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# taz.de -- Berliner Karnevalumzug abgesagt: Von wegen uralte Tradition
> Für den Berliner Umzug fehlt das Geld - was wiederum heißt, dass es
> schlicht kein Interesse daran gibt.
Bild: Das will in Berlin keiner mehr sehen: Umzug in der City-West 2013.
Es ist ja keineswegs so, dass nicht schon genug los wäre in dieser Stadt.
Was dann auch das Gegenteil überdecken kann. Also Sachen, die nicht mehr
sind. Diese Woche wurde bekannt gegeben, dass es im kommenden Jahr zum
Rosenmontag in Berlin keinen Karnevalsumzug mehr geben wird – und damit
eine recht kurzjährige Geschichte schon wieder an ihrem Ende angekommen
ist. „Ach ja“, murmelt da der Berliner, der sich darüber so betroffen zeigt
wie von dem sprichwörtlichen Sack Reis, der in China umgefallen ist.
Aber es ist doch interessant zu wissen, wieso der Sack umgefallen ist. Es
hat mit Geld zu tun. Das fehlt. Was wiederum heißt, dass es schlicht kein
Interesse am Berliner Karnevalsumzug gibt. Das Fernsehen wil ihn nicht mehr
übertragen, Sponsoren sind abgesprungen. Ende der Geschichte.
Und ja, das ist eine gute Nachricht. Weil das eben bedeutet, dass nicht
alles auch wirklich überall funktioniert. Dass die Kultur mit
Eigenständigkeiten zu schaffen hat und gar nicht so beliebig ist, wie in
kulturpessimistischen Kreisen geunkt wird.
Es ist halt einfach so, dass Berlin dem klassischen Karneval bestenfalls
gleichgültig gegenübersteht, und dabei kümmert es den Berliner wenig, dass
man es dabei mit einer jahrhundertealten Tradition zu tun hat. Die aber
eben andernorts gepflegt wird. In Köln etwa oder Düsseldorf, wo man aber
mal so richtig auf die Straße ginge, wenn man dort die beliebten Umzüge
einfach so absagen würde.
Der Berliner aber braucht das nicht. Dabei hat er gar nichts gegen einen
ordentlichen Umzug einzuwenden. Im Gegenteil. Der Berlin Marathon
beispielsweise erfreut sich einer riesigen Beliebtheit, und dann gibt es ja
noch den Karneval der Kulturen. Ein echtes Massenereignis. Seit 1996 zieht
man damit durch Kreuzberg, im Vergleich zur uralten Karnevalstradition eine
lächerlich kurze Zeitspanne. Aber eben doch bereits schon Tradition, die
auch hier lebt, in der Stadt. Man mag von ihr halten, was man will –
funktionieren tut sie nur, wenn auch irgendwie ein allgemeiner Nerv
getroffen wird. Ein Lebensgefühl. Eine Berliner Befindlichkeit.
Der Berliner mag durchaus Mummenschanz. Er mag auch Kamellen. Er mag
Karneval. Den Berliner Karnevalsumzug aber mag er nicht so, dass er sich
dafür wirklich breit machen würde. Darauf ein „Hei-Jo“ – so achselzucke…
fast resignativ, lautet der Narrenruf der versprengten Berliner Jecken.
THOMAS MAUCH
10 Nov 2013
## AUTOREN
Thomas Mauch
## TAGS
Karneval
Berlin
Geld
Karnevalsvereine
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