| # taz.de -- Außenministerin Baerbock in Israel: Deutliche Kritik an der Regier… | |
| > Bundesaußenministerin Baerbock wirbt in Tel Aviv für eine Waffenruhe in | |
| > Gaza. Auch ein rigides Vorgehen gegen Gewalt von radikalen Siedlern sei | |
| > nötig. | |
| Bild: Baerbock bei ihrer Ankunft in Ramallah im Westjordanland am Freitag | |
| Tel Aviv afp | Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat bei | |
| ihrem Besuch in Israel deutliche Kritik am Vorgehen der israelischen | |
| Regierung im Westjordanland geäußert und ihren Appel für ein | |
| Waffenruhe-Abkommen bekräftigt. Israel müsse „stärker und sichtbarer gegen | |
| die Gewalttaten von radikalen Siedlern“ in dem Palästinensergebiet | |
| vorgehen, sagte Baerbock am Freitag bei einem Treffen mit ihrem | |
| israelischen Kollegen Israel Katz in Tel Aviv. Zudem müsse Israel seine | |
| Siedlungsprojekte im Westjordanland aufgeben, diese seien „illegal“, | |
| betonte Baerbock. | |
| Es ist bereits Baerbocks elfter [1][Nahost-Besuch] seit dem Beginn des | |
| Gaza-Kriegs im Oktober. Im Zentrum stehen die Bemühungen um eine Waffenruhe | |
| und [2][die Freilassung der Hamas-Geiseln im Gazastreifen] sowie die Furcht | |
| [3][vor einer weiteren Eskalation] des Konflikts. | |
| „Wer Menschen angreift, aus ihren Häusern vertreibt oder sogar tötet, muss | |
| zur Rechenschaft gezogen und hart bestraft werden“, sagte Baerbock nach | |
| ihrem Treffen mit Katz mit Blick auf die Übergriffe radikaler Siedler auf | |
| Palästinenser im Westjordanland. Israel müsse zudem seine Siedlungsprojekte | |
| im Westjordanland aufgeben, diese seien „illegal“, betonte Baerbock. | |
| Es irritiere sie auch, „wenn Mitglieder der israelischen Regierung selbst | |
| fordern, im Westjordanland genauso vorzugehen wie in Gaza“, sagte Baerbock | |
| mit Blick auf [4][Äußerungen von Katz zum israelischen Militäreinsatz im | |
| Westjordanland]. „Genau das gefährdet akut die Sicherheit Israels.“ Der | |
| israelische Außenminister hatte Ende August gefordert, Israel müsse die | |
| „Terrorinfrastruktur“ im Westjordanland mit der selben Entschlossenheit | |
| zerschlagen wie im Gazastreifen. | |
| ## Gewaltspirale durchbrechen | |
| Das Vorgehen der israelischen Armee im Westjordanland richte sich „gegen | |
| Terror“, sagte Baerbock. „Zugleich darf es nicht neue Unsicherheit und | |
| Gewalt befördern.“ Das Kalkül der Hamas, die Gewalt aus dem Gazastreifen | |
| ins Westjordanland zu tragen, dürfe nicht aufgehen. „Das Kalkül der | |
| Terroristen, eine ewige Gewaltspirale zu befeuern, genau das muss | |
| durchbrochen werden“, betonte die Grünen-Politikerin. | |
| [5][Israel hatte am 28. August einen großangelegten Militäreinsatz im | |
| Westjordanland gestartet.] Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP | |
| berichteten, hat sich die israelische Armee mittlerweile offenbar aus der | |
| Stadt Dschenin zurückgezogen. Wegen des Einsatzes geflüchtete Bewohner | |
| kehrten am Freitag in ihre Häuser in der Stadt und der dortigen | |
| Flüchtlingssiedlung zurück, die als Hochburg militanter Islamisten gilt. | |
| In einer Erklärung der israelischen Armee vom Freitag hieß es, im Laufe des | |
| Einsatzes seien in Dschenin 14 bewaffnete Angreifer getötet und 30 weitere | |
| Verdächtige festgenommen worden. | |
| Baerbock mahnte gegenüber Katz überdies, Israel müsse „verlorenes | |
| Vertrauen“ bei den internationalen Partnern zurückgewinnen. Dafür müsse die | |
| Regierung auch den Siedlungsbau im Westjordanland einstellen, denn dieser | |
| verstoße „ganz eindeutig gegen das Völkerrecht. Er ist illegal.“ | |
| ## Treffen mit dem Verteidigungsminister | |
| Baerbock traf in Tel Aviv auch den israelischen Verteidigungsminister Joav | |
| Gallant, der als regierungsinterner Kritiker von Ministerpräsident Benjamin | |
| Netanjahu gilt. Gallant dringt auf den Abschluss eines Waffenruhe-Abkommens | |
| mit der Hamas, um die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. Er forderte | |
| das Kabinett kürzlich auf, eine Entscheidung zur anhaltenden israelischen | |
| Militärpräsenz im Philadelphi-Korridor zurückzunehmen und ging damit auf | |
| Distanz zu Netanjahu. | |
| Das Gebiet entlang der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist | |
| einer der zentralen Streitpunkte in den Verhandlungen über eine Feuerpause. | |
| In den seit Monaten andauernden Gesprächen unter Vermittlung der USA, | |
| Ägyptens und Katars zeichnet sich weiterhin keine Einigung ab. | |
| Baerbock äußerte Verständnis für „das Sicherheitsdilemma“ Israels bezü… | |
| der Kontrolle des Philadelphi-Korridors. „Aber dafür können Lösungen | |
| gefunden werden“, sagte sie. Die EU sei bereit, ihren Beitrag zu leisten. | |
| Sie habe im Gespräch mit Katz deutlich gemacht, dass nun dringend ein | |
| Waffenruhe-Abkommen geschlossen werden müsse, sagte Baerbock. Sie betonte, | |
| „dass nichts so drängend ist wie das Schicksal der verbleibenden Geiseln“. | |
| Alle anderen Erwägungen seien „nachrangig“, sagte die Außenministerin. | |
| „Allen ist klar, dass ein Deal mit der Hamas mit einschließt, einen hohen | |
| Preis zu bezahlen. Aber das Leben der Geiseln ist es wert.“ Nach Angaben | |
| aus dem Auswärtigen Amt befinden sich auch noch eine „sehr niedrige | |
| zweistellige Zahl“ deutscher Staatsangehöriger oder Menschen mit deutscher | |
| Familie in Gefangenschaft. | |
| Nach den Gesprächen in Tel Aviv reiste Baerbock in das besetzte | |
| Westjordanland. In Ramallah traf sie den palästinensischen Regierungschef | |
| Mohammed Mustafa. Vor dem Treffen bekräftigte Baerbock ihre Forderung nach | |
| einer Stärkung und Reform der Palästinensischen Autonomiebehörde. „Sie | |
| braucht Strukturen, die sich gegen Terrorismus stellen“, sagte die | |
| Ministerin. Sie sei davon überzeugt, dass nur mit glaubhaften Schritten zu | |
| einer Zweistaatenlösung und „mit einer Stärkung und einer Reform der | |
| Palästinenserbehörde sich der Terrorismus auf Dauer bekämpfen lässt“. | |
| 6 Sep 2024 | |
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