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# taz.de -- Skispringen der Frauen: Es werde Licht
> Noch immer gibt es keine Vierschanzentournee für Skispringerinnen.
> Frauen-Events wie die Two-Nights-Tour sind Zuschussgeschäfte für die
> Ausrichter.
Bild: Katharina Schmid in der Luft über Garmisch-Partenkirchen
Garmisch-Partenkirchen taz | TNT – die Abkürzung der neuen Two-Nights-Tour
der Skispringerinnen versprach Sprengkraft. Doch [1][die Premiere in
Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf], die den Weg zu einer
Frauen-Vierschanzentournee ebnen sollte, hat die Erwartungen bestenfalls
halbwegs erfüllt. Und das lag nicht nur am enttäuschenden Abschneiden des
erfolgsverwöhnten deutschen Teams, für das [2][Rekord-Weltmeisterin
Katharina Schmid] als beste Fliegerin nur auf Platz 13 in der Gesamtwertung
landete.
„Es war nicht alles schlecht, aber wir haben sportlich einen höheren
Anspruch. Eine deutsche Skisprung-Nationalmannschaft sollte sich weiter
vorn positionieren“, kommentierte Horst Hüttel. Organisatorisch sei die
Premiere gelungen, so der Weltcup-Sportdirektor: „Im TV-Ranking hat das
Springen in Garmisch-Partenkirchen Platz vier in der ARD belegt. Die Leute
da draußen haben teilgenommen an diesem Format.“
Das mag für die Skisprung-Fans im warmen Wohnzimmer richtig sein, an den
Schanzen blieben die Zuschauerzahlen allerdings deutlich unter den
Erwartungen. Nachdem in Garmisch-Partenkirchen 3.500 Zuschauer den zehnten
Platz von Luisa Görlich als beste deutsche Einzel-Platzierung dieser TNT
miterlebt hatten, kamen am Neujahrstag nur 3.000 Fans an den Bakken von
Oberstdorf.
Der Deutsche Skiverband (DSV) hatte auch mit Blick auf die niedrigen
Eintrittspreise und einen 50-Prozent Rabatt für ein Kombi-Ticket mit den
Vierschanzentournee-Tickets der Männer mit mindestens doppelt so vielen
Fans gerechnet. Bei den beiden Männer-Springen der Vierschanzentournee an
gleicher Stelle kamen insgesamt 46.500 Zuschauer in die ausverkauften
Arenen.
## Eine Frage des Geldes
Auch beim Preisgeld hinken die Frauen deutlich hinterher: Während
TNT-Gesamtsiegerin Nika Prevc 10.000 Euro kassierte, warten auf den
Tournee-Gesamtsieger der Männer 100.000 Schweizer Franken zusätzlich zur
begehrten Trophäe des Goldenen Adlers. Womit ein Hauptproblem für die
erhoffte Einführung der Frauen-Vierschanzentournee benannt wäre: das Geld.
„Während bei der Männertournee die Vermarkter, die Skiverbände ÖSV und DSV
und die Veranstalterorte richtig Geld verdienen, sind die Frauen-Weltcups
meist noch ein Zuschussgeschäft“, erklärt die deutsche Skisprung-Legende
Martin Schmitt, heute Inhaber einer Vermarktungsagentur. Grob überschlagen
betragen die Einnahmen bei einem Frauen-Event höchstens ein Zehntel von
denen bei den Männern. Alle Beteiligten müssten also für die Frauentournee
finanzielle Zugeständnisse machen.
Trotzdem existiert ein Schreiben der vier Tournee-Veranstalterorte in
Deutschland und Österreich, in dem grundsätzlich die Bereitschaft für eine
Durchführung einer Frauen-Vierschanzentournee erklärt wird. „Mit der
Two-Nights-Tour haben wir den Stein grundsätzlich erst mal ins Rollen
gebracht. In der Nachbetrachtung werden wir genau evaluieren, wie die
Bilanz sportlich, medientechnisch und finanziell ausschaut“, so Hüttel.
Danach werde man eine klare deutsche Position formulieren und das mit den
österreichischen Kollegen besprechen.
## Forderungen aus Österreich
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte die Durchführung einer
Frauen-Vierschanzentournee in diesem Winter blockiert. Statt an den
Männer-Tourneeorten Innsbruck und Bischofshofen springen die Frauen am
Mittwoch und Donnerstag auf der Kleinschanze von Villach. Diese
Entscheidung hat allerdings eine Vorgeschichte: Vor drei Jahren hatte sich
der DSV gegen die Einführung einer Frauen-Vierschanzentournee gestellt.
Jetzt ist Deutschland Vorreiter [3][für die Schanzengleichheit], auch wenn
die beiden Springen der Two-Nights-Tour in umgekehrter Reihenfolge zu denen
der Männer gesprungen wurden.
„Für den ÖSV kommt aus logistischen Gründen und wegen der TV-Übertragungen
nur in Frage, die Frauenspringen parallel zur Männertournee stattfinden zu
lassen. Wir wollen ein Produkt kreieren, das genau wie die Tournee der
Männer 70 Jahre und mehr Bestand hat“, hat Mario Stecher als sportlicher
Skisprung-Leiter des ÖSV in diesen Tagen erklärt. Bedingung dafür sei
allerdings Flutlicht an der Bergisel-Schanze von Innsbruck, der letzten der
vier Männertourneeschanzen, an der noch künstliches Licht fehlt.
„Diesbezüglich sieht es so aus, dass wir das 2026 über die Bühne bringen
können“, sagt Stecher. Es droht also eine längere Wartezeit für die
Gleichberechtigung in der Luft – ganz sicher eine Entscheidung mit
Sprengkraft für die kämpferische Szene der fliegenden Frauen.
2 Jan 2024
## LINKS
[1] /Vierschanzentournee-der-Frauen/!5968508
[2] https://www.katha-althaus.de/%C3%BCber-mich
[3] /Frauen-erobern-die-Skischanzen/!5919970
## AUTOREN
Lars Becker
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