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# taz.de -- Dritte Staffel „Kommissar Bäckström“: Ein „Cold Case“ fü…
> Der Plot ist zwar keine leichte Kost. Aber endlich wird dem überhaupt
> nicht politisch korrekten Starermittler ein Sympathieträger zur Seite
> gestellt.
Bild: Kommissar Bäckström bei der Arbeit im Pool
Miguel will beichten. „Ich habe gesündigt“, sagt der junge Mann, von dem
wir noch nicht wissen, wer er ist. „Und ich werde es wieder tun.“ Aber was
denn bloß? Das erfahren wir nicht. Nur wenige Filmminuten später schwimmt
Miguel tot im Pool eines Hotels, das von einer patenten Schwedin geführt
wird. Ausgerechnet hier hat sich Evert Bäckström (Kjell Bergqvist) mit
seiner kleinen Entourage niedergelassen.
Und natürlich finden sie den Toten am Morgen, als sie eine Runde schwimmen
gehen wollen. Willkommen auf Mallorca!
Der schwedische Kommissar mit der Kodderschnauze und dem Hang zu bunten
Hemden und Alkohol reist in der dritten Staffel nicht nur auf die Balearen,
sondern auch in seine Vergangenheit. Dazu muss man wissen, dass der
angeblich „weltbeste Ermittler“ seine Fälle immer löst. Nur diesen einen
nicht.
Bäckström hat in Kindertagen seine beste Freundin Sally tot im Gras
gefunden. Die Bilder von damals holen ihn wieder und wieder ein, nachts in
seinen Träumen und auch tagsüber in Flashbacks (sie sind in Sepiafarben
gedreht). Bis heute gibt es keinen Hinweis darauf, wer Sally umgebracht
hat. Ihr Tod lässt ihm keine Ruhe – auch, weil er diesen Fall nicht
abgeschlossen hat.
Eine Spur in diesem „Cold Case“ führt Bäckström nach Mallorca. Dort lebt
eine Cousine von Sally, heute eine alte, etwas seltsam wirkende Dame. Kann
sie zur Lösung des Falles beitragen?
## Ein kluger dramaturgischer Kniff
Eigentlich nur für ein Wochenende (keine Flugscham, oder was?) düst der
Kommissar mit dem Kollegen Peter Niemi, praktischerweise Spurensicherer bei
der Stockholmer Kripo, und dessen Teenagertochter auf die Insel.
Nachbarsjunge Edvin ist mit von der Partie. Es handelt sich um ein von
seinen Eltern vernachlässigtes, aber aufgewecktes Kind, dem sich Bäckström
verbunden fühlt ([1][das erzählt Staffel 1 sehr schön]).
Das ist ein kluger dramaturgischer Kniff: Dem alten weißen Sack, dem
überhaupt nicht politisch korrekten Starermittler, einen Sympathieträger
zur Seite zu stellen. Und hier sind gleich zwei Teenager Feuer und Flamme
und gründen einen Detektivklub und ermitteln auf eigene Faust. Das gibt dem
Krimi-Sechsteiler eine leichte Note.
## Skrupelloser Drogenring
Der Plot an sich ist alles andere als leichte Kost. Denn Bäckström stolpert
durch Zufall in eine verdeckte Ermittlung gegen einen skrupellosen
schwedischen Drogenring. Die Dinge laufen aus dem Ruder. Selbstherrlich
zieht der Superkommissar auch diesen Fall an sich, darf den Aufenthalt
verlängern (er hat seinem Chef vorgegaukelt, krank zu sein) und verhindert
tatsächlich Schlimmeres. Dabei geht er gewohnt mit unkonventionellen
Methoden vor, mitunter sind sie illegal, aber halt genial.
Die Serie basiert auf den Bestsellern von [2][Leif G. W. Persson]. Mit
Augenzwinkern spielen in dem spannend erzählten, temporeichen
Krimi-Sechsteiler die Drehbuchautoren Jonathan Sjöberg und Dennis Magnusson
auf die skandalträchtige „Operation Playa“ an, bei der es sich schwedische
Zivilfahnder in Spanien gut gehen ließen und sich bis auf die Knochen
blamierten.
Bäckström blamiert sich natürlich nicht. Es macht Spaß, dem
charismatischen, etwas kantigen Typ und den jugendlichen Detektiven
zuzusehen. Langeweile kommt hier (anders als in Staffel 1) nicht auf. Und
es gibt einen Lerneffekt: Auch die Schweden lieben diese Insel, nicht nur
die Deutschen und Briten.
21 Jul 2024
## LINKS
[1] /TV-Krimi-Kommissar-Baeckstroem/!5787867
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Leif_G._W._Persson
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
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Schweden
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