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# taz.de -- Rettung für Hannovers Basketballerinnen: Luchse auf der Jagd nach …
> Den Basketball-Frauen des TK Hannover fehlt plötzlich viel Geld, weil ein
> langjähriger Förderer ausfällt. Auch sonst ändert sich viel beim
> Pokalsieger.
Bild: Hannovers „Luchse“ jubeln nach dem Pokalsieg im vergangenen Jahr
Wedemark taz | Es regnete, als Hajo Rosenbrock diese recht traurige
Veranstaltung charmant anmoderierte. „Retter-Event“: Unter diesem Titel
hatte der Vereinschef des TK Hannover am Freitag treue Wegbegleiter
eingeladen, um über die Zukunft einer ambitionierten Mannschaft zu
sprechen. Die Basketball-Frauen des TKH mussten gerettet werden, weil ihr
[1][langjähriger Förderer Rüdiger Battersby] sein Engagement stark
reduziert.
„Vieles wird sich verändern“, sagte Rosenbrock angesichts herber
Einschnitte. Der Etat für das Team und dessen Organisation sinkt von
400.000 auf 300.000 Euro. Trainerin Sidney Parson tritt ab. Mehrere
Stammspielerinnen verlassen den Verein. Wird das ein Umbruch? Ein Neustart?
Rosenbrock sprach in einem VIP-Zelt am Hintereingang des Hauptbahnhofes von
Hannover von einer Renaissance.
Bisher haben die Frauen des TKH, die sich für eine bessere Vermarktung
„Luchse“ nennen, zur deutschen Elite gezählt. Der amtierende Pokalsieger
konnte sich ein Team mit internationalen Könnerinnen leisten, weil ein
einzelner Mäzen sehr viel Herzblut, Geld und Zeit in die Mannschaft
investiert hat.
Über seinen Rückzug spricht der Unternehmer selbst nicht. In
Vereinsmitteilungen ist davon die Rede, dass es Battersby „aufgrund von
Auflagen des Finanzamtes“ nicht mehr möglich sei, sein Engagement im
gewohnten Umfang fortzusetzen. Es wird nicht genauer erklärt, ob der Fiskus
eine Disbalance zwischen Sportsponsoring und Betriebsausgaben eines
Unternehmens erkannt hat. Unter dem Strich fehlt es den TKH-Frauen
plötzlich an ziemlich viel Geld. Die Sparkasse Hannover und der
Energieversorger Enercity springen als Sponsoren ein. Die Last des hohen
Finanzbedarfes wird auf mehrere Schultern verteilt.
## Höhere Etats und größere Hallen
Grundsätzlich hat TKH-Vordenker Rosenbrock mit seinem Zweckoptimismus
recht. Es ist immer besser, sich von mehreren Sponsoren als von einem
einzelnen Mäzen fördern zu lassen. Aber der Rückzug des bisherigen
Geldgebers lässt erahnen, wie stark er sich wirklich engagiert hat. Den
Luchsen droht das Schicksal, in der kommenden Saison von einem
Titelanwärter zu einem ganz normalen Erstligateam zu schrumpfen.
Es trifft sich gut, dass es aufgrund einer Ligaaufstockung in der Saison
2024/25 keinen Absteiger aus der 1. Liga geben wird. Der TKH wird
zwangsläufig mit einem stark verjüngten Team versuchen müssen, an seine
bisherigen Erfolge anzuknüpfen. Wer dabei als sportlicher Vordenker, als
kaufmännischer Leiter und auf der Trainerbank das Sagen haben wird, ist
noch unklar. Erst einmal musste eine grundlegende Rettung gelingen.
Die Jagd nach Geld wird bei den Luchsen deshalb immer wichtiger, weil sich
Deutschlands höchste Spielklasse zielstrebig weiterentwickeln soll. Höhere
Etats, größere Hallen, mehr Zuschauer: Dieser schönen Theorie steht die
Frage gegenüber, wer sich all das wirklich leisten kann und stemmen will.
„Viele wissen nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt“, sagt die langjährige
TKH-Stammspielerin Finja Schaake. Sie hat im Moment des Umbruchs verkündet,
ihre aktive Karriere zu beenden und ließ durchblicken, was hinter den
Kulissen eines Vorzeigeteams wirklich passiert. Von den Spielerinnen wird
verlangt, dass sie wie Profis trainieren und enorm viel Zeit aufwenden,
ohne wirklich stattlich bezahlt zu werden.
## Geld und Wertschätzung
Nicht alle TKH-Asse haben wie zum Beispiel Laura Stockton das Privileg,
sich dank eines guten Vertrages auf den Basketballsport konzentrieren zu
können. Die Tochter des früheren Weltklassespielers John Stockton verlässt
die Luchse genau wie Dara Taylor und Brianna Rollerson. Ohne solche Asse
fehlt es dem TKH an jener Qualität, die ein Spitzenteam ausmacht.
Applaus verdienen Unternehmen, die Wertschätzung und Geld aufbringen, um
ein prestigeträchtiges Team wie die Luchse wettbewerbsfähig zu machen.
Volker Alt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hannover, findet: „Gerade
Frauenmannschaften haben es schwer, Sponsoren zu finden. Das ist eine große
Ungerechtigkeit.“ Mit vereinten Kräften soll es nun gelingen, Hannover als
Standort des Frauen-Basketballs zu fördern und zu etablieren.
Auch [2][Cheftrainerin Sidney Parson] möchte ihren Beitrag dazu leisten,
obwohl sie den TKH verlässt. Sie will weiter in Hannover wohnen und sich –
möglicherweise im Auftrag des Deutschen Basketball Bundes – um
heranreifende Talente kümmern. Ihren Abschied als Cheftrainerin der Luchse
will sie nicht mit den finanziellen Einschnitten beim TKH und den stark
veränderten Rahmenbedingungen verknüpft wissen. „Meine Entscheidung, dass
ich aufhöre“, beteuert die ehrgeizige Amerikanerin, „hatte ich schon vorher
getroffen.“
23 Jun 2024
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rodger_Battersby
[2] /!5885675
## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
Basketball
Hannover
Sponsoren
Basketball
Kolumne Press-Schlag
Basketball
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