# taz.de -- Die Wahrheit: Tatort München | |
> Lebenslänglich Bayer: Was wird bloß aus der bayerischen Landeshauptstadt | |
> sicherheitstechnisch, wenn die Kommissare Batic und Leitmayr nicht mehr | |
> sind? | |
Zunächst bin ich schon ein wenig erschrocken, als mir dieser große, sehr | |
graue Mann in München auf der Fraunhoferstraße begegnet ist. Es wird doch | |
hoffentlich nichts passiert sein? | |
Das habe ich mich gefragt, als Franz Leitmayr an mir vorbeigegangen ist. | |
War da jemand in der Nähe ermordet worden? Oder hat die Tat ganz woanders | |
stattgefunden und die Ermittlungen haben den Kommissar in die Innenstadt | |
geführt? Irgendwo muss er ja auch wohnen. Vielleicht hier in der Nähe? Auf | |
jeden Fall war ich sicher, dass sowieso bald alles wieder gut wird. Er ist | |
schließlich ein Spitzenermittler. Gut, dass er noch im Dienst ist. | |
Bald wird er in Pension geschickt. Im kommenden Jahr soll er seinen letzten | |
Fall lösen. Zusammen mit dem ebenso grauen Ivo Batic. Und dann? Ich mache | |
mir jedenfalls Sorgen um die innere Sicherheit in Bayern. Wer soll all die | |
Morde, die tagein, tagaus auch im schönen Bayern verübt werden, denn in | |
Zukunft lösen? Doch nicht etwa der Kalli! Der kommt zwar nicht mehr ganz so | |
deppert daher wie früher, hat aber nun wahrlich nicht das Format der grauen | |
Eminenzen der Münchner Mordkommission. | |
Noch fühle ich mich sicher, wenn ich in München bin – auch weil die zwei in | |
die Jahre gekommenen Kommissare fliehenden Verbrechern immer noch zu Fuß | |
nachsetzen. Das Wissen darum, dass sie in ihrem Alter schon lange nicht | |
mehr auf nennenswerte Geschwindigkeiten kommen, kann sie davon nicht | |
abhalten. Das nötigt mir Respekt ab. | |
Aber so ist das nun mal in den heutigen Zeiten. Sie sind schneller als die | |
guten, alten. Heute kann man nicht mehr mit dem Dackel an der Leine | |
ermitteln, wie es Melchior Veigl getan hat, der in den siebziger Jahren den | |
Münchner Mördern auf die Spur zu kommen versuchte. Dass ein Polizeibeamter | |
nebenbei eine Schreinerwerkstatt betreibt, in der er sich auch noch um all | |
die Verwicklungen kümmern muss, die von einem rothaarigen Kobold | |
losgetreten werden, ist im Zeitalter von künstlicher Intelligenz und | |
bargeldlosem Zahlungsverkehr ohnehin nicht mehr vorstellbar. | |
Vielleicht ergeht es den Nachfolgern der beiden Münchner Mordkommissare ja | |
wie weiland Ludwig Lenz. Der hat nach Veigls Pensionierung die Leitung der | |
Mordkommission München übernommen. Viele Fälle hat er nicht lösen dürfen. | |
Es heißt, er habe Rückenprobleme gehabt. Privat hat er es ja dann ganz gut | |
erwischt und eine gut situierte Antiquitätenhändlerin geehelicht. | |
Dass dann Siegfried Riedmüller, den sie Tscharlie genannt haben, als er in | |
jungen Jahren Münchner Geschichte geschrieben hat, bei der Polizei gelandet | |
ist, konnte eigentlich nicht gut gehen. Mit Karl Scherrer ist dann ein | |
Österreicher gekommen. Ein Österreicher! Schließlich übernahm mit Karl | |
Brandenburg ein Preuße die Münchner Mordkommission. Gerade einmal zwei | |
Fälle hat der Zugezogene gelöst. Ein Witz! Erst mit Leitmayr und Batic | |
wurde München dann endlich sicher. | |
17 May 2024 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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