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# taz.de -- Skandal um nordirische Rapper Kneecap: Warten auf den Übersetzer
> Die kontroverse Belfaster Rapcrew Kneecap verklagt die britische
> Staatssekretärin Kemi Badenoch. Sie habe den Künstlern Fördergeld
> vorenthalten.
Bild: Die Rapper von Kneecap bei einem Konzert 2022
Das Rap-Trio Kneecap aus dem katholisch geprägten Westen von Belfast hat
die britische Staatssekretärin für Wirtschaft und Handel, Kemi Badenoch,
verklagt. Der Gruppe waren von der britischen Phonoindustrie umgerechnet
17.000 Euro aus dem Programm zur Exportförderung britischer Musik zuerkannt
worden, doch Badenoch, die dem rechten Tory-Flügel angehört, hat die
Vergabe blockiert. Die Regierung kofinanziert das Programm.
Eine Sprecherin von Badenoch sagte: „Wir unterstützen Meinungsfreiheit voll
und ganz, aber es ist kaum verwunderlich, dass wir kein Steuergeld an Leute
verteilen, die das Vereinigte Königreich abschaffen wollen.“
Kneecap vermuten, es könnte etwas mit dem Tournee-Plakat von 2019 zu tun
haben: Darauf ist ein Cartoon zu sehen, der Ex-Premier Boris Johnson mit
[1][der damaligen Ersten Ministerin Nordirlands, Arlene Foster], zeigt.
Beide sind an eine Rakete gebunden, darunter sitzen zwei Kneecap-Mitglieder
am Lagerfeuer. Der Titel der Tournee lautete: „Abschied von der Union.“
## Brennender Landrover
Es waren vermutlich Politiker von Fosters Democratic Unionist Party (DUP),
die Kneecap bei Badenoch angeschwärzt haben. Sie hatten sich bereits über
ein Wandgemälde beschwert, das einen brennenden nordirischen
Polizei-Landrover zeigt und vor einigen Jahren bei einem Konzert der Rapper
enthüllt wurde.
Kneepcap besteht aus den Belfastern Mo Chara und Móglaí Bap sowie dem aus
Derry stammenden DJ Próvaí, sie rappen hauptsächlich auf Irisch. Kneecap
wurden in den letzten Jahren erfolgreich. Eine US-Tournee 2023 war restlos
ausverkauft, und Badenochs Aktion hat in Großbritannien, Irland und in den
USA für große Publicity gesorgt, die allemal mehr wert ist als die
vorenthaltene Fördersumme.
Dabei fördert die britische Regierung alle möglichen Organisationen, die
nicht unbedingt für die Union sind. Selbst Kneecap haben voriges Jahr 1,7
Millionen Euro von der britischen Nationallotterie über das British Film
Institute sowie 815.000 Euro von Northern Ireland Screen [2][für ihren
Dokumentarfilm mit dem Titel „Kneecap“] kassiert.
## Weltpremiere beim Sundance-Festival
Er basiert lose auf den Einzelbiografien und dem Werdegang der Gruppe. Rich
Peppiatt führte Regie, Michael Fassbender tritt in einer Nebenrolle auf.
Weltpremiere war im Januar [3][beim US-Indiefilmfestival Sundance], wo der
Film, der von Sony Pictures Classics gekauft worden ist, einen
Publikumspreis gewann. Die Bandgeschichte ist allemal filmreif.
Kneecap entstand, als Móglaí Bap am Tag vor einer Demonstration für das
Gesetz zur Förderung der irischen Sprache in Belfast zusammen mit einem
Freund Graffiti sprayte. Der Freund wurde verhaftet, Móglaí entkam. Er
hatte „Cearta“ – (Menschen-)Rechte – an eine Bushaltestelle getaggt. Der
Freund weigerte sich bei der Polizei, Englisch zu sprechen, und verbrachte
eine Nacht in der Zelle, um auf einen Übersetzer zu warten.
Das war die Inspiration für den ersten Kneecap-Song „C.E.A.R.T.A.“. Der
Radiosender Raidió na Gaeltachta verbot ihn wegen „Drogenverweisen und
Flüchen“.
15 Mar 2024
## LINKS
[1] /Politische-Krise-in-Nordirland/!5989271
[2] https://www.bfi.org.uk/sight-and-sound/reviews/kneecap-biopic-only-beginnin…
[3] /US-Praesident-Joe-Biden-in-Nordirland/!5924779
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Nordirland
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katholisch
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Rap
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