# taz.de -- Krieg in Gaza: Hilfslieferung in See gestochen | |
> Eine 200-Tonnen-Hilfslieferung für Gaza ist unterwegs. Die Kämpfe im | |
> Norden sowie im Roten Meer weiten sich aus. Die jüngsten Entwicklungen. | |
Bild: Die „Open Arms“ mit der ersten Lieferung eines geplanten Seekorridors | |
LARNAKA/JERUSALEM/BEIRUT/WASHINGTON afp dpa taz | Das Schiff „Open Arms“ | |
der gleichnamigen Hilfsorganisation ist am Dienstag mit großer Verspätung | |
aus dem zyprischen Hafen von Larnaka in Richtung Gazastreifen in See | |
gestochen. Ursprünglich sollte es am Wochenende auslaufen. Die | |
Nichtregierungsorganisation zeigte in einem Video auf X, ehemals Twitter, | |
den Moment des Ablegens des Schiffes. Auch der zyprische | |
Regierungssprecher, Giannis Antoniou, bestätigte der Deutschen | |
Presse-Agentur den Beginn der Fahrt. | |
Das Schiff – ein umgebauter Schlepper – zieht eine Plattform, auf die | |
Hilfsgüter geladen worden sind. Es handele sich um rund 200 Tonnen | |
Trinkwasser, Medikamente und Lebensmittel, hieß es aus Regierungsquellen. | |
Die Fahrt ist eine Probefahrt entlang der Route eines geplanten | |
Hilfskorridors, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der | |
zyprische Präsident Nikos Christodoulidis vergangenen Freitag in Larnaka | |
angekündigt hatten. | |
Der Hafen von Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Diese | |
Fahrt könnte bis zu 60 Stunden dauern, da das Schiff langsam fährt. Die | |
Route ist nicht ungefährlich: Im östlichen Mittelmeer wehen oft starke | |
Winde, es gibt auch starke Strömungen und keine anderen Inseln, die im | |
Falle eines Sturms Schutz bieten könnten. | |
Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor Gaza seine Fracht | |
löschen soll, ist unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große | |
Herausforderung, weil es in Gaza nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der | |
nicht tief genug für Frachtschiffe ist. [1][Das US-Militär will deshalb | |
gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten.] | |
## Angriffe in der Tiefe des Libanon | |
Währenddessen gehen auch die Gefechte [2][zwischen Israel und der | |
libanesischen Hisbollah] weiter. Israels Armee hat nach eigenen Angaben nun | |
auch Stellungen der Schiiten-Miliz in der Tiefe des Nachbarlandes | |
angegriffen. Die Luftwaffe habe zwei Stellungen der proiranischen Hisbollah | |
in der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanons attackiert, teilte Israels | |
Militär am Montagabend mit und bestätigte damit libanesische Berichte. | |
Die Angriffe seien, so das israelische Militär, Vergeltung für frühere | |
Angriffe der Hisbollah-Miliz. Es sei erst das zweite Mal seit Beginn des | |
Krieges gegen die mit der Hisbollah verbündete islamistische Hamas im | |
Gazastreifen vor gut fünf Monaten, dass Israels Militär das etwa 100 | |
Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegene Gebiet angegriffen habe, | |
berichtete die israelische Nachrichtenseite „Ynet“ am Abend. | |
Am Dienstagmorgen wurde nach Angaben des israelischen Militärs ein | |
Sperrfeuer von etwa 70 Raketen aus dem Libanon auf Nordisrael abgefeuert. | |
Es handelte sich um eines der größten Sperrfeuer, das die Hisbollah während | |
des Krieges abgefeuert hat. | |
Auch im Roten Meer gehen die Kämpfe weiter. US-Streitkräfte haben eigenen | |
Angaben zufolge erneut Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen | |
und dabei ein Drohnenschiff und 18 Antischiffsraketen zerstört. Es seien | |
sechs Angriffe auf von den Huthis kontrollierte Gebiete erfolgt, nachdem | |
ein Schiff im Roten Meer beschossen worden sei, erklärte das für den Nahen | |
Osten zuständige US-Zentralkommando Centcom am Montagabend. Wie die | |
britische Behörde für die Sicherheit des Seeverkehrs UKMTO mitteilte, habe | |
das Schiff zuvor „ein Explosionsgeräusch in der Nähe“ gemeldet. | |
## Aktionen sollen während des Ramadan eskaliert werden | |
Laut Centcom handelte es sich um das unter liberianischer Fahne fahrende | |
Frachtschiff „Pinocchio“, das sich in singapurischem Besitz befindet. Zum | |
Zeitpunkt der Explosion habe sich das Schiff südwestlich des jemenitischen | |
Hafens Salif befunden, erklärte UKMTO. Die Besatzung sei wohlauf, das | |
Schiff nicht beschädigt. | |
Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz bestätigte, das Schiff ins Visier | |
genommen zu haben. Die Militäraktionen würden während des Fastenmonats | |
Ramadan „eskaliert“ werden, hieß es in einer Erklärung. Die offizielle | |
jemenitische Nachrichtenagentur Saba berichtete von US-amerikanischen | |
Luftangriffen im Gouvernement Saada im Norden des Jemen. | |
Die Huthi-Rebellen greifen seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf | |
von Aden an, um sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Krieg | |
zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen zu | |
solidarisieren. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten | |
und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas | |
im Gazastreifen auch die Hisbollah-Miliz im Libanon gehört. | |
Die Huthis haben angekündigt, israelische, britische und US-Schiffe ins | |
Visier zu nehmen sowie Schiffe mit israelischem Zielhafen. Viele Reedereien | |
meiden deswegen inzwischen die wichtige Seehandelsroute, über die | |
normalerweise 12 Prozent des weltweiten Seehandels abgewickelt werden. | |
Die USA und Großbritannien führen als Reaktion auf den Beschuss der | |
Schifffahrt Luftangriffe auf Huthi-Stellungen aus und wollen weitere | |
Attacken auf Handelsschiffe damit verhindern. Zudem versuchen Kriegsschiffe | |
zweier internationaler Koalitionen, den Schiffsverkehr entlang der | |
jemenitischen Küste zu sichern. Als Teil der EU-Mission ist die deutsche | |
Fregatte „Hessen“ seit Ende Februar in der Region im Einsatz. | |
12 Mar 2024 | |
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