# taz.de -- Stadion-Umbau in Kiel: Ein neues Nest für die „Störche“ | |
> Das Stadion des Neu-Erstligisten Holstein Kiel ist zu klein, es fehlen | |
> Tribünenplätze und barrierefreie Zugänge. Nun wird ein Umbau | |
> ausgeschrieben. | |
Bild: Kiels Maskottchen Stolle läuft dann demnächst über den Rasen im neuen … | |
Kiel taz | Im Mai ist die Männerfußball-Mannschaft von Holstein Kiel [1][in | |
die Erste Bundesliga aufgestiegen], am 24. August bestreiten die „Störche“ | |
das erste Spiel der neuen Saison. Doch immer noch passt das [2][Stadion in | |
Kiel] nicht zu den Anforderungen der Bundesliga. Nun hat die | |
Ratsversammlung den Weg frei gemacht für die Ausschreibung des Umbaus. Ein | |
Auftragsvolumen von 75 Millionen Euro steht im Raum – Geld, das die Stadt | |
nur zum Teil sicher hat. Streit gibt es um das Parkkonzept. | |
In einem Punkt steht Kiel schon ganz oben in der Liga: bei den | |
Ticketpreisen. Angesichts von Kinderdauerkarten, die bis zu 640 Euro | |
kosten, und Erwachsenen-Saisontickets für 880 Euro „wird mir übel“, sagte | |
Ratsherr Pascal Schmidt von der Partei der dänischen und friesischen | |
Minderheit (SSW) in der Ratsdebatte. Der Verein habe „moderate“ Anstiege | |
versprochen, doch die Preisgestaltung für die nächste Saison sei | |
„Kapitalismus in seiner schlechtesten Ausprägung“. Doch mit dem Antrag, den | |
Verein zu niedrigeren Preisen zu bewegen, scheiterte der SSW: Dafür sei die | |
Politik nicht zuständig, hieß es von den anderen Fraktionen. | |
Zuständig ist die Stadt jedoch für das Stadion. 1973 kaufte Kiel dem | |
klammen Verein das Gelände ab und muss nun dafür sorgen, dass die Gebäude | |
die Anforderungen für den Bundesliga-Betrieb erfüllen: Tribünenplätze | |
fehlen ebenso wie behindertengerechte Zugänge. Kurzfristig musste der | |
Verein nach dem Aufstieg unter anderem Torlinientechnik und Presseräume | |
einbauen, [3][langfristig braucht es einen Total-Umbau]. | |
## Streit ums Parken | |
Im laufenden Spielbetrieb und „schlüsselfertig“ müssten die Arbeiten | |
passieren, sagte Bau- und Sport-Stadtrat Gerwin Stöcken (SPD). Drei | |
Planvarianten liegen vor, Details sollen die an der Ausschreibung | |
interessierten Firmen selbst entwerfen. Mit großer Mehrheit stimmt die | |
Ratsversammlung der Landeshauptstadt zu – nur die Fraktion aus Linke und | |
Der Partei war dagegen. Ove Schröder (Die Partei) forderte, angesichts der | |
Haushaltslage, die Einsparungen auch im sozialen Bereich mit sich brächte, | |
die Investition zu überdenken, vielleicht eine kleinere Lösung zu finden: | |
„Auch das Millerntor ist mit dem Bedarf nach und nach gewachsen. Holstein | |
Kiel ist von ausverkauften Stadien noch weit entfernt.“ | |
Für die CDU ist etwas anderes drängender: die Parkhaus-Frage. Denn die | |
jetzige Ausschreibung umfasst nur das Stadion, aber keine Parkflächen. | |
Stöcken erklärte das mit einem finanziellen Argument: Das Budget sei | |
begrenzt, „sonst reißen wir die EU-Beihilfegrenze von 30 Millionen“. Das | |
Land Schleswig-Holstein hat 20 Millionen Euro zugesagt, die Stadt bringt | |
zehn Millionen auf. Weitere 25 Millionen sollen über den Kapitalmarkt | |
finanziert werden, dafür wird die Stadt bürgen. | |
Die restlichen 20 Millionen Euro hatte ursprünglich der private Investor | |
Gerhard Lütje, Geschäftsführer der Citti-Großmärkte und langjähriger | |
Sponsor von Holstein Kiel, versprochen – doch als die Variante ohne | |
Parkhaus ins Spiel kam, drohte er im Gespräch mit dem NDR damit, 13 | |
Millionen Euro für das Parkhaus einzubehalten. | |
## Baubeginn im kommenden Jahr | |
Zwar versicherte eine Stadtsprecherin, es werde Parkraum geben. Die CDU | |
forderte aber in der Ratsversammlung, sofort ein Parkhaus mitzuplanen: „Wir | |
wollen ein paralleles Verfahren, Stadion und Parkhaus sollen gleichzeitig | |
fertig werden“, sagte Ratsherr Sebastian Tiede. Der Bau eines Parkhauses | |
sei „kein Hexenwerk“, zudem ein Teil der Infrastruktur: „Der Bebauungs-Pl… | |
und der Fußballbund sehen es vor.“ Auch für andere Zwecke als Fußball lie�… | |
sich das Stadion nur nutzen „wenn Leute mit dem Auto hinfahren können“. | |
Widerspruch kam vom Grünen-Ratsherren Arne Stenger: „Wir versuchen, von der | |
autogerechten Stadt wegzukommen, das soll auch hier gelten.“ Zwar sei eine | |
gewisse Anzahl an Stellplätze vorgeschrieben, aber die Lage mitten in der | |
Stadt ermögliche es, mit diesem Minimum auszukommen. Schließlich reisten | |
schon heute viele Fans per Bus, zu Fuß oder mit dem Rad zu Spielen an. Der | |
Standort mache das Stadion zu etwas „ganz Besonderem“, und der Umbau sei | |
weit nachhaltiger, als vor den Toren der Stadt einen neuen Komplex zu | |
errichten. | |
Der Baubeginn ist frühestens 2025. Was von den Kosten in die Stadtkasse | |
zurückfließt, hängt dann auch von der Pacht ab, die der Verein zu zahlen | |
bereit ist. Die Kasse des Vereins dürfte – Stichwort Ticketpreise – bis | |
dahin gut gefüllt sein. Ratsherr Stenger versprach: „Es wird harte | |
Verhandlungen geben.“ | |
4 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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