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# taz.de -- Annäherung von Türkei, Irak und Syrien: Hauptsache gegen die PKK
> Die Türkei verstärkt ihr Militär im Irak, künftig soll es gemeinsame
> Armeebasen geben. Das Ziel: Gegen die auch im Irak unbeliebtere PKK
> vorgehen.
Bild: Neuerdings beste Freunde: Türkeis Recep Tayyip Erdogan und Iraks Premier…
Istanbul taz | Wie kurdische Quellen berichten, verstärkt die türkische
Armee in den letzten Tagen ihre Präsenz im Nordirak. Insbesondere in der
Provinz Dohuk, die an die Türkei angrenzt, würden neue Militärstützpunkte
eingerichtet. Obwohl diese Berichte vom türkischen Militär bisher nicht
bestätigt werden, passen sie doch in die politische Entwicklung zwischen
dem Irak und der Türkei.
Erst in der letzten Woche besuchte der irakische Außenminister Fuad Hussein
– übrigens ein ethnischer Kurde – Ankara und hat sich dort im Rahmen eines
vor wenigen Monaten [1][vereinbarten regelmäßigen Austauschs] in
Sicherheitsfragen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan getroffen.
Im Anschluss gaben beide bekannt, dass sie sich auf zwei gemeinsame
Militärzentren im Irak geeinigt haben.
Eines wird in Bagdad aufgebaut, das andere in Bashika, in der Nähe von
Mossul. Sowohl in Bagdad wie in Bashika sollen türkische und irakische
Offiziere zusammenarbeiten, um dadurch eine bessere Kooperation in
Sicherheitsfragen zwischen beiden Ländern zu erreichen.
Obwohl es in der Erklärung heißt, dadurch solle auch Drogen- und andere
organisierte Kriminalität bekämpft werden, geht es im Kern doch um die
Bekämpfung der türkisch-kurdischen Guerilla PKK, die seit Jahrzehnten ihr
Hauptquartier im Nordirak hat. Der Türkei ist es genauso lange ein Dorn im
Auge, dass die PKK im Irak geduldet wird und hat die als
„Terrororganisation“ gelistete Organisation bei grenzüberschreitenden
Aktionen immer wieder angegriffen.
## Ankara verhandelt mit Bagdad
Die PKK konnte sich im autonomen Nordirak lange auf die Unterstützung der
beiden größten kurdischen Parteien dort verlassen, der Demokratischen
Partei, die von der Barsani-Familie kontrolliert wird, und der
Patriotischen Union Kurdistans (PUK). Doch die Demokratische Partei, die im
Nordirak die Regierung der Autonomiezone stellt, will die PKK seit langem
loswerden, weil die sich ihrer Autorität nicht unterwirft und sich wie ein
Staat im Staat gebärdet.
Deshalb toleriert die Barsani-Regierung seit einigen Jahren türkische
Militärinterventionen auf ihrem Territorium. Im April dieses Jahres hat die
türkische Regierung sich nach langen Verhandlungen auch die Unterstützung
der Zentralregierung in Bagdad gesichert.
Bei einem Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan im April in Bagdad
wurde vereinbart, dass im Tausch für mehr Wasser aus den Oberläufen von
Tigris und Euphrat und einer wirtschaftlichen Unterstützung durch die
Türkei Bagdad einer gemeinsamen Bekämpfung der PKK zustimmt.
Die Türkei hat bereits eine Stromtrasse nach Mossul gelegt und im Gegenzug
werden nun die „Joint military center“ in Bagdad und Bashika aufgebaut. Die
türkische Armee will unter anderem die Verbindungen der PKK vom Nordirak
nach Nordostsyrien unterbinden, wo die syrischen Kurden in enger
Zusammenarbeit mit der PKK ein eigenes Autonomiegebiet aufbauen wollen.
## Assad will kurdisch kontrollierte Gebiete zurückerobern
Insgesamt wird es für die PKK und die syrischen Kurden mit der Zeit immer
enger. Die PKK ist im Nordirak in Bedrängnis, die [2][irakische Regierung
stuft sie als „Terrororganisation“ ein]. Auch von irakischem Staatsgebiet
soll sie verschwinden. Und in Nordostsyrien sind die Kurden nicht mehr nur
von der Türkei unter Druck, sondern vor allem das mittlerweile wieder
gefestigte Assad-Regime will die von den Kurden kontrollierten Gebiete
zurückerobern.
Ähnlich wie mit Bagdad will Präsident Erdogan auch mit Baschar al-Assad
wieder ins Gespräch kommen. Die Regierung in Bagdad hat erst unlängst
angeboten, ein Gipfeltreffen zwischen Erdogan und Assad auszurichten. Ziel
für die Türkei wäre es, dass Assad zustimmt, einen großen Teil der knapp 4
Millionen syrischen Flüchtlinge aus der Türkei wieder zurückzunehmen, und
dafür die [3][Türkei ihre Truppen langsam aus den besetzten grenznahen
Gebieten in Syrien zurückzieht]. Voraussetzung dafür wäre aber, dass die
Assad-Truppen wieder die Kontrolle über die Grenzgebiete zur Türkei
übernehmen und dadurch eine Pufferzone zu den kurdischen Gebieten
herstellen.
22 Aug 2024
## LINKS
[1] /Erdoans-Reise-in-den-Irak/!6006496
[2] /Verbot-der-kurdischen-Guerillagruppe/!5996350
[3] /Konflikt-in-Syrien/!6020919
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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