# taz.de -- Pro-Palästina-Schülerstreik in Neukölln: Jung-Kommunisten in der… | |
> Ein Kommunistischer Jugendbund und die Migrantifa demonstrieren für | |
> Palästina. An der Humboldt-Universität kommt es erneut zu Besetzungen. | |
Bild: Teilnehmer:innen des „Schulstreik für Palästina“ auf der Sonnenallee | |
BERLIN taz | Dicht an dicht stehen die Polizeiautos vor dem roten | |
Backsteinbau an der Sonnenallee am Mittwochvormittag. Mit 13 Fahrzeugen, | |
hauptsächlich Mannschaftswagen, sind die Einsatzkräfte zum | |
Ernst-Abbe-Gymnasium in Neukölln angerückt. Es sieht nach einem | |
Großdemo-Polizeiaufgebot aus. Tatsächlich haben sich vorerst nur knapp 40 | |
Jugendliche vor der Schule versammelt. Aufgerufen ist zum „Schulstreik für | |
Palästina“ – passenderweise [1][zeitgleich zum berlinweiten GEW-Streik für | |
kleinere Klassen]. | |
Immer mehr junge Leute trudeln ein, es läuft Musik, an Kuffiye mangelt es | |
nicht, die Stimmung ist friedlich. Die Veranstalter:innen – die | |
Kleingruppe Kommunistischer Jugendbund und die Migrantifa – zählen später | |
150 Teilnehmer:innen. Gefordert wird ein „Ende der deutschen | |
Waffenlieferungen nach Israel sowie der gegenwärtigen Hetze gegen | |
Palästinenser:innen“. | |
Die Jung-Kommunist:innen verweisen darauf, dass Kinder und Jugendliche in | |
besonderem Maße Leidtragende des Krieges in Gaza seien. Außerdem verstehen | |
sie die Schule als symbolischen Ort für den Protest der Jugend, wie ein | |
Sprecher sagt. | |
Seit Oktober, klagt er, käme es an Berliner Schulen zu rigiden Verboten | |
jeglicher Art von Palästina-Solidarität. Während es mit Blick auf den | |
Ukrainekrieg anfangs stets Raum für Gespräche gegeben habe, fehle ein | |
solches Dialogangebot zu Gaza komplett. „Klar ist es kompliziert, aber | |
genau deswegen müssen wir drüber reden“, sagt er. | |
## Demostartpunkt bewusst gewählt | |
Dass der Schulstreik am Ernst-Abbe-Gymnasium startet, ist kein Zufall. Am | |
9. Oktober [2][soll hier ein Lehrer einem 15-jährigen Jungen, der eine | |
Palästina-Fahne umgebunden hatte, ins Gesicht geschlagen haben]; der Junge | |
soll zurückgetreten haben. Die Veranstalter:innen des Schulstreiks | |
betonen, dass es für den Lehrer nie Konsequenzen gegeben habe. Ob das | |
zutrifft, ist unklar. Eine Anfrage der taz bei der Bildungsverwaltung blieb | |
unbeantwortet. | |
In den Redebeiträgen wird der Umgang von Schulen mit dem Thema Palästina | |
jedenfalls schwer angeprangert. Ein ehemaliger Schüler des | |
Ernst-Abbe-Gymnasiums spricht außerdem von Rassismus und struktureller | |
Diskriminierung durch Lehrkräfte seiner alten Schule. Auch ein Lehrer des | |
Neuköllner Albert-Schweitzer-Gymnasiums solidarisiert sich in roter | |
GEW-Weste mit den Streikenden. | |
Unter „Viva Palästina“-Rufen und dem unvermeidlichen [3][„Von Berlin bis | |
Gaza – Yallah, yallah, Intifada“] zieht der kleine Jugendtrupp später die | |
Sonnenallee herunter, Ladenbesitzer:innen jubeln, Fahnen werden | |
geschwenkt, es wird gefilmt. Ob auch Schüler:innen vom | |
Ernst-Abbe-Gymnasium dabei sind, wisse man nicht, so die | |
Veranstalter:innen. Von den Schüler:innen, die man kenne, sei zumindest | |
niemand gekommen. | |
Bis auf kleinere Vorfälle sei die Demonstration „störungsfrei“ verlaufen, | |
sagt im Anschluss ein Polizeisprecher. Es habe vorläufige Festnahmen im | |
„unteren einstelligen Bereich“ gegeben, um die Personalien von | |
Demonstrant:innen festzustellen – etwa wegen verbotener Parolen. | |
## Schon wieder Besetzung von Unigebäuden | |
Während der „Schulstreik“ am Mittwoch nach rund zwei Stunden ohne große | |
oder wenigstens ohne außergewöhnliche Aufregung über die Bühne gegangen | |
ist, sieht es an der Humboldt-Universität anders aus. Am Nachmittag | |
besetzen dort rund 50 Pro-Palästina-Aktivist:innen Räume des Instituts für | |
Sozialwissenschaften. | |
Mit einem schwarzen, flatterndem Banner verkünden sie die Eröffnung eines | |
„Jabalia Institutes“ in dem besetzten Gebäude. Es gehe um die | |
„bedingungslose Solidarität mit dem palästinensischen Volk“. Die | |
Aktivist:innen forderten die Universität auf, ihre Besetzung und | |
Präsenz zu akzeptieren und einen Polizeieinsatz zu verbieten. Eine | |
[4][Besetzung von Räumen der FU] durch dieselbe Gruppe war kürzlich von der | |
Polizei geräumt worden. | |
22 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Luise Greve | |
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