# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hamas lässt Forderung fallen | |
> Die Hamas sendet Zeichen einer möglichen Einigung im Konflikt. Das | |
> Abrücken von der Forderung nach einer Zusicherung Israels könnte zum | |
> Waffenstillstand führen. | |
Bild: Das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen ist nach Monaten des Krieges … | |
## Ägyptische Gewährsperson bestätigt Angaben | |
Die militant-islamistische Hamas hat nach Angaben eines Funktionärs den Weg | |
für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg freigemacht. Die Gruppe habe die | |
Forderung fallengelassen, wonach Israel vorab zusichern müsse, den Krieg | |
vollständig zu beenden, sagte das Hamas-Mitglied, das anonym bleiben | |
wollte, am Samstag. Eine ägyptische Gewährsperson bestätigte die Angaben. | |
Mit ihrer Entscheidung könnte die Hamas dazu beitragen, dass die Gefechte | |
zum ersten Mal seit November ausgesetzt werden. Alle Beteiligten verwiesen | |
jedoch darauf, dass eine Einigung nicht garantiert sei. | |
Die beiden Gewährspersonen sagten, der amerikanische Vorschlag sehe | |
zunächst eine vollständige und uneingeschränkte sechswöchige Waffenruhe | |
sowie die Freilassung einer Reihe von Geiseln vor, darunter Frauen, ältere | |
Menschen und Verwundete. Im Gegenzug sollten Hunderte palästinensische | |
Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Während dieser 42 Tage | |
müssten sich die israelischen Streitkräfte auch aus den dicht besiedelten | |
Gebieten des Gazastreifens zurückziehen und die Rückkehr der Vertriebenen | |
in ihre Häuser im nördlichen Gazastreifen ermöglichen. | |
In diesem Zeitraum würden die Hamas, Israel und die internationalen | |
Vermittler Bedingungen für die zweite Phase aushandeln, in der die | |
verbliebenen männlichen Geiseln freigelassen werden könnten, wie die | |
Gewährspersonen erläuterten. Im Gegenzug würde Israel weitere | |
palästinensische Häftlinge freilassen. Die dritte Phase soll die Rückgabe | |
der letzten Geiseln und sterblichen Überreste von Verschleppten umfassen | |
und den Beginn eines einjährigen Wiederaufbauprojekts einläuten. | |
Die Hamas verlange weiterhin schriftliche Garantien von den Vermittlern, | |
dass Israel über eine dauerhafte Waffenruhe verhandeln werde, sobald die | |
erste Phase in Kraft trete, sagten die beiden Beamten. Der Hamas-Vertreter | |
sagte der Nachrichtenagentur AP, die Gruppe habe ihre Zustimmung gegeben, | |
nachdem sie von den Vermittlern mündliche Zusagen und Garantien erhalten | |
habe, dass der Krieg nicht wieder aufgenommen werde und dass die | |
Verhandlungen bis zum Erreichen eines dauerhaften Waffenstillstands | |
fortgesetzt würden. „Jetzt wollen wir diese Garantien auf Papier“, sagte | |
er. (ap) | |
## Familien fliehen vor Israels Offensive in Fußballstadion | |
Das größte Fußballstadion des Gazastreifens hat sich zu einer Notunterkunft | |
für Flüchtlinge gewandelt. Im Jarmuk-Sportstadion ringen Familien darum, | |
mit wenig Lebensmitteln und Wasser über die Runden zu kommen – und der | |
jüngsten israelischen Offensive einen Schritt voraus zu sein. Behelfsmäßige | |
Zelte dehnen sich im Schatten der Tribünen aus. Kleidung ist an | |
Wäscheleinen über dem ausgedörrten, staubigen Spielfeld aufgespannt. | |
Unter den überdachten Bänken, auf denen einst Spieler auf ihren Einsatz | |
warteten, wäscht Um Baschar ein Kleinkind, das in einem Plastikbottich | |
steht. Während sie die Seife im Haar des Jungen verteilt, ihm das kalte | |
Wasser über den Kopf gießt, zappelt und zittert er – und hält sich an den | |
Plastiksitzen fest. | |
Mehrfach hätten sie die Flucht ergreifen müssen, sagt Baschar, zuletzt vor | |
den erneuten Operationen des israelischen Militärs gegen die | |
militant-islamistische Hamas im Viertel Schidschaija der Stadt Gaza. „Wir | |
wachten auf und sahen Panzer vor der Tür“, berichtet sie. „Wir haben nichts | |
mitgenommen, nicht eine Matratze, nicht ein Kissen, keine Kleidung, nichts. | |
Nicht einmal Essen.“ | |
Zusammen mit anderen fand sie im Jarmuk-Stadion Unterschlupf, etwa drei | |
Kilometer nordwestlich von Schidschaija, das im Gaza-Krieg schwer | |
bombardiert wurde und wo es kaum noch Menschen gibt. Viele derer, die in | |
das Stadion geflüchtet sind, sagen, sie hätten nichts, zu dem sie | |
zurückkehren könnten. „Wir haben unsere Häuser verlassen“, sagt Hasem Abu | |
Thoraja: „Und all unsere Häuser wurden bombardiert und niedergebrannt“. | |
Hunderttausende Menschen blieben im Norden des Gazastreifens, selbst als | |
israelische Truppen das Gebiet einkreisten und weitgehend isolierten. | |
Zuletzt haben sich die Hilfslieferungen dorthin etwas verbessert. Die | |
Vereinten Nationen erklärten jüngst, sie seien inzwischen in der Lage, die | |
grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen im Norden zu stillen. Israel sagt, | |
es lasse zu, dass Hilfen den Gazastreifen erreichten. Die UN unternähmen | |
nicht genug, um sie auch in Umlauf zu bringen. (ap) | |
## Tauziehen um Gaza-Deal – Warnung vor neuem Krieg | |
Während im Gaza-Krieg die indirekten [1][Verhandlungen über eine Waffenruhe | |
und den Austausch von Geiseln] gegen Gefangene nächste Woche weitergehen | |
sollen, warnen die Vereinten Nationen vor einer Ausweitung des | |
Nahost-Konflikts. Zunehmende Schusswechsel zwischen der Hisbollah-Miliz und | |
Israel an der Grenze zum Libanon erhöhten das „Risiko eines umfassenden | |
Krieges“, teilten die UN in New York mit. | |
Kurz zuvor hatte die Hisbollah erneut mehrere Geschosse auf den Norden | |
Israels abgefeuert, wie das israelische Militär mitteilte. Sie seien in | |
mehreren Gebieten eingeschlagen, einige seien abgefangen worden. Zwei | |
Soldaten wurden den Angaben zufolge leicht verletzt. Die israelische | |
Artillerie griff daraufhin Gebiete im Südlibanon an. Kampfflugzeuge hätten | |
zudem eine Abschussanlage und einen Beobachtungsposten der Hisbollah | |
attackiert, hieß es. Die Angaben des israelischen Militärs konnten zunächst | |
nicht unabhängig überprüft werden. | |
„Eine Eskalation kann und muss vermieden werden. Wir betonen erneut, dass | |
die Gefahr einer Fehleinschätzung, die zu einem plötzlichen und größeren | |
Flächenbrand führt, real ist“, so die UN. US-Verteidigungsminister Lloyd | |
Austin sprach am Telefon mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant über | |
die „andauernde Bedrohung“ durch vom Iran unterstützte Gruppen wie der | |
Hisbollah und bekräftigte das „eiserne Engagement der Vereinigten Staaten | |
für die Sicherheit Israels und das Recht Israels auf Selbstverteidigung“, | |
so das Pentagon. (dpa) | |
6 Jul 2024 | |
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