| # taz.de -- Die Wahrheit: Ein vergesslicher Auftragsmörder | |
| > Wozu sind Tarnidentitäten gut, wenn man sie gar nicht sinnvoll nutzt? Ein | |
| > irisch-amerikanischer Fall von Urkundenfälschung gibt Rätsel auf. | |
| Bild: Frederick Forsyth (1938-2025) | |
| Irische Reisepässe waren schon immer beliebt. Und sie sind leicht zu | |
| beschaffen, wenn man genügend Geld hat. Der damalige Premierminister | |
| Charles Haughey überreichte dem Scheich Khalid Bin Mahfouz auf einer | |
| Dinnerparty in den achtziger Jahren elf irische Pässe für die ganze Familie | |
| – gegen eine „persönliche Spende“. | |
| Nach dem Brexit besorgten sich auch viele nordirische probritische | |
| Unionisten irische Pässe, weil ihnen das ökonomische Hemd näher war als der | |
| ideologische Rock. Und viele US-Unternehmer grasen irische Friedhöfe auf | |
| der Suche nach Ahnen ab, weil sie bei Erfolg Anrecht auf einen irischen | |
| Pass inklusive Zugang zur EU haben. | |
| Was aber trieb den US-Amerikaner Randolph Kirk Parker an, Pässe auf den | |
| Namen von toten Säuglingen zu beantragen? Der 72-Jährige wurde im | |
| vergangenen September im südirischen Cork gefasst, als er einen der | |
| falschen Pässe abholen wollte. Jetzt wurde er zu dreieinhalb Jahren Knast | |
| verurteilt. Er war geständig, aber über seine Motive ließ er das Gericht im | |
| Dunkeln. | |
| Über Parkers Leben in den USA vor seiner Ankunft in Irland ist wenig | |
| bekannt. Er war 1970 in Lapeer County nördlich von Detroit wegen | |
| Drogenbesitzes verhaftet worden, aber die Staatsanwaltschaft verfolgte den | |
| Fall nicht weiter. Die US-Botschaft teilte mit, dass er 1988 auf dem | |
| Flughafen Shannon mit seinem rechtmäßigen US-Pass gelandet und dann | |
| untergetaucht sei. | |
| Er flog auf, weil er einen Pass auf den Namen Geoffrey Warbrook beantragt | |
| hatte, der aber 1953 im Alter von elf Tagen gestorben war. Die Polizei | |
| identifizierte den Antragsteller mithilfe von Gesichtserkennungstechnologie | |
| als Philip Morris, auf den 1998 ein Pass ausgestellt worden war. Nach | |
| seiner Verhaftung stellten die Beamten überrascht fest, dass Philip Morris | |
| ebenfalls 1953 im Alter von drei Monaten gestorben war. | |
| Bei der Beantragung eines irischen Führerscheins benutzte Parker den Namen | |
| Frank Morris. Das war einer von nur drei Männern, denen die Flucht aus dem | |
| US-Inselgefängnis Alcatraz gelungen ist. Parkers Freunde in Irland kannten | |
| ihn hingegen als Ray Travis, der sich mit Schreiben und Filmproduktionen | |
| beschäftigte. Dabei hätte der Amerikaner Anrecht auf einen echten irischen | |
| Pass gehabt, da er schon so lange in Irland gelebt hatte. Und er hätte sich | |
| sogar einen neuen Namen aussuchen dürfen. | |
| Oder hatte er etwa finstere Pläne? Die Praxis, Pässe unter Verwendung von | |
| Geburtsurkunden toter Babys zu beschaffen, ist nicht neu. In Frederick | |
| Forsyths Roman „Der Schakal“ von 1971 sucht der Auftragskiller auf | |
| Friedhöfen nach dem Grab eines Babys, das genauso alt wäre wie er, wenn es | |
| nicht gestorben wäre. Wenn ein Auftragsmord Parkers Ziel war, warum hat er | |
| ihn nicht längst ausgeführt? Schließlich hatte er seit 25 Jahren falsche | |
| Pässe. | |
| Oder hat er etwa zu viel irischen Whiskey getrunken und schlicht vergessen, | |
| wen er umlegen sollte? | |
| 3 Jun 2024 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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