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# taz.de -- Karneval in Berlin und Brandenburg: Ein dreifaches „HejJo“!
> Sagt man in Berlin eigentlich Karneval oder Fasching? Und wird der
> überhaupt gefeiert? Tatsächlich gibt es in der Hauptstadt eine aktive
> Szene.
Bild: So sah das 2013 aus: Karnevalsumzug des Festkomitees Berliner Karneval e.…
Berlin taz | Die Kolleg:innen in der Redaktionskonferenz sind erstaunt,
als Karneval zur Sprache kommt. Das Thema liegt auf der Hand. Ist doch halb
Deutschland – das Rheinland, Hessen, ganz Süddeutschland – gerade aus dem
Häuschen. Aber die „tollen Tage“ jucken doch niemanden in Berlin, meint
eine Kollegin. Stimmt aber nicht!
Sagt man in Berlin eigentlich Karneval wie im Rheinland? Oder Fasching wie
in weiten Teilen Ostdeutschlands und auch zu DDR-Zeiten?
Klaus-Peter Heimann weiß so was. Er ist Präsident des Festkomitees Berliner
Karneval e.V., und das schon seit zehn Jahren. Im Rheinland geboren, ist
Heimann mit dem Regierungsumzug nach Berlin gekommen. „Hier sagt man
Karneval“, erklärt er am Telefon. „Und das schon seit bald 150 Jahren, im
Jahr 1875 wurde der erste Karnevalsclub in Berlin gegründet.“
Es gab Straßenumzüge in Berlin, erzählt Heimann, die nach dem Krieg von den
Alliierten allerdings untersagt wurden. Als nach der Wende viele
Rheinländer an die Spree kamen, gab es von 1999 bis 2017 einen
Straßenkarneval in Berlin. Doch die Stadt hatte scheinbar kein Interesse
daran, diesen – so wie in Köln und anderswo üblich – zu fördern. „Das …
finanziell nicht mehr zu stemmen“, erläutert Heimann das Aus.
## Auch Rathäuser werden gestürmt
Aber die Szene ist aktiv. Es gibt verschiedene Veranstaltungen, allen voran
Kinderfaschings-, Pardon!, Kinderkarnevalpartys, Proklamationen von
Prinzenpaaren, aber auch die Erstürmung eines Rathauses. Echt jetzt, hier
in Berlin?! Aber nicht, wie überall sonst in den Karnevalshochburgen, an
diesem Donnerstag, der sogenannten [1][Weiberfastnacht] (im Süddeutschen:
Schmutziger Donnerstag).
Die Berliner Karnevalisten erledigen den Job bereits immer am 11. 11. – das
Rathaus in Lichtenberg wurde bereits das zweite Jahr in Folge gestürmt,
davor das in Wilmersdorf. „Mit Kassen- und Schlüsselübergabe“, sagt
Heimann. Diese „Machtübernahme“ ist, um es allen Nichtkarnevalisten zu
erklären, jedoch rein symbolisch gemeint.
Derzeit gibt es 16 Karnevalsvereine in Berlin, das Festkomitee Berliner
Karneval e.V. fungiert als Regionalverband, der unter anderem alle
Mitglieder gegenüber dem Senat und anderen Behörden und der Presse
vertritt. Brandenburg kommt sogar auf 137 Karnevalsvereine. Die Vereine aus
beiden Bundesländern sind zusammen im Karnevalverband Berlin-Brandenburg
organisiert, der nach der Wende gegründet wurde. „Wir Narren haben die
Fusion lange vor der Politik vorweggenommen“, sagt Heimann.
Im vergangenen Jahr hat das Festkomitee Berliner Karneval e.V. mit Detlef
I. und Uli I. ein männliches Prinzenpaar ausgerufen. „Die Ehefrauen der
beiden hatten keine Lust auf das Amt, so kam es zum Männerprinzenpaar.“ Und
in dieser Saison gibt es nun sogar ein Dreigestirn: Kaschi I. ist mit im
Bunde. Kaschi, mit bürgerlichem Namen Katrin Pechstein, kommt vom Teltower
Carneval Club 1955 e.V. „Wir wollten ein Dreier-Prinzenpaar, weil wir 33
Jahre [2][Karnevalverband Berlin–Brandenburg] feiern“, erklärt Heimann.
## Ostdeutschlands größter Karnevalsumzug ist in Cottbus
Darauf ein „Berlin HeiJo!“ Das ist der Ruf der Karnevalisten in der
Hauptstadt. Den Narrenruf gibt es schon lange, „wohl schon seit den 1950er
Jahren“, sagt Heimann. Man wollte sich von dem [3][„Hellau“ und „Alaaf�…
bewusst abheben, das Kunstwort setzt sich aus „Heiterkeit“ und „Jokus“ …
heute aus der Mode gekommenes Synonym für Jux und Spaß) zusammen.
Apropos aus Jux: Das Rote Rathaus zu stürmen ist keine Option? Klaus-Peter
Heimann erzählt, dass das zuletzt bei Klaus Wowereit möglich war, danach
nicht mehr. „Aber wir haben wieder einen Fuß in der Tür.“ Denn angeblich
ist der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) den Karnevalisten
wohlgesonnen. Kann also sein, dass am 11. 11. 24 das Rote Rathaus wieder
von Jecken gestürmt wird.
Bis dahin wird erst mal gefeiert – oder auch nicht. „Weil es in Berlin ja
keinen Straßenumzug gibt“, verrät Heimann seine Pläne, „fahre ich nach
Eschweiler bei Aachen, da gibt es den drittgrößten Umzug. Andere
Karnevalisten fahren nach Cottbus.“ Dort zieht am 11. Februar mit dem „Zug
der fröhlichen Leute“ Ostdeutschlands größter Karnevalsumzug ab 13.11 Uhr
durch die Innenstadt von Cottbus.
6 Feb 2024
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Weiberfastnacht
[2] https://www.kvb-b.de/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Narrenruf
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Karnevalsvereine
Fasching
Kai Wegner
Karneval der Kulturen
Karneval
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