# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Großer Angriff auf Kyjiw | |
> Bei einem Angriff Russlands wurden zehn Menschen verletzt. EU-Staaten | |
> wollen, dass die EU-Kommission den Import von russischem Getreide | |
> begrenzt. | |
Bild: Kyjiw nach dem russischen Luftangriff | |
## Mehrere Verletzte bei Angriffen auf Kyjiw | |
Bei russischen Angriffen auf Kyjiw sind am Donnerstag mehrere Menschen | |
verletzt worden. Wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte, gab es | |
mindestens zehn Verletzte. Einige von ihnen seien ins Krankenhaus | |
eingeliefert worden. Russland soll bei dem Angriff Marschflugkörper, aber | |
auch Iskander- und moderne Hyperschall-Raketen vom Typ Kinschal eingesetzt | |
haben. | |
Im Stadtzentrum der ukrainischen Hauptstadt hatte es am Morgen mehrere | |
Explosionen gegeben. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP | |
berichtete, waren eine Reihe lauter Explosionen ebenso zu hören wie die | |
ukrainische Luftabwehr. Wegen von Russland gestarteter Raketen und Drohnen | |
wurde Luftalarm ausgelöst. Klitschko erklärte, Raketenteile seien auf | |
mehrere Stadtviertel Kyjiws gefallen, unter anderem auf ein Wohnhaus. Auch | |
Autos hätten gebrannt. | |
Von ukrainischer Seite lobte Präsident Wolodymyr Selenskyj seinerseits das | |
US-amerikanische Flugabwehrsystem „Patriot“. „Die russischen Terroristen | |
haben keine Raketen, welche den Schutz der „Patriot“ und anderer moderner | |
Systeme umgehen können“, schrieb der Staatschef in sozialen Netzwerken. | |
Gleichzeitig drang er auf die Lieferung neuer Systeme, um die gesamte | |
Ukraine zu schützen. „Das ist sehr wohl möglich, wenn die Partner | |
hinreichend politischen Willen zeigen“, so Selenskyj. | |
Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr hat Russland von strategischen | |
Bombern insgesamt 31 Raketen und Marschflugkörper auf Kyjiw abgefeuert. | |
Alle seien abgeschossen worden, gab das Militär in Kyjiw an. Schäden seien | |
durch die herabfallenden Raketentrümmer trotzdem angerichtet worden. Es | |
traf demnach Wohnhäuser, aber auch einen Kindergarten. | |
Zuletzt hatte es am 7. Februar einen größeren russischen Angriff auf die | |
ukrainische Hauptstadt gegeben. Am Mittwoch gab es in der Ukraine und in | |
Russland bei Angriffen beider Seiten mehrere Tote. | |
Aktueller Anlass des Großangriffs könnten sowohl die zuletzt verstärkten | |
ukrainischen Angriffe auf die russische Grenzregion Belgorod als auch eine | |
Drohnenattacke auf den Flugplatz Engels im Wolgagebiet Saratow 500 | |
Kilometer von der Grenze entfernt sein. Auf dem Flugplatz sind strategische | |
Bomber des Typs Tu-95 stationiert, die nun beim Beschuss von Kyjiw | |
eingesetzt wurden.(afp/dpa) | |
## Tschechien stuft Russland als größte Sicherheitsgefahr ein | |
Das Parlament in Tschechien hat Russland zur größten Sicherheitsgefahr für | |
den EU- und Nato-Mitgliedstaat erklärt. In einer am Mittwochabend | |
angenommenen Entschließung hieß es, das „terroristische Regime in Russland�… | |
versuche, seine Einflusssphäre auf die Ukraine und weitere Länder Europas | |
auszudehnen. Dies gehe mit der Verübung von Kriegsverbrechen einher. Es sei | |
daher von entscheidendem Interesse, der Ukraine weiter in ihrem Abwehrkampf | |
gegen die russische Aggression zu helfen. | |
„Eine Einstellung der Lieferung von militärischem Material würde hingegen | |
zur Eroberung und Verwüstung der Ukraine durch das russische terroristische | |
Regime führen“, hieß es weiter. Tschechien hat in der Vergangenheit unter | |
anderem bereits Kampfpanzer, Kampfhubschrauber und Mehrfachraketenwerfer an | |
Kyjiw übergeben. | |
Für die Entschließung stimmten 84 Abgeordnete der liberalkonservativen | |
Koalition von Ministerpräsident Petr Fiala. Es gab 17 Gegenstimmen und 42 | |
Enthaltungen. | |
Zuletzt hatte Prag eine Initiative lanciert, um rund 800.000 | |
Artilleriegranaten für die Ukraine in Staaten außerhalb der EU zu | |
beschaffen. Dazu wollen unter anderem Deutschland, Frankreich und Kanada | |
finanziell beitragen. In letzter Zeit mehren sich die Berichte über | |
Munitionsmangel auf ukrainischer Seite. Zudem hat Kyjiw zunehmend Probleme, | |
neue Soldaten für den Fronteinsatz zu rekrutieren. (dpa) | |
## Tass: FSB nimmt Mann wegen Anschlagsplänen fest | |
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat einer staatlichen | |
Nachrichtenagentur zufolge in der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod | |
einen Mann wegen Anschlagsplänen festgenommen. Er soll Anschläge gegen die | |
Armee vorbereitet haben, meldet die russische Nachrichtenagentur Tass. | |
(rtr) | |
## Forderungen nach Importbeschränkungen für Getreide | |
Mehrere EU-Staaten fordern von der Europäischen Kommission | |
Importbeschränkungen für [1][russisches Getreide]. Russland finanziere mit | |
Gewinnen aus den Getreideexporten in die EU auch den laufenden [2][Krieg | |
gegen die Ukraine], heißt es in einem Brief, der von den Agrarministern aus | |
Tschechien, Estland, Lettland, Litauen und Polen unterschrieben wurde und | |
der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel vorliegt. Man fordere die | |
Kommission auf, Rechtsvorschriften auszuarbeiten, die die Einfuhr von | |
Getreide aus Russland und Belarus in das Gebiet der EU einschränken. Zudem | |
solle die Kommission prüfen, inwiefern die Einfuhr von Agrarprodukten | |
russischer und belarussischer Herkunft in die EU grundsätzlich weiter | |
gedrosselt werden könne. | |
Wie aus Zahlen des Statistikamts Eurostat hervorgeht, steigerten die | |
EU-Staaten in den vergangenen Jahren ihre Getreideimporte aus Russland | |
deutlich. Während in den Vorkriegsjahren 2020 und 2021 Getreide für knapp | |
120 Millionen Euro (2020) und gut 290 Millionen Euro (2021) aus Russland in | |
die EU importiert wurde, waren es 2022 rund 325 Millionen Euro und ein Jahr | |
später fast 440 Millionen Euro. (dpa) | |
## Habeck zu Taurus-Debatte: Letzte Wochen waren nicht gut | |
Vizekanzler Robert Habeck blickt kritisch auf die Kontroverse in der | |
Ampel-Koalition zur [3][Lieferung des Marschflugkörpers Taurus] an die | |
Ukraine. Wenn eine Regierung sich intern und mit der demokratischen | |
Opposition nicht einig sei, werde der russische Präsident Wladimir Putin | |
davon profitieren, sagte der Grünen-Politiker am Mittwochabend bei der | |
Konferenz „Europe 2024“ in Berlin. „(Er) muss sich nur zurücklehnen und | |
sagen: ‚Guck mal, die kriegen ja nichts hin.‘ Deswegen sind die letzten | |
Wochen nicht gut gewesen.“ Das gelte unabhängig davon, wie man zur | |
Taurus-Frage und einer weiteren finanziellen oder militärischen | |
Unterstützung stehe. | |
Unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sei es besser | |
gelungen, zunächst vertrauliche Absprachen zu treffen, sagte Habeck. Es | |
gehe um schwierige Fragen, und viele Menschen machten sich ernsthaft | |
Sorgen, Austausch darüber sei nötig. Doch so unklar die Kriegsziele Putins | |
seien, so sei doch klar, dass dieser den Westen verachte und diese Art von | |
Austausch als Schwäche betrachte, erklärte Habeck. Grüne und FDP pochen auf | |
die Lieferung von Taurus, bei Kanzler Olaf Scholz und in der SPD gibt es | |
Vorbehalte. | |
Die Konfliktlinie verlaufe nicht zwischen deutschen Parteien und entlang | |
von Diskussionen über Waffengattungen, sagte Habeck. „Die | |
Haupt-Konfliktlinie, das muss man sich klarmachen, ist die Rechtsordnung, | |
die sich Europa aufgebaut hat, und der Angriff auf diese Rechtsordnung.“ | |
Putin dürfe nicht ermutigt werden, nach Landgewinnen in der Ukraine seinen | |
Eroberungszug fortzusetzen. „Dem muss ja Einhalt geboten werden. Das ist | |
die Hauptaufgabe.“ (dpa) | |
## Drei Jahre Haft für russischen Filmemacher | |
Ein russischer Filmemacher ist wegen Kritik an Moskaus Militäroffensive in | |
der Ukraine zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in St. | |
Petersburg befand Wsewolod Koroljow am Mittwoch für schuldig, im Frühjahr | |
2022 im Onlinedienst VKontakte „unwahre“ Beiträge „über Massaker an | |
Zivilisten in Butscha und Borodjanka sowie über den Beschuss von Donezk“ | |
veröffentlicht zu haben. Das Gericht habe eine dreijährige Freiheitsstrafe | |
in einer Strafkolonie verhängt, hieß es. | |
Koroljow befand sich bereits seit Juli 2022 wegen des Verdachts auf | |
„wissentliche Verbreitung falscher Informationen über die russischen | |
Streitkräfte“ in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre | |
Haft gefordert. Der Filmemacher und Dichter hatte unter anderem Filme über | |
die Unterdrückung von Kritikern der russischen Offensive gedreht. | |
Nach russischem Recht können Informationen über die Ukraine, die nicht aus | |
einer offiziellen Regierungsquelle stammen, als „falsch“ eingestuft und | |
ihre Verbreitung kann strafrechtlich verfolgt werden. Die Verurteilung | |
Koroljows erfolgte einen Tag, nachdem ein Gericht einen Bewohner der | |
südrussischen Region Wolgograd für das gleiche Vergehen zu fünf Jahren Haft | |
verurteilt hatte. | |
Ein anderes Gericht in St. Petersburg verurteilte zudem am Mittwoch eine | |
Frau zu acht Tagen Haft, weil sie bei der Präsidentschaftswahl am | |
vergangenen Wochenende „Nein zum Krieg“ auf den Stimmzettel geschrieben | |
hatte. Alexandra Tschirjatjewa habe die Worte mit einem roten Stift auf die | |
Rückseite des Stimmzettels geschrieben, bevor sie ihn in die Wahlurne warf, | |
erklärte das Gericht. Sie wurde der „Diskreditierung der russischen | |
Streitkräfte“ für schuldig befunden. | |
Seit Beginn der Offensive in der Ukraine geht Moskau mit einer | |
beispiellosen Härte gegen Andersdenkende vor. Menschenrechtsgruppen | |
vergleichen das Vorgehen mit der Unterdrückung zu Zeiten der Sowjetunion. | |
(afp) | |
21 Mar 2024 | |
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