# taz.de -- Wahlen und Überschwemmungen in Bosnien: Der Regen spült die Misss… | |
> Bei Gemeindewahlen in Bosnien und Herzegowina bleibt trotz tödlicher | |
> Fluten das meiste beim Alten, die amtierenden Bürgermeister wurden | |
> wiedergewählt. | |
Bild: Bosnien und Herzegowina: Die Menschen in den überschwemmten Gebieten kon… | |
Visegrad taz | Im bosnischen Städtchen Višegrad fließt die Drina träge wie | |
immer unter der berühmten Brücke aus der osmanischen Zeit. Jenseits der | |
Wasserscheide aber haben die reißenden Wasser der Neretva die Städte | |
Jablanica und Konjic überschwemmt, ganze Häuser und eine schlafende Familie | |
mit sich gerissen, die Hauptstraße von Sarajevo nach Mostar zerstört. | |
Über 20 Tote sind jetzt schon in Bosnien und Herzegowina zu beklagen, doch | |
es gibt noch Vermisste. Immerhin haben die Nachbarländer Serbien und | |
Kroatien Hilfe zugesagt und Hilfsmannschaften losgeschickt. Das ist ein | |
gutes Zeichen, so etwas gab es schon lange nicht mehr. Und sogar der | |
Autokrat aus der serbisch kontrollierten bosnischen Teilrepublik, | |
[1][Milorad Dodik], will mit Geld helfen. | |
Es gibt klare Schuldige an dieser Katastrophe. Etwa die Betreiber eines | |
„wilden“ Steinbruchs, dessen Steine und Geröll mit den Regenfällen ins | |
Rutschen kamen und Häuser und Menschen unter sich begruben. Einwohner des | |
Neretva-Tals beklagen außerdem lautstark, dass die Wälder auf den Hängen | |
über Jahre hinweg abgeholzt wurden. | |
All dies wirft ein Licht auf die Zustände in einem Staat, der wegen der | |
Politik der nationalistischen und auch mancher internationalen Kräfte kein | |
richtiger Staat sein darf. Mancher erinnert sich, dass es vor dem Krieg | |
1992–95 noch funktionierende Behörden gab, die den Waldbestand beobachteten | |
und Missbrauch durch Private verhinderten. | |
## Wahlen bestätigen meist die Amtsinhaber | |
[2][Die Gemeindewahlen am vergangenen Wochenende] werden da kaum etwas | |
verändern. Die Bürgermeister und Stadtparlamente sollten neu bestimmt | |
werden. Vor allem Sarajevo steht im Fokus des Interesses. Denn in der | |
bosnischen Hauptstadt gewannen vor vier Jahren die nichtnationalistischen | |
Parteien. | |
Sogar die schwer angegriffene linksliberale Naša stranke (Unsere Partei) | |
konnte jetzt ihre Positionen behaupten. Im immer noch multinational | |
tickenden und zu 85 Prozent von Muslimen bewohnten Sarajevo errangen in | |
einigen Stadtbezirken Serben Bürgermeisterposten. Die bisherige | |
Bürgermeisterin [3][Benjamina Karić], die in einem Stadtbezirk angetreten | |
war, wurde zur Überraschung ihrer Kritikerinnen doch gewählt. | |
Auch in Banja Luka, der Hauptstadt des serbischen Teilstaates, konnte sich | |
der bisherige Bürgermeister behaupten. Im Ganzen gesehen haben diese Wahlen | |
keine spektakulären Veränderungen hervorgebracht. Zwar wurde das Personal | |
verjüngt, eine Wende hin zu klaren nichtnationalistischen Positionen gab es | |
aber nicht. Die Wahlbeteiligung blieb bei unter 50 Prozent – allerdings | |
konnten die Menschen in den Unwettergebieten nicht wählen. | |
8 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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