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# taz.de -- Kriminalisierung von Klimaprotesten: Verhaftungen schüren Angst
> Indische Behörden schüchterten Protestwillige ein, indem sie sie
> kriminalisieren, sagen Aktivist:innen. Dabei gebe es viele Gründe, zu
> demonstrieren.
Bild: Protestmarsch während des Global Climate Strike als Teil der Fridays for…
Mumbai taz | Unter jungen Inder:innen in den Metropolen wurden
Umweltproteste mit dem Aufkommen der globalen Fridays-for-Future-Bewegung
populär. Eine [1][bekannte Stimme ist Disha Ravi]. Die Mitbegründerin von
Fridays for Future (FFF) in Indien wurde vor drei Jahren international
bekannt, als sie im Zusammenhang mit Protesten von Landwirt:innen am
Rande der Hauptstadt Delhi wegen des Verdachts auf Aufruhr verhaftet wurde.
Ravi war an einer Anleitung beteiligt, wie indische Bauern, die monatelang
gegen neue Agrargesetze protestierten, in den sozialen Medien unterstützt
werden könnten. Zwar kam die [2][Klimaschützerin bald wieder gegen Kaution
frei], doch die Verhaftung habe der Popularität von FFF geschadet, sagen
manche.
Eltern von engagierten Jugendlichen waren besorgt und hielten ihre Kinder
an, sich von der Öffentlichkeit fernzuhalten und abweichende Botschaften
auf Social-Media-Plattformen abzuschwächen.
Die Bauernproteste in den Jahren 2020 und 2021 sind ebenso heikle Themen
wie die Rohstoffförderung, insbesondere von fossilen Energieträgern. So
geriet im vergangenen Jahr der [3][Umweltanwalt Ritwick Dutta ins Visier]
der Behörden, dessen Organisation [4][Legal Initiative For Forest and
Environment (Life) 2021 den sogenannten Alternativen Nobelpreis] erhalten
hatte.
Der Vorwurf gegen Dutta: Verstoß gegen das Foreign Contribution Regulation
Act, ein Gesetz, das den Fluss ausländischer Spendengelder regelt. Life und
die in den USA ansässige Nichtregierungsorganisation Earth Justice sollen
versucht haben, mit ausländischen Geldern Kohleprojekte in Indien zu
stoppen. Dutta hatte sich in der Vergangenheit zudem kritisch zu Änderungen
bei der Umweltverträglichkeitsprüfung geäußert. Ziel der Ermittlungen sei
es, Angst zu schüren, nicht nur bei denen, die protestieren, sondern auch
bei denen, die vielleicht erst aktiv werden wollen, sagt Dutta.
## Reformen zugunsten des Bergbaus
Kritiker:innen haben darauf hingewiesen, dass Indiens
Umweltvorschriften unter Premierminister Narendra Modi von der
hindunationalistischen Regierungspartei BJP häufiger geschliffen wurden.
Nach Angaben des Magazins Down To Earth wurden in den letzten fünf Jahren
110 Änderungen vorgenommen. Auffällig ist, dass der Abbau von Mineralien
wie Eisen, Mangan, Bauxit oder Kalkstein erweitert wurde.
Beobachter:innen wie die NGO Global Witness merken an, dass Gruppen,
die im Bereich Kohlebergbau, Raffinerien, Landnutzung oder Infrastruktur
tätig sind, besonders gefährdet seien.
Laut dem [5][Bericht „Decade of Defiance“], der zehn Jahre
Berichterstattung über Land- und Umweltschutz weltweit beleuchtet, wurden
2021 etwa 200 Umweltaktivist:innen getötet, ein Großteil in
Lateinamerika, aber auch 14 Personen in Indien. Sie kamen beispielsweise im
Zusammenhang mit Protesten und Räumungen ums Leben.
Unter den Getöteten sind Angehörige von Stammesgemeinschaften sowie der
Jesuitenpriester Stan Swamy, der indigene Adivasi unterstützte. Die
Autor:innen von „Decade of Defiance“ mahnten daher: „Viele Verteidiger,
darunter indigene Frauen, die Gerechtigkeit suchen, werden aufgrund ihrer
Menschenrechtsarbeit inhaftiert und als Terroristen abgestempelt.“ Die
indische Regierung hingegen erklärt, dass es keine selektiven Maßnahmen
gegen Aktivist:innen gebe und Behörden bei Gesetzesverstößen eingreifen
würden.
2 Mar 2024
## LINKS
[1] /Indische-Klimaaktivistin/!5747142
[2] https://www.thestatesman.com/cities/delhi/toolkit-case-disha-ravi-urges-del…
[3] https://www.thehindu.com/news/national/cbi-books-noted-environmental-lawyer…
[4] /Alternative-Nobelpreise/!5804798
[5] https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/decade-d…
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
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