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# taz.de -- Brats, Benjamin und Basketball: Solider Dreier
> Willkommene Symbolpolitik, Kamalas „brat summer“, Klartext aus der
> Gefängniszelle. Außerdem eine Euro-Bitch und Adeles paralleles
> Bahnsystem.
Bild: „kamela IS brat“
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Kamala Harris kandidiert nicht in Deutschland.
Und was wird besser in dieser?
Kamala Harris gewinnt die Wahl bisher nur hier.
Das Internet feiert Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin. Aber ihr
[1][Vize ist noch unbekannt]. Wie wählt man den besten Side-Kick fürs Weiße
Haus aus?
Durch das bewährte VizepräsidentInnenkandidatInnenquiz der Washington Post.
Die Trump-Version ist noch online und mit etwas Fortune filtert man aus 23
möglichen drei realistische KandidatInnen aus, darunter – Treffer versenkt
– [2][J. D. Vance]. Kriterien wie „leugnet das Wahlergebnis“ und „redet
Trump nach dem Mund“ ernüchtern ein wenig über die amerikanische
Demokratie. Beim Harris-Quiz läuft es auf eine inzwischen selten gewordene
Jobchance für eine marginalisierte Minderheit hinaus. Harris – Frau,
schwarz, migrantisch, modern – reißt die Lücke. Let’s face it, es wird ein
weißer alter cis-Mann.
Haben Sie einen „brat summer“?
Etymologisch wäre das ein uneheliches Kind, ein Hund, abgetragene Kleidung
oder irgendwas mit deutscher Bratwurst. Nicht alles werde ich in einem
Sommer schaffen. Aber klingt toll. Popkulturell scheint die Wurzel ein
hodentief dummes Musikvideo eines US-Rappers über das, was sich sein
Hormonhaushalt unter „hot girl summer“ vorstellt. Darauf antworteten „whi…
boy summer“-Honks, was wohl den Gegenentwurf einer selbstbestimmten,
unangepassten jungen Frau hervorrief: „Brat“, so das Album der britischen
Sängerin Charli XCX. Die dekretierte nun per Post, [3][„kamela IS brat“].
Ein Sechser im Lotto für Harris, die Trump als elitär, akademisch, reich,
der Arbeiterklasse entfremdet angreifen will. Also feiert Haris per Social
Media den Ritterinnenschlag, und Charli XCX wird ordentlich Alben
verkaufen. Win-win. Da liegt die Latte, Frau von der Leyen, bzw. natürlich
Euro-Bitch.
Weltmeister und Basketballstar [4][Dennis Schröder] trug als erster
Schwarzer, muslimischer Mann bei der Olympia-Eröffnung die deutsche Fahne.
Manche schrien direkt: „Symbolpolitik!“ Hakt ’s?
Bei wem? Schröder unterstrich seine Kandidatur mit dem erklärten Anspruch,
der erste schwarze, muslimische Fahnenträger sei ein „Statement“. Und so
wurde er immerhin von SportskameradInnen und Fans demokratisch gewählt. Es
ist mit voller Absicht Symbolpolitik, und die Weisheit darin liegt in der
Frage: „Wer war der zweite Mann auf dem Mond?“ Eben, weiß keine Sau, und
derdiedas nächste schwarze, muslimische Fahnenträger wird kein großes Thema
mehr sein. Solider Dreier.
Netanjahu hielt seine erste Rede in den USA seit dem 7. Oktober. Konkrete
Pläne, wie der israelische Regierungschef den Krieg beenden will, gab es
nicht. Wann redet er Klartext?
Im Knast. Netanjahu weiß, dass nach Kriegsende eine zivilgesellschaftliche
Erhebung kommt, Neuwahlen, Machtverlust, Strafverfolgung. Aufgabe gerade
der Freunde Israels ist es, Netanjahu den Krieg als noch übler zu zeigen
als den Frieden. Vorher bewegt er sich nicht.
Olaf Scholz hat die Republik wissen lassen, dass er zur Wiederwahl antritt.
Warum haben deutsche Politiker Angst vor der Frührente?
Vorgänger Gerhard Schröder hat schon für deutlich weniger – eine vergeigte
Wahl in NRW und das Simonis-Drama in Kiel – die Nerven verloren und
Neuwahlen herbeigeführt. Respektive seinen unstillbaren Aberglauben an die
eigene Herrlichkeit über jede Vernunft gestellt. Scholz hält es eher mit
Merkel, die unter desaströsen Umfragewerten durchtauchte und am Ende wieder
siegte. Das muss bei Scholz nicht klappen, doch alles andere wäre
politischer Selbstmord.
Adele hat für ihre kommenden zehn Konzerte in München eine eigene
Event-Location gebaut. In welche Infrastruktur soll die britische Sängerin
als Nächstes in Deutschland investieren?
Wäre hübsch, wenn sie für die Anreise ein paralleles Bahnsystem bauen
ließe.
Die [5][Letzte Generation klebt wieder]. Welche politische Gruppe wünschen
Sie sich zurück?
Vielleicht sollte es bei der Obrigkeit eine Beratungsstelle für
Abweichenden Aktivismus geben. Bei Kindern, die die Bude verwüsten, sagt
man ja auch gern: „Könnt ihr nicht lieber was Schönes basteln?“ Schottern,
blockieren, besetzen waren Protestformen, die jeweils die leidige
Gewaltdebatte weckten – wie etwa Gewerkschaften, die immer dann streiken,
wenn es die Leute auch merken. Ja wann denn sonst.
Und was macht der RWE?
Nur mal so zur Orientierung: Als das neue Stadion An der Hafenstraße gebaut
wurde, folgte man polizeilichem Wunsch, für Hochrisikospiele die Fangruppen
rechtzeitig zu trennen. Deshalb Gäste im Westen, Heimfans im Osten. Folge:
Die traditionelle Westkurve der Rotweißen steht jetzt im Osten und ist
keine Kurve. Heißt aber Westkurve. Ganz einfach. Fragt mich doch.
Fragen: Anastasia Zejneli
28 Jul 2024
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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