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# taz.de -- Fußball-EM: Patriotismusparty? Nein danke
> Eigentlich hat unser Autor mit Nationalmannschaftsfußball nichts am Hut.
> Mit Nationalismus kann er schon gar nichts anfangen – ein Einwurf.
Bild: Party in Schwarz-Rot-Gold: Fans beim Achtelfinalspiel der DFB-Elf in Berl…
Heim-EM – auch eher fußballskeptische [1][Menschen holen die Fähnchen]
raus. Fußball, meine große Leidenschaft, ist für einen Monat das alles
bestimmende Thema. In der vergangenen Saison war ich 52 Mal im Stadion,
habe Spiele gestreamt und auch das Print-Abo des Kicker durfte nicht
fehlen. Ganz schön viel. Bei Großturnieren schalte ich dann aber ab.
Irgendwann muss ich ja mal Pause machen und so kommt es, dass ich seit 2018
kein einziges Länderspiel angeschaut habe. [2][Auf die Corona-EM 2021 hatte
ich einfach keinen Bock], die Wüsten-Winter-WM habe ich aus politischen
Gründen komplett gemieden. Die [3][Heim-EM] dann mit Ignoranz zu strafen,
schien da die perfekte Krönung. Doch dann hat mir die taz einen Strich
durch die Rechnung gemacht.
Ich habe mich immer wieder für ein Praktikum bei der taz beworben, für
verschiedenste Ressorts zu unterschiedlichen Zeiten. Schlussendlich bin ich
in der Sportredaktion gelandet – ausgerechnet zur EM. Ich habe zwar ganz
schön gestöhnt, aber die Möglichkeit wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Jedes Spiel habe ich zwar nicht geschaut, aber die ganzen Endergebnisse
habe ich schon gecheckt – und die Fertigstellung dieses Textes leidet
gerade unter dem Elfmeterschießen zwischen Portugal und Slowenien.
## Stickerheft und Tippspiel
Damit ich ein wenig ankomme beim Turnier, habe ich mich direkt bei einem
Tippspiel angemeldet, auch das obligatorische Stickerheft geholt. Und ich
habe bei mir selbst gemerkt, die konsequente Ablehnung gegenüber den
Großturnieren und den dazugehörigen Deutschlandfahnen ist zwar noch da,
aber nicht mehr so stark. Was ist passiert?
Und nun zum vielleicht größten Partykiller für [4][Partypatrioten]: Das
größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte wurde von Deutschen begangen.
Wie heißt es so schön? „Wer als Patriot*in losläuft, kommt als
Faschist*in ins Ziel.“ Stimmt irgendwie, aber eben nur irgendwie. Jeder
Faschist ist zwar Patriot, aber nicht jeder Patriot ist Faschist oder auf
dem direkten Weg dahin. Und dann gibt es da ja noch den Nationalismus.
Dieser wird meist kritischer bewertet als der Patriotismus, findet jedoch
auch immer mehr Zulauf. Gibt es also den guten Patriotismus und den
schlechten Nationalismus? Für mich ist Patriotismus der Nährboden für
Nationalismus, so wie der Nationalismus Nährboden für den Faschismus
darstellt. Folglich sehe ich den Patriotismus, auch den Fußballpatriotismus
kritisch.
In der taz sehen das nicht alle so wie ich. Vor Kurzem wurde in der
Redaktion über die Deutschlandfahne diskutiert. Nicht wenige haben für ein
bisschen Patriotismus argumentiert und dafür, dass man die Deutschlandfahne
nicht den Rechten überlassen sollte. Es ist die gleiche Redaktion, die sich
Sorgen macht über eine Rückkehr der Zustände [5][in den
Baseballschlägerjahren]. Zu Recht. Aber die Gefahr ist doch größer und
grundsätzlicher. Es geht nicht um Nazischläger in der Provinz, es geht um
das Aufkommen des Faschismus.
Und jetzt Deutschland gegen Spanien schauen? Geht nicht. Mein Brotjob ruft
und nimmt mir die Entscheidung ab. Glück gehabt.
5 Jul 2024
## LINKS
[1] /Rassismus-und-die-EM-2024/!6014076
[2] /Rueckblick-auf-Fussball-EM/!5781120
[3] /Schwerpunkt-Fussball-EM-2024/!t5308320
[4] /Deutsche-EM-Fankultur/!6016402
[5] /Podcast-Springerstiefel/!5962050
## AUTOREN
Fridolin Haagen
## TAGS
Kolumne Deutsches Theater
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Fußball
Nationalismus
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