# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hoffen auf den Durchbruch | |
> In Doha sollen sich Hamas und Israel auf eine Waffenruhe und einen | |
> Geisel-Deal einigen. Die Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah gehen | |
> weiter. | |
Bild: Palästinensisches Gebiet Tubas: Israels Militäroperation geht unvermitt… | |
## Appelle an alle Konfliktparteien | |
Vor Beginn der [1][möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde] um eine | |
Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas haben | |
die Vermittler einen letzten Appell an alle Konfliktparteien im Nahen Osten | |
gerichtet. „Keine Partei in der Region sollte Maßnahmen ergreifen, die die | |
Bemühungen um einen Deal untergraben würden“, teilte das | |
US-Außenministerium nach einem Telefonat von Ressortchef Antony Blinken mit | |
seinem katarischen Kollegen Mohammed bin Abdulrahman Al Thani mit. | |
Ein Durchbruch bei den Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha | |
könnte einen Vergeltungsschlag des Irans und seiner Partner gegen Israel | |
verhindern – und damit eine Ausweitung des Krieges deutlich über den | |
Gazastreifen hinaus. „Der morgige Tag wird ein wichtiger Tag sein. Wir | |
wollen einen Waffenstillstand erreichen“, sagte die Sprecherin des Weißen | |
Hauses, Karine Jean-Pierre, am Vorabend der Gespräche. | |
„Wir wollen, dass dieser Krieg beendet wird. Wir wollen, dass die Geiseln | |
nach Hause kommen, auch die amerikanischen Geiseln. Wir wollen, dass mehr | |
humanitäre Hilfe in den Gazastreifen fließt. Und wir glauben, dass dieses | |
Abkommen der Weg ist, um die Spannungen im Nahen Osten zu deeskalieren.“ Da | |
Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, fungieren die USA, | |
Katar und Ägypten als Vermittler. (rtr) | |
## Die USA drängen auf ein Abkommen | |
[2][Die Gespräche in Doha gelten als entscheidend für das Bemühen,] nach | |
mehr als zehn Monaten Krieg eine Waffenruhe und einen Austausch von Geiseln | |
in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen | |
Gefängnissen zu erwirken. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump habe am | |
Vortag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über das | |
zu verhandelnde Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der | |
Geiseln gesprochen, berichtete das US-Nachrichtenportal „Axios“ unter | |
Berufung auf zwei informierte US-Quellen. Zum Inhalt des Telefonats wurden | |
keine Angaben gemacht. | |
Israelischen Medienberichten zufolge telefonierten auch Beamte der | |
Regierung von US-Präsident Joe Biden am Vorabend mit mehreren Vertretern | |
Israels, darunter Verteidigungsminister Joav Galant. Sie hätten dabei | |
betont, wie wichtig es sei, dass es zu einem Deal kommt. Eine Einigung | |
könne auch eine Eskalation des Konflikts mit dem Iran und der verbündeten | |
Hisbollah verhindern. | |
Seit der Tötung eines wichtigen Vertreters der Hisbollah-Miliz im Libanon | |
und des Auslandschefs der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran vor | |
gut zwei Wochen wird ein Angriff des Irans und seiner Verbündeten gegen | |
Israel befürchtet. (rtr/dpa) | |
## Erneut Luftalarm an Israels Nordgrenze | |
Unterdessen geht der gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der | |
Hisbollah im Grenzgebiet beider Länder weiter. Das libanesische | |
Gesundheitsministerium teilte mit, dass bei israelischen Angriffen auf Orte | |
nahe der Grenze drei Menschen getötet worden seien. Die israelische Armee | |
erklärte, sie habe nach Angriffen der Hisbollah Militärstrukturen der Miliz | |
im Süden des Libanons attackiert. | |
Zwei Hisbollah-Terroristen seien „eliminiert“ worden. Keine der Angaben | |
konnte unabhängig überprüft werden. Auch Stunden vor Beginn der | |
Gaza-Verhandlungen heulten im Norden Israels an der Grenze zum Libanon | |
wieder die Sirenen, wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte. Die | |
Hisbollah-Miliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas | |
in Gaza. Beide sind Verbündete des Irans. | |
US-Präsident Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris ließen sich | |
unterdessen von ihrem nationalen Sicherheitsteam über die Entwicklungen in | |
Nahost unterrichtet. Sie seien über die militärischen Maßnahmen der USA zur | |
Unterstützung der Verteidigung Israels sowie über die diplomatischen | |
Bemühungen unterrichtet worden, die Situation zu deeskalieren und einen | |
Deal im Gaza-Krieg zum Abschluss zu bringen, teilte das Weiße Haus mit. | |
[3][Während Israels Armee seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft ist,] | |
haben die verbündeten USA ihre Militärpräsenz in der Region stark | |
ausgebaut. Im Iran gelten die USA wie Israel als Erzfeinde. Blinken | |
telefonierte nach Angaben des US-Außenministeriums derweil auch mit seinem | |
ägyptischen Kollegen Badr Abdelatty und dankte dem Land für die | |
„entscheidenden Bemühungen“, ein Gaza-Abkommen zu erzielen. Die Hamas will | |
an der neuen Gesprächsrunde nicht teilnehmen und sich nach eigenen Angaben | |
danach über die besprochenen Punkte informieren lassen. | |
Hamas-Vertreter wären ohnehin nicht im selben Raum mit der israelischen | |
Delegation gewesen, sagte ein arabischer Beamter der Times of Israel. Das | |
Format sei „im Grunde dasselbe“ wie bei früheren Verhandlungsrunden, wurde | |
der Beamte weiter zitiert. | |
Nach dpa-Informationen werden CIA-Chef William Burns, Katars | |
Ministerpräsident Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel in | |
Doha erwartet. Israels Delegation dürfte wieder vom Chef des | |
Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und vom Chef des | |
Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, geleitet werden. | |
Ministerpräsident Netanjahu habe die Abreise der israelischen Delegation | |
nach Doha sowie das Mandat für die Verhandlungsführung genehmigt, teilte | |
sein Büro ohne Nennung weiterer Details mit. (dpa) | |
## Hoffnung auf Durchbruch | |
Was die Gespräche in Doha bringen werden, ist völlig ungewiss. In den | |
vergangenen Monaten kamen schon mehrmals Hoffnungen auf einen Durchbruch | |
auf, die sich nicht erfüllten. Zuletzt brachten die Gespräche kaum noch | |
Fortschritte. Netanjahu wies den Vorwurf zurück, neue Bedingungen gestellt | |
und einen Deal so blockiert zu haben. Umgekehrt beschuldigte er die Hamas, | |
neue Forderungen erhoben zu haben. Netanjahu will die Hamas im Gazastreifen | |
militärisch zerschlagen und sicherstellen, dass sie nicht mehr in der Lage | |
ist, das seit vielen Jahren von Israel abgeriegelte Küstengebiet zu | |
regieren. | |
Die Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober | |
vergangenen Jahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen | |
getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das Massaker war Auslöser | |
des Krieges. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer | |
Bodenoffensive in Gaza. Laut der von der Hamas kontrollierten | |
Gesundheitsbehörde wurden seither fast 40.000 Menschen getötet. Die Zahl | |
unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lässt sich nicht | |
unabhängig überprüfen. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der | |
katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer | |
stärker in der Kritik. | |
Während einer kurzen Waffenruhe kamen mehr als 100 der israelischen Geiseln | |
frei, unter ihnen vor allem Frauen und ältere Menschen. Derzeit hat die | |
Hamas nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt. Viele der | |
Entführten dürften allerdings nicht mehr am Leben sein. (rtr/dpa) | |
15 Aug 2024 | |
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