# taz.de -- Bemühungen um Feuerpause in Nahost: Hoffnungen bleiben unerfüllt | |
> Der Hamas-Vorschlag für eine Waffenruhe lässt ein Abkommen mit Israel | |
> vorerst in die Ferne rücken. Doch es gibt auch optimistische Stimmen. | |
Bild: Vorsichtig optimistisch gestimmt: die Vermittler aus den USA und Katar im… | |
JERUSALEM taz | Viele Israelis hatten in den vergangenen Tagen auf eine | |
baldige Rückkehr der Hamas-Geiseln gehofft, viele Palästinenser auf eine | |
dringend nötige Pause im Gazakrieg. Seit einer Stellungnahme der | |
Hamasführung vom Dienstagabend ist jedoch klar: Die Hoffnungen werden sich | |
vorerst nicht erfüllen. Die Terrororganisation fordert laut einem Entwurf, | |
welcher der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, ein dauerhaftes Ende der | |
Kämpfe und einen vollständigen Abzug der israelischen Truppen aus Gaza. Die | |
israelische Regierung dürfte einem solchen Vorschlag kaum zustimmen. | |
US-Präsident Joe Biden, dessen Regierung die Verhandlungen vorangetrieben | |
hatte, kommentierte die Antwort als „ein wenig übertrieben“. Vermittler wie | |
der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani sehen | |
den Vorschlag trotz allem vorsichtig positiv: Die Hamas sei offensichtlich | |
an weiteren Verhandlungen interessiert. | |
Der Vorschlag ist eine Antwort auf ein durch Katar und Ägypten | |
übermitteltes mehrstufiges Rahmenabkommen, dass die USA und Israel | |
unterstützen. Im Kern [1][schlägt die Hamas laut Reuters drei Phasen von | |
jeweils 45 Tagen vor]. Dabei sollen zunächst alle weiblichen, kranken und | |
alten Geiseln sowie junge Männer bis 19 Jahre freikommen. Im Gegenzug würde | |
eine bisher nicht ausgehandelte Zahl palästinensischer Kinder und Frauen | |
aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. | |
In Phase zwei und drei könnten männliche Geiseln und die Leichen der Toten | |
zurückgegeben sowie eine Einigung für ein Ende des Krieges gefunden werden. | |
Zudem fordert die Terrorgruppe die Freilassung von 1.500 palästinensischen | |
Gefangenen, darunter ein Drittel mit lebenslänglichen Haftstrafen. Außerdem | |
sollen mehr humanitäre Hilfsgüter nach Gaza gelangen. Die mehr als zwei | |
Millionen Zivilisten dort haben kaum noch Zugang zu Essen, Wasser und | |
Medikamenten. | |
## 31 der noch in Gaza vermuteten Geiseln sollen tot sein | |
In Israel wurde der Hamas-Vorschlag gemischt aufgenommen. Dem TV-Sender KAN | |
11 zufolge hieß es aus Regierungskreisen, Israel werde „ein Ende des | |
Krieges nicht als Bedingung annehmen“. Andere Stimmen gaben sich | |
optimistischer. Der Kolumnist der Zeitung Israel Hayom, Joaw Limor, | |
schrieb: „Die Antwort der Hamas ist ein Eröffnungsangebot – ein sehr | |
ambitioniertes, aber keines, das die Möglichkeit einer Einigung völlig | |
ausschließt.“ | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte wiederholt betont, es gebe | |
„keine Einigung zu jedem Preis“. Israel kämpfe bis zum „totalen Sieg“ … | |
die Hamas. Der Premier steht unter großem Druck seiner rechtsextremen | |
Koalitionspartner, die im Falle eines Waffenstillstandes mit einer | |
Auflösung der Regierung drohen. Dennoch dürfte die tatsächliche | |
Verhandlungsposition Israels mehr Spielraum zulassen, auch weil bisher | |
völlig unklar ist, wie andernfalls das zweite Kriegsziel erfüllt werden | |
kann: die Rückkehr aller Geiseln. | |
Bis zuletzt wurden noch rund 130 Geiseln in Gaza vermutet. Wie die Armee am | |
Dienstag bestätigte, sollen aber 31 von ihnen nicht mehr am Leben sein. Das | |
dürfte die tiefen Gräben in der israelischen Gesellschaft wieder aufbrechen | |
lassen. Während [2][die Geisel-Angehörigen] fordern, für eine Freilassung | |
Kompromisse einzugehen, machen sich rechts-religiöse Gruppen für ein | |
härteres Vorgehen in Gaza stark. Dazwischen steht eine Regierung, die immer | |
mehr Akzeptanz verliert: Laut Umfrage des Israelischen Instituts für | |
Demokratie wünschen sich fast drei Viertel der Israelis baldige Neuwahlen. | |
7 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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