# taz.de -- Umstrittene Wiederwahl Maduros: Mit der Justiz gegen das Recht | |
> Das regimenahe Oberste Gericht bestätigt die Wiederwahl Maduros. Aus | |
> Chile, Paraguay und Guatemala, ebenso wie von Zivilorganisationen kommt | |
> Kritik. | |
Bild: Für ihn gibt es keinen Wahlbetrug: Nicolas Maduro im August in Caracas | |
Caracas afp | In Venezuela hat das weitgehend regierungstreue Oberste | |
Gericht trotz Betrugsvorwürfen der Opposition die hoch umstrittene | |
Wiederwahl von Präsident Nicólas Maduro bestätigt. Das Gericht habe „auf | |
nicht anfechtbare Weise“ die Wahlunterlagen zertifiziert und die von der | |
Nationalen Wahlkommission veröffentlichten Ergebnisse der Präsidentenwahl | |
bestätigt, erklärte Gerichtspräsidentin Caryslia Rodríguez am Donnerstag. | |
Die [1][Opposition erklärte das Wahlergebnis hingegen erneut für | |
„ungültig“]. Mehrere Staats- und Regierungschefs sowie | |
Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Entscheidung. | |
Nur Minuten nach Verkündung des Urteils schrieb Oppositionskandidat Edmundo | |
González Urrutia im Online-Dienst X das Wort „ungültig“. „Sie haben ein | |
Urteil gefällt, das dem Regime gefällt“, erklärte er anschließend in einem | |
Online-Video. „Der Versuch, die Wahlergebnisse ins Recht zu übertragen, | |
ändert nichts an der Wahrheit“, betonte Urrutia. „Wir haben mit | |
überwältigender Mehrheit gewonnen.“ | |
Maduro selbst sprach bei einer Rede im Norden des Landes von einer | |
„historischen und unbestreitbaren“ Entscheidung des Gerichts. Sein | |
Außenminister Yván Gil rief zu „Respekt und Nichteinmischung in innere | |
Angelegenheiten“ auf. Die venezolanische Wahlkommission hatte den | |
amtierenden Präsidenten mit 52 Prozent der Stimmen zum Sieger der Wahl vom | |
28. Juli erklärt, aber keine konkreten Ergebnisse veröffentlicht. Diese | |
lägen nicht vor, da die Kommission Opfer eines Cyberangriffs wurde, hieß | |
es. | |
Das Oberste Gericht teilte nun mit, es gebe „Beweise für einen massiven | |
Cyberangriff auf das Wahlsystem“. Die vorsitzende Richterin Rodríguez gab | |
dennoch an, das Gericht habe das Ergebnis der Wahlbehörde überprüft. Es | |
werde „durch die von den einzelnen Wahlmaschinen ausgegebenen Stimmzettel | |
gestützt“. Diese „stimmen vollständig mit den Aufzeichnungen in den | |
Datenbanken der nationalen Auszählungszentren überein“, erklärte die | |
Richterin. | |
## Staatschefs umliegender Länder sprechen von „Betrug“ | |
[2][Staats- und Regierungschefs weiterer südamerikanischer Länder übten | |
erneut scharfe Kritik]. „Es besteht kein Zweifel daran, dass wir es mit | |
einem Diktator zu tun haben, der Wahlen fälscht und Andersdenkende | |
unterdrückt“, erklärte der chilenische Präsident Gabriel Boric. Auch | |
Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou und sein guatemalischer Amtskollege | |
Bernardo Arévalo sprachen von „Betrug“. | |
Der UN-Menschenrechtsrat stellte nach der Entscheidung die Unparteilichkeit | |
der venezolanischen Wahlbehörde und des Obersten Gerichts infrage. Die | |
Regierung habe „in unzulässiger Weise Einfluss auf die Entscheidungen des | |
Obersten Gerichtshofs genommen“, erklärte die Vorsitzende Marta Valinas im | |
Online-Dienst X. | |
Die Leiterin der Abteilung Amerika bei Human Rights Watch, Juanita | |
Goebertus, verurteilte die Entscheidung ebenfalls. „Die jüngste | |
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ist nichts anderes als ein plumper | |
Versuch, Wahlbetrug juristisch zu vertuschen“, schrieb sie bei X. | |
Die Europäische Union, die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), | |
Brasilien und 22 weitere Staaten hatten die Offenlegung der Wahlergebnisse | |
gefordert. Auch UN-Wahlbeobachter stellten die Rechtmäßigkeit des | |
Urnengangs in Frage. Mehrere Regierungen erkannten Urrutia als rechtmäßigen | |
Wahlsieger an. Dessen Oppositionspartei hatte erklärt, sie habe Zugang zu | |
den Ergebnissen aus 80 Prozent der Wahllokale, welche den Wahlsieg ihres | |
Kandidaten bestätigten. | |
## Bisher 2.400 Demonstranten festgenommen | |
Die Opposition rief weiter [3][zu Protesten auf]. „Wir werden die Straßen | |
nicht verlassen“, sagte die Oppositionsführerin Maria Corina Machado bei | |
einer Kundgebung am vergangenen Samstag. „Die ganze Welt und ganz Venezuela | |
erkennen an, dass der gewählte Präsident Edmundo Gonzalez Urrutia ist“, | |
erklärte Machado. Sie selbst war von der Teilnahme an der Wahl | |
ausgeschlossen worden. | |
Bei den Protesten in Folge der umstrittenen Wahl wurden nach Angaben der | |
venezolanischen Generalstaatsanwaltschaft bislang 27 Menschen getötet, mehr | |
als 190 weitere Menschen wurden verletzt. Die Behörden nahmen den | |
offiziellen Angaben zufolge 2.400 Demonstranten fest. | |
23 Aug 2024 | |
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