Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Druck auf Israel wächst
> Nach dem Tod von Helfern im Gazastreifen steht Israel international immer
> stärker in der Kritik. In Jerusalem kam es bei einer Demo erneut zu
> Zusammenstößen.
Bild: Proteste in Jerusalem am Abend des 2. April
## Israels Militärchef: Das hätte nicht passieren dürfen
Der [1][Tod von ausländischen Helfern im Gazastreifen] bei einem
israelischen Luftangriff droht Israel weiter zu isolieren und sorgt für
zusätzliche Spannungen mit seinem wichtigsten Verbündeten USA. US-Präsident
Joe Biden machte Israel am Dienstagabend (Ortszeit) schwere Vorhaltungen:
„Israel hat nicht genug getan, um die Helfer zu schützen, die versuchen,
die Zivilbevölkerung mit dringend benötigter Hilfe zu versorgen.“ Dies sei
einer der Hauptgründe, warum die Verteilung humanitärer Hilfe im
Gazastreifen so schwierig sei, beklagte Biden in einer schriftlichen
Stellungnahme. Israels Generalstabschef Herzi Halevi bezeichnete den
Luftangriff, bei dem mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World
Central Kitchen (WCK) getötet wurden, als „schweren Fehler“.
„Der Angriff wurde nicht in der Absicht durchgeführt, den WCK-Helfern zu
schaden. Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung folgte –
in der Nacht während eines Krieges unter sehr komplexen Bedingungen. Das
hätte nicht passieren dürfen“, sagte Halevi in der Nacht zum Mittwoch in
einer Videostellungnahme. Dies habe eine vorläufige Untersuchung ergeben.
Ein unabhängiges Gremium werde den Vorfall gründlich untersuchen und „in
den nächsten Tagen“ abschließen. Die Armee werde aus den Schlussfolgerungen
lernen „und sie sofort umsetzen“, sagte der israelische Generalstabschef
und drückte sein Bedauern aus.
„Das ist kein Einzelfall“, beklagte Biden. „Dieser Konflikt ist einer der
schlimmsten in jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen angeht.“ Israel habe auch nicht genug getan, um die
Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. Sieben Mitarbeiter von World Central
Kitchen waren durch den israelischen Luftschlag getötet worden. Israels
Präsident Izchak Herzog entschuldigte sich beim Gründer der
Hilfsorganisation, José Andrés. Er habe ihm sein tiefes Bedauern über den
„tragischen Verlust der Leben der WCK-Mitarbeiter“ ausgedrückt, schrieb
Herzog auf der Plattform X (vormals Twitter). Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu sprach in einer Videobotschaft von einem „tragischen Fall eines
unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im
Gazastreifen“.
„Jeder fühlt sich jetzt bedroht“, zitierte die [2][New York Times] am
Dienstag (Ortszeit) Michael Capponi, Gründer der Hilfsorganisation Global
Empowerment Mission. Es müsse der internationalen Gemeinschaft von
Nichtregierungsorganisationen „garantiert werden, dass wir bei unserer
Arbeit, die so wichtig ist, sicher sind“, forderte Capponi. Die
Organisation World Central Kitchen will angesichts des Tods ihrer
Mitarbeiter ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald
Entscheidungen „über die Zukunft unserer Arbeit treffen“. Israel riskiere,
am Ende ohne Partner für die Bereitstellung und Lieferung humanitärer Hilfe
in den Gazastreifen dazustehen, zitierte die [3][Times of Israel] einen
Beamten der US-Regierung.
Tess Ingram, Sprecherin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen
(Unicef), sagte der New York Times, sie hoffe, dass der Tod der Mitarbeiter
von WCK „die Welt dazu bringen wird, zu erkennen, dass das, was hier
passiert, nicht in Ordnung ist“. „Die Nachricht von dem Angriff ist
entsetzlich – ein wahr gewordener Albtraum für uns“, sagte Soraya Ali,
Sprecherin der Organisation Save the Children, der Zeitung. „Mehr als 200
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in diesem Konflikt getötet, der
damit zu einem der schlimmsten Konflikte für Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen in der jüngeren Geschichte zählt“, sagte der
Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby,
am Dienstag. (dpa)
## USA: Israel auch für Angriff in Damaskus verantwortlich
Israel ist nach Einschätzung der US-Regierung auch für den [4][Angriff auf
das iranische Botschaftsgelände] in der syrischen Hauptstadt Damaskus
verantwortlich. Das machte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina
Singh bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Washington deutlich. Singh
war gefragt worden, ob die USA an dem Luftangriff am Montag beteiligt
gewesen seien. Darauf antwortete sie: „Die USA haben keinen Angriff in
Damaskus durchgeführt. Ich möchte Sie auf die Israelis verweisen, um mit
ihnen über ihren Angriff zu sprechen.“ Die Nachfrage, ob es die offizielle
Einschätzung der US-Regierung sei, dass Israel für den Schlag
verantwortlich sei, bejahte Singh: „Das ist unsere Einschätzung.“
Bei dem Angriff wurden zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der
iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Die IRGC sind Irans
Elitestreitmacht und werden als mächtiger eingeschätzt als die
konventionellen Streitkräfte des Iran. Das Land verurteilte die Attacke
scharf und drohte dem Erzfeind Israel mit Vergeltung. Ein israelischer
Militärsprecher sagte auf Anfrage, man kommentiere keine Berichte in
ausländischen Medien. Unterdessen protestierten erneut Tausende Israelis am
Dienstagabend den vierten Tag in Folge gegen die Regierung und für ein
Abkommen zur Freilassung der in Gaza weiter festgehaltenen Geiseln. (dpa)
## Zusammenstöße in Israel bei erneuten Protesten
Die Demonstranten versammelten sich israelischen Medienberichten zufolge
mit Fackeln in der Hand in der Nähe des Parlamentsgebäudes in Jerusalem.
Sie forderten demnach auch erneut Neuwahlen. Die Mutter eines entführten
Mannes warf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Berichten zufolge in
einer Ansprache vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen. Bei den Protesten
sei es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen,
hieß es. Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel
und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus
Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen.
Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Islamistenorganisation dürften nach
israelischen Schätzungen noch am Leben sein. (dpa)
## Palästinenser bemühen sich um UN-Vollmitgliedschaft
Der palästinensische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansour,
bat unterdessen in einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres,
einen Antrag von 2011 auf eine Vollmitgliedschaft für einen Staat Palästina
bei der Organisation erneut dem Sicherheitsrat vorzulegen. Den Brief teilte
die palästinensische UN-Mission am Dienstag auf X. Im November 2011 war ein
Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft am zuständigen Sicherheitsrat gescheitert.
Die Veto-Macht USA und andere wollten, dass die Palästinenser zuvor mit
Israel Frieden schließen. Im November 2012 räumten die UN den
Palästinensern gegen den Widerstand der USA Beobachterstatus ein. Von 193
UN-Mitgliedstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen Staat
anerkannt. Deutschland gehört nicht dazu. (dpa)
3 Apr 2024
## LINKS
[1] /Israelische-Angriffe-in-Gaza/!5999067
[2] http://dpaq.de/BOnub
[3] http://dpaq.de/jMQyc
[4] /Angriff-auf-Botschaft-Irans-in-Syrien/!5999075
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Benjamin Netanjahu
Joe Biden
Jerusalem
Protest
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Angriff auf Botschaft Irans in Syrien: Gefährliche Provokation
Mit den Angriffen auf die iranische Botschaft in Damaskus riskiert Israel
eine weitere Eskalation. Dass es zur Vergeltung kommen wird, ist absehbar.
Angriff auf iranische Botschaft: Rote Linie überschritten
Mit der Ermordung hochrangiger Befehlshaber der Revolutionsgarden in
Syriens Hauptstadt Damaskus provoziert Israel seinen ewigen Widersacher
Iran.
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Netanjahu gesteht Angriff ein
Der Angriff auf humanitäre Helfer im Gazastreifen sei „unbeabsichtigt“
gewesen, so Israels Regierungschef. Iran droht wegen der Attacke in
Damaskus mit Vergeltung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.