Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Israelische Angriffe in Gaza: Pfleger und Helfer unter den Opfern
> Nach Luftschlägen auf humanitäre Helfer in Gaza stellen Hilfs-NGOs ihre
> Arbeit ein. Im Al-Schifa-Krankenhaus bietet sich ein Bild der Zerstörung.
Bild: Fotografische Notaufnahme: das Gelände um das Al-Schifa-Krankenhaus am 1…
Jerusalem taz | Nach einem israelischen Angriff auf einen Konvoi der
internationalen Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) mit sieben
Toten will die NGO ihre Arbeit im Gazastreifen vorerst einstellen. Fotos
zeigen ein zerstörtes Fahrzeug mit dem Logo der Organisation sowie die
Leichen mehrerer internationaler Mitarbeiter mit Schutzwesten. „Dies ist
ein Angriff auf humanitäre Organisationen, die in einer verzweifelten
Situation dort Hilfe leisten, wo Nahrungsmittel als Kriegswaffe missbraucht
werden“, sagte die WCK-Vorsitzende Erin Gore am Dienstag. „Das ist
unverzeihlich.“
Der Konvoi sei trotz Koordinierung mit der israelischen Armee am Montag in
Deir al-Balah beschossen worden, teilte WCK mit. Die Organisation verteilt
unter [1][anderem Hilfslieferungen, die übers Meer aus Zypern in Gaza
eintreffen]. Die Fahrzeuge seien deutlich gekennzeichnet gewesen und hätten
sich nicht in einem aktiven Kampfgebiet befunden. Bei den Toten handle es
sich um Mitarbeiter aus Australien, Polen, Großbritannien und eine Person
mit kanadischer und US-Staatsbürgerschaft. Drei weitere Tote seien
palästinensische Angestellte.
Vertreter mehrerer westlicher Staaten, darunter der britische Außenminister
David Cameron und seine australische Amtskollegin Penny Wong, verurteilten
den Angriff. „Der tragische Vorfall von gestern Abend ist auf einen Angriff
der Armee zurückzuführen, und wir untersuchen die Umstände“, teilten die
israelischen Streitkräfte mit. Es werde eine „umfassende Prüfung auf
höchster Ebene“ geben, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. [2][Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu] sagte am Dienstag: „So etwas passiert
in Kriegszeiten.“
WCK und die US-Hilfsorganisation Anera teilten mit, ihre Arbeit in der
Region zeitweilig zu unterbrechen. Die katastrophale Versorgungslage im
Gazastreifen verschlechtert sich damit weiter. Anera zufolge stellen beide
Organisationen zusammen rund zwei Millionen Mahlzeiten pro Woche zur
Verfügung. Mehr als eine Million Menschen in Gaza leiden laut der
Einschätzung mehrerer UN-Organisationen bereits jetzt „katastrophalen
Hunger“. Hochrangige Vertreter der USA und der UNO werfen Israel vor, die
Lieferung von überlebenswichtiger Hilfe zu behindern. Israel bestreitet
das.
## Versorgungslage verschlechtert sich weiter
Ein Bild der Zerstörung bietet sich indes in der Al-Schifa-Klinik in
Gaza-Stadt, dem größten Krankenhaus in dem Gebiet. Nach einer zwei Wochen
währenden Operation meldete die israelische Armee am Montag ihren Abzug aus
der Klinik. Bei dem Einsatz wurden nach Armeeangaben Kämpfer der Hamas
getötet und 900 Verdächtige verhaftet. Netanjahu sprach von 200 getöteten
„Terroristen“ und nannte die Aktion einen großen Erfolg. Ähnlich hatte si…
die israelische Führung jedoch bereits [3][nach der ersten Erstürmung des
Krankenhauses im November geäußert.] Die Hamas bestreitet die militärische
Nutzung der Anlage.
Kurz bevor die Armee am 18. März ihren Angriff auf die Klinik startete,
befanden sich laut palästinensischen wie israelischen Angaben noch Tausende
Patienten, Geflüchtete und medizinisches Personal auf dem Gelände. Nun
zeigen Bilder von Nachrichtenagenturen die Klinik ausgebrannt und
vollständig in Trümmern. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten
Zivilschutzes wurden rund 300 Leichen rund um das Krankenhaus gefunden. Ob
es sich bei ihnen um Kämpfer oder Zivilisten handelt, ist nicht bekannt.
Laut dem Bericht eines Washington-Post-Fotografen hing am Sonntag
Verwesungsgeruch über dem Gelände. Zahlreiche nicht verifizierte Videos von
Palästinensern vor Ort zeigen teils verweste, verbrannte oder
augenscheinlich von schwerem Gerät platt gewalzte Leichen. Der US-Sender
CNN zitiert seinen palästinensischen Mitarbeiter Chader Al Za’anun: „Wir
haben in den Häusern um das Krankenhaus ganze Familien tot und verwest
gefunden.“ In der nicht mehr funktionierenden Klinik halten sich laut der
Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer rund einhundert Patienten und 50
Mediziner auf.
Netanjahu will indes den katarischen TV-Sender Al Jazeera in Israel
schließen, den er als „Sprachrohr der Hamas“ bezeichnet. Der Sender
unterhält als einer von wenigen noch immer ein eigenes Korrespondentennetz
im Gazastreifen und ist einer der reichweitenstärksten Sender in der
arabischen Welt. Er wird jedoch auch wegen seiner mangelnden Distanz zur
Hamas kritisiert. Al Jazeera erklärte, die Berichterstattung in Israel
fortsetzen zu wollen.
2 Apr 2024
## LINKS
[1] /Humanitaere-Versorgung-im-Gazastreifen/!5994881
[2] /Proteste-gegen-Netanjahu/!5999763
[3] /Israelisches-Militaer-in-Gaza/!5973357
## AUTOREN
Felix Wellisch
## TAGS
Israel
Benjamin Netanjahu
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Hamas
Gaza
Hilfsorganisation
USA
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
## ARTIKEL ZUM THEMA
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel entlässt zwei Offiziere
Nach dem Drohnenangriff auf Mitarbeiter einer Hilfsorganisation müssen zwei
Offiziere gehen. Derweil wächst die Sorge vor einem Konflikt mit Iran.
Humanitäre Hilfe für Gaza: Kugeln statt Mehl
Zivile Hilfsorganisationen können in Gaza kaum noch agieren. Aber
Lieferungen durch Militär per Luft sind ineffizient und erzeugen
problematische Bilder.
Proteste gegen Netanjahu: Israel brennt für neue Regierung
In Jerusalem haben sich am Wochenende die größten Demonstrationen seit
Kriegsbeginn versammelt. Wie lange kann sich Premier Netanjahu noch halten?
Hungerskrise im Nahostkrieg: Sandige Fladen in Gaza
Ibrahim Charabischi wohnt mit Familie in Gaza-Stadt – und hungert.
„Manchmal“, sagt er, „wünsche ich mir, dass uns jemand den Gnadenschuss
gibt.“
Zahlungen an Hilfswerk UNRWA: Geld fließt, nur nicht nach Gaza
Das Hilfswerk UNRWA bekommt wieder Geld aus Deutschland. Die Arbeit in Gaza
unterstützt Berlin aber zunächst nicht – wegen Vorwürfen Israels.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.