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# taz.de -- EM-Chancen des DFB-Teams: Tollpatsch oder Titelträger
> Nach den letzten beiden EM-Testspielen gegen die Ukraine und Griechenland
> geht die DFB-Elf mit solider Ungewissheit ins Turnier.
Bild: Im Visier der Kritiker: Keeper Manuel Neuer, Nummer 1 im Nationalteam
EM-Dritter wird Deutschland, sagen die Statistiker. Die Firma Opta hat mal
gerechnet und mit 12,4 Prozent jene Wahrscheinlichkeit bestimmt, mit der
die DFB-Auswahl den Titel gewinnt. Besser im Rennen der Probabilistiker
sind nur England und Frankreich. Neben dem schnöden Zahlenwerk gibt es die
gefühlte Evidenz, also das gute alte Bauchgefühl.
Das war [1][nach den „März-Länderspielen“], mittlerweile ein stehender
Begriff in der DFB-Entourage, ganz prima. Alles schien möglich, und dieser
Optimismus färbte bisweilen sogar auf eine Berufsgruppe über, die sich
stets skeptisch geben sollte: die Journalisten. Auch der Autor dieser
Zeilen ließ sich einlullen und prognostizierte in einer taz-Expertenrunde
kürzlich forsch: Die kommen weit.
Nun haben wir die ersten Juni-Länderspiele hinter uns, und die Zuversicht
hat einen Knacks bekommen, auch wenn die notorischen Eventbejubler
weiterhin im Minutentakt die ja bald schon beginnende Großeuphorie
beschwören. Das Spiel gegen die Ukraine wurde recht gut in den
Sportredaktionen bespochen, obwohl das DFB-Team weiter an der
Katar-Krankheit litt: Morbus Chancenvergurkung.
In und um Doha verballerte das Team ja Gelegenheiten sonder Zahl, was
letztlich zum frühen Aus führte. Gegen Griechenland wirkte das Team nun
überdies fahrig und planlos. Die Griechen, wären sie etwas abgezockter
gewesen, hätten gewinnen können.
## Kordon um Neuer
Die erste EM-Elf steht noch nicht. Und wenn sie dann einmal, also am
kommenden Freitag, im Uefa-System steht, dann weiß man nicht, was diese
Truppe leisten kann. Wird es eine März-EM? Oder doch eine Juni-EM? Neben
der Suche nach der optimalen Aufstellung gibt es auch schon wieder ein paar
Baustellen, die im Gegensatz zur Katar-WM sportlicher Natur sind.
Torwart Manuel Neuer hat im Griechenland-Spiel [2][wieder mal gepatzt], und
Bundestrainer Julian Nagelsmann baut nun einen Schutzkordon um den Fänger,
sodass sich alle Welt fragt: Gilt das Leistungsprinzip in der DFB-Bubble
noch? Haben die Meritokraten im Team doch wieder das Sagen und bremsen den
Fortschritt? Und: War es wirklich eine so gute Idee, Torwart Alexander
Nübel aus dem EM-Kader zu streichen und dem Stuttgarter Block eine vor den
Bug zu geben?
Das Gleichgewicht der Kräfte im Kader ist schwer auszutarieren, und eine
erste Hackordnung ergibt sich aus den Mannschaftsleistungen der
abgelaufenen Saison. Da lagen – und liegen – die Leverkusener vor den
Stuttgartern und den Bayern. Die Dortmunder fühlen sich auch berufen schlau
mitzureden, weil sie im Finale der Champions League standen und die gefühlt
ewige Bevorzugung der Bayern-Spieler in der Nationalmannschaft noch wie
eine Blendgranate von Rheinmetall mit sich herumschleppen.
Der Bayern-Block aber ist heuer so schwach wie nie. Das Machtgefüge
bröckelt. Ob das zu Verwerfungen führt – oder aber zu einer ganz
wunderbaren strukturellen Neuordnung unter Führerschaft von Don Antonio und
Kroosinho, ist noch schwer zu sagen. Es wird wohl, wie so häufig im
Fußball, von den kleinen Dingen und Zufällen abhängen: dem abgefälschten
Schuss, der reingeht; dem glücklichen Elfmeterpfiff; der Roten Karte beim
Gegner – und der daraus entstehenden Dynamik.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg im EM-Auftaktspiel gegen Schottland
liegt nach taz-Berechnungen übrigens bei 54,29 Prozent. Na dann!
9 Jun 2024
## LINKS
[1] https://www.dfb.de/maenner-nationalmannschaft/spiele-termine/termine/
[2] https://www.kicker.de/neuer-ueber-seinen-patzer-egal-wie-das-tor-faellt-geh…
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Deutscher Fußballbund (DFB)
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