den homophoben Äußerungen seines Stürmers.
Bild: Positionieren sich deutlich: VfL Wolfsburg-Fans am Samstag mit einem Bann…
Hannover taz | Die Pfiffe aus der heimischen Fankurve waren nicht zu
überhören. Zwei in der Nordkurve gezeigte Transparente sendeten eine
deutliche und korrespondierende Botschaft. Nach 58 Minuten war in der
Partie zwischen den Fußballern des [1][VfL Wolfsbur]g und des FC Augsburg
mit Kevin Behrens jener Profi eingewechselt worden, der wegen homophober
Aussagen seit Wochen in der Kritik steht und nun auch von den Wolfsburger
Fans angefeindet wird.
„VfL: Vielfalt glaubhaft propagieren oder Behrens auf dem Platz
akzeptieren“ stand auf einem riesigen Transparent. Dass nach dem Spiel, das
1:1 endete und die sportliche Not des VfL Wolfsburg vergrößerte, keine
klaren Worte zu dem Trubel um Behrens gefunden wurden, kam einer Niederlage
gleich.
22.654 Zuschauer wollten am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga im Stadion
miterleben, ob dem VfL Wolfsburg endlich der erste Heimsieg in der Saison
2024/25 gelingt. Der Rückhalt der eigenen Fans war trotz des bisher mäßigen
Saisonverlaufs lautstark und konstruktiv. Es war in jedem Fall eine
Gemengelage, in der es durchaus möglich war, die Pfiffe gegen einen eigenen
Spieler oder Transparente mit sensiblen Botschaften gegen ihn wahrzunehmen.
Doch die Hauptdarsteller des Vereins sahen sich nicht in der Lage, Stellung
zu beziehen – zum Beispiel Cheftrainer Ralph Hasenhüttl. Pfiffe? Hatte er
angeblich nicht gehört. Transparente? Hatte er nicht gesehen. „Ich bewerte
vor allem, was er mir als Spieler gibt, und ich habe selten einen so
professionellen Spieler gesehen“, sagte Hasenhüttl in der Pressekonferenz
nach der Partie über Behrens.
## Nur eine karge Entschuldigung
Rückblende. Bei einer vereinsinternen Signierstunde im September hatte sich
Behrens nach übereinstimmenden Medienberichten zunächst geweigert,
Sondertrikots in Regenbogen-Farben zu signieren. Die „Sport-Bild“
berichtete sogar darüber, dass der Satz „So eine schwule Scheiße
unterschreibe ich nicht“ von Behrens gefallen sein soll. Das kollektive
Bemühen des VfL Wolfsburg, eine klare Position zu Vielfalt zu vertreten und
ein Einstehen für mehr Diversität in der Gesellschaft einzufordern, war
durch das Verhalten des Stürmers stark beschädigt worden.
Trotz einer kurzen Entschuldigung von Behrens („Meine spontanen Äußerungen
waren absolut nicht in Ordnung.“) und einer vom Verein verhängten
Geldstrafe, deren Höhe unbekannt ist, kommt das Thema nicht zum Ruhen. Im
Auswärtsspiel beim FC St. Pauli eine Woche zuvor war der Profi massiv von
den gegnerischen Fans kritisiert worden. Mit der Kritik im eigenen Stadion
setzt sich das Thema fort – was allerdings auch vereinsinterne Gründe hat.
Zu denen, die sich nach dem Heimspiel gegen den FC Augsburg klar und
deutlich hätten äußern können, gehörte mit Sebastian Schindzielorz auch der
Sportdirektor des VfL Wolfsburg. Zu einer sportlichen Analyse einer Partie,
in der Neuzugang Mohammed-Elamine Amoura den Niedersachsen mit seinem Tor
zumindest einen Punkt rettete, war er bereit. Das Thema Behrens dagegen
umdribbelte der Routinier. „Ich habe die Plakate nicht wahrgenommen und
glaube, wir sollten uns auf den Fußball konzentrieren“, sagte
Schindzielorz.
Wie man sich kontroversen Aspekten stellt, das machte wieder einmal
Maximilian Arnold vor. Der Kapitän scheut sich seit Jahren nicht vor
strittigen Thematiken, nimmt kein Blatt vor den Mund und äußerte sich zum
Verhalten von Behrens. „Der Junge hat eine Sache ausgesprochen, die man so
nicht ausspricht. Aber ich möchte alle im Stadion sehen, die noch nie etwas
Falsches gemacht haben“, sagte Arnold. Er plädierte dafür, dass Behrens
eine zweite Chance verdient habe.
Als Kapitän läuft Arnold regelmäßig mit der Regenbogenbinde am linken
Oberarm auf. Für Vielfalt einzustehen, ist dem 30-Jährigen wichtig. Behrens
aufgrund seines Verhaltens dauerhaft in eine Ecke zu stellen, findet er
aber nicht richtig. „Der Junge hat niemanden umgebracht. Ich verurteile ihn
nicht“, sagte Arnold, bemängelte aber das ständige Nachbohren der Medien.
„Mit dem Finger auf andere zeigen – da sind wir alle stark drin. Das stört
mich.“
3 Nov 2024
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## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
Wolfsburg
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Homosexualität im Profisport
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