# taz.de -- Abschied von den kleinen EM-Teilnehmern: Kleiner, dann wird’s gr�… | |
> Die letzten „kleinen Teilnehmer“ verabschieden sich. Der EM haben sie gut | |
> getan. Zeit zu überlegen, welcher Modus ihnen gerechter wird. | |
Bild: Gut repräsentiert: Georgiens Team verabschiedet sich nach der Niederlage… | |
Endlich ist das Turnier auf einer höheren Niveaustufe angelangt. Das werden | |
jetzt nicht wenige sagen. Denn im Viertelfinale sind die großen | |
europäischen Fußballnationen fast unter sich. Das letzte Mal, als | |
Deutschland die EM im Jahre 1988 allein ausrichtete, durften eh nur acht | |
Teams mitmachen. [1][Was bringt das aufgeblasene Gedöns davor] mit | |
unterdessen 24 Mannschaften außer Mehreinnahmen für die Uefa? Diese Frage | |
wird immer wieder aufgeworfen. Meist in den Ländern, die zur Elite gezählt | |
werden dürfen. | |
Gute Antworten darauf haben die Trainer von Rumänien, Georgien, Slowenien | |
und der Slowakei gegeben, die schon allein durch das Erreichen des | |
Achtelfinals für Freudenfeste in ihren Heimatländern verantwortlich waren. | |
Nach der rumänischen Niederlage gegen die Niederlande (0:3) sagte Edward | |
Iordanescu am Dienstagabend: „Das sind Lektionen, die wir für die Zukunft | |
nutzen können.“ | |
Seine Spieler hätten bei dem Turnier Großes für die Weiterentwicklung des | |
rumänischen Fußballs geleistet. Sie seien nun große Vorbilder und | |
Inspiration im Lande. Wie wichtig diese EM für die Verbesserung des eigenen | |
Teams und die Jugendarbeit zu Hause ist, hatten auch [2][Georgiens Coach | |
Willy Sagnol] sowie die für die Slowakei und Slowenien verantwortlichen | |
Kollegen Francesco Calzona und Matjaz Kek mehrfach betont. Kek sagte: | |
„Dieses Turnier ist der Start für die Zukunft des slowenischen Fußballs.“ | |
Kleine geschlossene Systeme konservieren Hierarchien auf fast schon | |
erstickende Weise, die EM mit mehr Außenseitern sorgt für belebende | |
Frischluft. Mit dem wilden unkonventionellen Stil der Georgier mussten die | |
Gegner in den letzten Wochen erst einmal einen Umgang finden. Deren | |
[3][Achtelfinalpartie gegen Spanien] war trotz des deutlichen Ausgangs | |
erheblich unterhaltsamer als der Klassiker zwischen Frankreich und Belgien. | |
Dass die Engländer gegen die Slowakei in der Verlängerung die Verteidigung | |
verstärkten, um das Ergebnis über die Zeit zu retten, kam für deren Trainer | |
Calzona einem Ritterschlag gleich. | |
## Folklore oder Sport? | |
Und die Abertausenden Fans dieser kleinen Nationen bereichern die | |
Europameisterschaft in Deutschland schon deshalb mit einem besonderen | |
Flair, weil sie wie etwa die isländischen und walisischen Anhänger bei der | |
EM 2016 in Frankreich doch von der Möglichkeit ausgehen müssen, so eine | |
Gelegenheit vielleicht nicht so schnell wieder geboten zu bekommen. | |
Dass dieses Turnier nicht nur Fußball, sondern auch Austausch und | |
Verbindungen zwischen vielen Menschen ermöglicht, das heben die | |
Veranstalter nicht zu Unrecht hervor. Gerade im Fall von Georgien, wo die | |
Regierungspartei die Weichen Richtung Abschottung stellt, hat diese | |
unerwartet längere Teilhabe an diesem Turnier eine besondere Bedeutung. | |
Würde die Uefa also nur Gutes vollbringen, wenn künftig 32 Nationalteams | |
mitmachen dürften? Nun, auch diese positiven Effekte haben ihre Grenzen, | |
bei Teilnehmern wie Luxemburg oder San Marino etwa. Überdies wäre die | |
Gefahr doch zu groß, dass das Turniergeschehen sich zu sehr aufspalten | |
würde: Erst käme die Folklore, dann der Sport. | |
Die Ideallösung wäre eine Verkleinerung der EM auf 16 Mannschaften mit | |
ausreichend Quotenplätzen für die vermeintlich Kleinen. Auf diesem Weg ist | |
auch Georgien nach Deutschland gekommen. Sie verpassten die direkte | |
Qualifikation, konnten aber über denn Wettbewerb der Nations League, bei | |
dem Nationen entsprechend ihrer Stärke gleichrangige Gegner erhalten, doch | |
noch einen EM-Platz ergattern. | |
## Verdichtend erweitern | |
Es bräuchte dann mehr von diesen Gelegenheiten. Nach diesem Modell wäre bei | |
dieser EM Italien vielleicht eher nicht dabei gewesen, der Qualität des | |
Turniers hätte es wenig geschadet. Verdichten und erweitern muss kein | |
Widerspruch sein. | |
Es wird spannend sein zu sehen, wie sich der Fußball in Rumänien, Georgien, | |
Slowenien und der Slowakei weiterentwickelt. Die Fußballfans in Europa | |
können dies nun viel kenntnisreicher verfolgen. Ihr Horizont hat sich | |
erweitert. Gut so! | |
3 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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