| # taz.de -- LGBTQ-Gesetzgebung: Bedrohung für Ghanas Queers | |
| > Ghana hat eine Gesetzesvorlage durchgewunken, nach der | |
| > gleichgeschlechtlicher Sex mit Gefängnis bestraft werden kann. NGOs | |
| > schlagen Alarm. | |
| Bild: Sprecher des Ghanaischen Parlaments, spricht im Parlamentsgebäude | |
| Cotonou taz | Überraschend ist die Entscheidung des ghanaischen Parlaments | |
| nicht: Am Mittwoch hat es eine Gesetzesvorlage durchgewinkt, die | |
| LGBTQ-Personen weiter kriminalisiert. Künftig wird nicht mehr nur | |
| gleichgeschlechtlicher Sex mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Bis | |
| zu fünf Jahre Haft drohen auch jenen, die die Gründung von | |
| LGBTQ-Organisationen unterstützen. Präsident [1][Nana Akufo-Addo] muss zwar | |
| noch zustimmen, doch er hatte sich bereits vor drei Jahren gegen die | |
| gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. | |
| Das Gesetz gilt als eines der schärfsten Afrikas und zeigt, dass die | |
| ghanaische Gesellschaft konservativer wird. Gerade im Süden sind | |
| Pfingstkirchen einflussreich. Der katholische Erzbischof von Cape Coast, | |
| Kardinal Peter Turkson, sprach sich Ende 2023 allerdings dagegen aus, | |
| LGBTQ-Personen einzig aufgrund ihrer Neigung zu kriminalisieren. | |
| Bereits vor der Parlamentsentscheidung hatten die USA die Vorlage | |
| kritisiert. Sie gefährde die von der Verfassung geschützte Meinungs-, | |
| Presse- und Versammlungsfreiheit und könne auch der Wirtschaft schaden, | |
| heißt es in einer umgehend veröffentlichen Pressemitteilung des | |
| US-Außenministeriums. | |
| International operierende Unternehmen könnten davon abgehalten werden, sich | |
| in Ghana niederzulassen oder wirtschaftliche Beziehungen mit ghanaischen | |
| Firmen aufzunehmen. Ghanaische Befürworter:innen der Verschärfung | |
| ignorieren jedoch ausländische Stimmen: Man sei ein souveräner Staat, eine | |
| Einmischung sei unerwünscht. | |
| ## Ghana wird als einziger in Westafrika als frei eingestuft | |
| Ausgerechnet Ghana. Nach Einschätzung der nichtstaatlichen Organisation | |
| Freedom House, die den Zustand der Demokratie weltweit untersucht, wird der | |
| Staat mit knapp 34 Millionen Einwohner:innen als einziger in ganz | |
| Westafrika als „frei“ eingestuft. Seit Jahren wirbt der Staat um die | |
| Rückkehr von in der Diaspora lebenden Ghanaer:innen. Das ghanaische Zentrum | |
| für demokratische Entwicklung (CDD) befürchtet Menschenrechtsverletzungen. | |
| Amnesty International schrieb in einem Bericht im Januar, dass im Jahr 2023 | |
| in zwölf afrikanischen Ländern „Rechtssysteme zunehmend als Waffe | |
| eingesetzt wurden, um LGBTQ-Personen systematisch ins Visier zu nehmen“. In | |
| Ghana seien sie schon vor der Parlamentsentscheidung Diskriminierungen | |
| ausgesetzt gewesen. | |
| Nach Angaben von ILGA World kann in drei afrikanischen Ländern sogar die | |
| Todesstrafe verhängt werden. Die Organisation, die sich für LGBTQ-Rechte | |
| einsetzt, bezeichnete die Entscheidung am Donnerstag im | |
| Kurznachrichtendienst X als „verheerend“. | |
| 29 Feb 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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