# taz.de -- taz Panter Forum Cottbus: Nix mit weg! | |
> Silke Butzlaff ist in der Lausitz aufgewachsen. Seit Jahrzehnten fährt | |
> sie hier Bagger. Und denkt, trotz vieler Sorgen, nicht ans Weggehen. | |
Bild: Ratlos, aber kämpferisch: Silke Butzlaff | |
Diese Frau bejaht die Frage des „Küchentisch“-Gesprächs ohne jeden | |
Zwiespalt: „Bleiben, um zu verändern“, das berge ja, sagt Silke Butzlaff | |
auf dem Podium, die Möglichkeit, dass sie weggehen könnte. Das aber komme | |
auf keinen Fall infrage. Butzlaff, geboren 1967 in Spremberg, Lausitz, | |
hatte am Ende der Schulzeit überlegt, Kindergärtnerin zu werden. Es war | |
jedoch kein Platz mehr frei, so ging sie in die Braunkohle und von da nie | |
wieder weg. | |
Die Lausitz sei ihre Heimat, sagt sie, hier hat sie Familie, Kollegen und | |
Kolleginnen, Freundesnetzwerke, alles dicht gewoben. Sie arbeitet bei der | |
LEAG, dem Tagebaukonzern, seit jeher als Baggerfahrerin, sei nach dem Fall, | |
anders als so viele ihrer Arbeitskolleginnen und -kollegen, nicht | |
ausgesiebt worden. Als solche befürwortet sie trotzdem die | |
Klimatransformation – und möchte sich doch auf die politischen Ansagen | |
verlassen: 2038 sei als Zeitpunkt des Ausstiegs aus der Kohle verabredet. | |
Manche aber sagten, 2030 sei auch möglich: „Wir müssen uns auf die | |
Rahmenbedingungen verlassen können, das stiftet sonst nur Unmut.“ | |
Im Dreischichtenbetrieb arbeitet sie mit ihren Gerätschaften, häuserhoch, | |
raum- und landschaftsaushebend: „Wir alle verlassen uns drauf, dass es | |
Zukunft gibt, auch ohne die Kohle.“ Insofern komme für sie die Wahl der AfD | |
auch nicht infrage, selbst nach Durchleuchtung von deren Wahlprogramm: | |
Diese Partei habe nichts zu bieten. | |
Warum aber hat die AfD momentan so starke Popularität in der Lausitz? | |
Butzlaff weiß es selbst nicht genau, aber: „Die ist, so kommt es mir vor, | |
näher an den Leuten dran.“ Anders als die Politiker und Politikerinnen in | |
der Hauptstadt, aber auch in der Landeshauptstadt Potsdam: Die AfD mache | |
eine Politik der Angst. Sie trommele für das, was passieren könnte … und | |
hat damit Resonanz. Denn die Menschen haben ja nun mal ihre Ängste in | |
diesen unsicheren Zeiten. | |
Stark kritisiert sie Ministerpräsident Dietmar Woidke, weil der kürzlich | |
meinte, zurücktreten zu wollen, wenn seine Partei nicht vorne liege: „Wie | |
kann man das sagen? Das ist doch feige“, wie ein Davonlaufen, wenn noch gar | |
nichts entschieden ist. Sie schwanke noch mit ihrer Wahlentscheidung, sonst | |
immer für die SPD? „Ich weiß es nicht. Die CDU? BSW? Ich bin ratlos.“Jan | |
Feddersen, Cottbus | |
8 Sep 2024 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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