# taz.de -- Umstrittene Wiederwahl Maduros: Oppositionskandidat soll in Haft | |
> In Venezuela ist gegen den Oppositionskandidaten Edmundo González Urrutia | |
> Haftbefehl erlassen worden. Er war zu einer Anhörung nicht erschienen. | |
Bild: Der Präsidentschaftskandidat Edmundo González Urrutia | |
Caracas afp/dpa | Gut einen Monat nach der von Betrugsvorwürfen | |
überschatteten Präsidentschaftswahl in Venezuela [1][hat die Justiz | |
Haftbefehl gegen den untergetauchten Oppositionskandidaten Edmundo González | |
Urrutia erlassen]. Das zuständige Gericht habe einem entsprechenden Antrag | |
der Staatsanwaltschaft auf Grundlage „ernsthafter Verbrechen“ stattgegeben, | |
erklärte die Ermittlungsbehörde am Montag. | |
Dem 75-jährigen Ex-Diplomaten González Urrutia werden demnach unter anderem | |
Amtsanmaßung, Urkundenfälschung und Verbindungen zu Geldgebern des | |
„Terrorismus“ zur Last gelegt. | |
Die regierungstreue Staatsanwaltschaft hatte bereits am Freitag mit einem | |
Haftbefehl gegen González Urrutia für den Fall gedroht, dass dieser auch | |
seiner dritten Vorladung zu einem Verhör nicht Folge leiste. Urrutia | |
erschien zu dem Termin nicht. | |
Die Behörde hatte die Vorladungen mit der Veröffentlichung angeblich | |
falscher Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 28. Juli durch die | |
Opposition begründet. | |
## Seit der Wahl 27 Tote und rund 2.400 Festnahmen | |
„Sie haben jeden Bezug zur Realität verloren“, schrieb die | |
Oppositionsführerin María Corina Machado auf X. „Indem sie den gewählten | |
Präsidenten bedrohen, bringen sie uns nur näher zusammen und stärken die | |
Unterstützung der Venezolaner und der Welt für Edmundo González. | |
Gelassenheit, Mut und Entschlossenheit. Wir schreiten voran.“ | |
Nach der international kritisierten Wahl hatte die weitgehend | |
regierungstreue Wahlkommission Amtsinhaber Nicolás Maduro zum Sieger | |
erklärt. Die Opposition ist jedoch vom Sieg ihres Kandidaten überzeugt und | |
veröffentlichte Ergebnisse, die dies belegen sollen. González Urrutia war | |
zuletzt zwei Tage nach der Wahl öffentlich aufgetreten und danach | |
untergetaucht. Seitdem meldete er sich mehrfach mit Videobotschaften. | |
Bei Protesten gegen Maduros Wiederwahl wurden seit Ende Juli 27 Menschen | |
getötet und weitere 192 verletzt. 2.400 Menschen wurden nach offiziellen | |
Angaben festgenommen. Auch für die Gewalt bei den Protesten macht Maduro | |
seinen Gegenkandidaten Urrutia sowie die Oppositionspolitikerin María | |
Corina Machado verantwortlich. | |
Maduro kommentierte den Haftbefehl gegen González Urrutia in seinem eigenen | |
wöchentlichen Fernsehprogramm am Montag mit den Worten: „Niemand in diesem | |
Land steht über dem Gesetz, über den Institutionen.“ | |
## Maduros Präsidentenflugzeug von USA beschlagnahmt | |
Die USA, die EU und mehrere südamerikanische Staaten verweigern bislang | |
eine Anerkennung des offiziell verkündeten Wahlsiegs von Maduro und fordern | |
die Herausgabe detaillierter Wahlergebnisse. Nach Darstellung der | |
venezolanischen Wahlbehörde liegen die Daten wegen eines Cyberangriffs | |
nicht vor. Beobachtern zufolge gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf einen | |
solchen Angriff. | |
Der Linkspolitiker Maduro ist in Venezuela seit 2013 an der Macht. Die USA | |
und dutzende weitere Länder hatten bereits die offiziell verkündete | |
Wiederwahl Maduros im Jahr 2018 nicht anerkannt. Washington hat das Land | |
bereits seit 2005 mit Sanktionen belegt. | |
Im Zusammenhang mit den Strafmaßnahmen beschlagnahmten die USA am Montag | |
die Präsidentenmaschine Maduros. Nach Angaben des US-Justizministeriums | |
wurde die Maschine in der Dominikanischen Republik festgesetzt und später | |
von dort in den US-Bundesstaat Florida gebracht. | |
Zur Begründung erklärte Justizminister Merrick Garland, die Maschine sei | |
„illegal von einer Scheinfirma für 13 Millionen Dollar gekauft und aus den | |
Vereinigten Staaten geschmuggelt worden, zur Verwendung durch Nicolás | |
Maduro und seine Kumpel“. Damit seien gegen Maduro verhängte US-Sanktionen | |
umgangen worden. | |
Die Beschlagnahmung sei „ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass | |
Maduro weiterhin die Folgen seiner Misswirtschaft in Venezuela zu spüren | |
bekommt“. Maduro selbst sprach von einem „Akt der Piraterie“. | |
Die Dominikanische Republik betonte, an den US-Ermittlungen nicht beteiligt | |
gewesen zu sein. Die dominikanischen Behörden hätten lediglich auf ein | |
„internationales Rechtshilfeersuchen“ der USA reagiert. | |
3 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Umstrittene-Wiederwahl-Maduros/!6031965 | |
## TAGS | |
Venezuela | |
Präsidentenwahl | |
Nicolás Maduro | |
Wahlbetrug | |
Social-Auswahl | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Opposition in Venezuela: Ab ins Exil | |
Der Oppositionskandidat González sieht sich als rechtmäßiger Gewinner der | |
venezolanischen Präsidentenwahl. Nun sucht er Schutz in Spanien. | |
Verfolgung von Venezuelas Opposition: Mit Repressionen an der Macht | |
In Venezuela gehen tausende Menschen gegen die Regierung auf die Straße. | |
Doch die reagiert mit Gewalt und Festnahmen, vor allem gegen die | |
Opposition. | |
Nach den Wahlen in Venezuela: Maduro gräbt sich ein | |
Ein UN-Expertengremium schließt sich der Kritik am mutmaßlichen Wahlbetrug | |
in Venezuela an. Die Opposition protestiert weiter. | |
Wahlbetrug in Venezuela: Das Drehbuch der autoritären Linken | |
Was derzeit in Venezuela geschieht, kommt unserem Autor bekannt vor. Ein | |
Essay zur Ideengeschichte des Wahlbetrugs. | |
Repression in Venezuela: Anklage „Terrorismus“ | |
Die umstrittene Wahl in Venezuela führte zu landesweiten Protesten. | |
Präsident Maduro versucht nun, unabhängige Berichterstattung zu verhindern. |