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# taz.de -- Rekrutierung von Ukrainern im Ausland: Schwierige Einberufung
> Die ukrainische Armee braucht Männer. Die Regierung plant, männliche
> Geflüchtete ins Land zurückzubringen. Das ist aber praktisch nicht
> realisierbar.
Bild: Soldaten der 56. Brigade in der Region Bakhmut, Ende November
Die ukrainische Armeeführung bittet um weitere 450.000 bis 500.000 Männer
[1][für den Einsatz an der Front mobilisieren]. Die Zahlen zeigen, wie
ernst die Lage ist. Die Verluste müssen ersetzt werden. Außerdem brauchen
Soldaten, die seit zwei Jahren an der Front kämpfen, dringend eine
Ablösung. Eine physisch und moralisch erschöpfte Armee erleidet noch
größere Verluste – doch Wolodymyr Selenskyj hat es nicht eilig.
Im Gegensatz zu Russland, das über schier unendliche
Mobilisierungsressourcen verfügt, fehlt es der Ukraine daran. Abhilfe soll
die Rückkehr der Männer, die ins Ausland gegangen sind, schaffen. Wer die
Einberufung ignoriere, müsse mit Sanktionen rechnen, warnte der ukrainische
Verteidigungsminister Rustem Umjerow. Es sei „keine Strafe, für das eigene
Land einzutreten und dem Land zu dienen“, sondern eine Ehre, meinte er und
stieß damit vor allem in Deutschland, wo nach unterschiedlichen Schätzungen
derzeit rund 190.000 ukrainische Geflüchtete im wehrpflichtigen Alter
leben, auf heftige Reaktionen.
Das Ministerium stellte klar, dass Umjerow nicht von Mobilmachung
gesprochen habe, sondern von freiwilliger Meldung zum Dienst. Der Minister
habe den Ukrainern im Ausland signalisieren wollen, wie wichtig es sei,
jetzt in die Armee einzutreten. Vorläufig gebe es jedoch keine Diskussionen
über Mechanismen zur Einberufung.
Ob es eine solche Diskussion gibt oder nicht – sicher ist, dass hier ein
Test unternommen wird, [2][um mögliche Reaktionen] zu beobachten. Hinzu
kommt, dass in der erschöpften ukrainischen Gesellschaft der Ruf nach
Gerechtigkeit immer lauter wird. Ehefrauen, Mütter und Töchter von Männern
an der Front verstehen nicht, warum sie ukrainische Männer im
wehrpflichtigen Alter unbeschwert in europäischen Städten herumlaufen
sehen, während die eigenen Ehemänner und Söhne kämpfen.
Trotz des moralischen Aspekts des Problems ist es unwahrscheinlich, dass
die Ukraine in der Lage sein wird, einen effektiven Mechanismus zu
entwickeln, um geflüchtete Männer zurück in ihr Land zu bringen. Darüber
hinaus ist unklar, ob eine solche Einberufung alle Männer trifft oder nur
die, die das Land illegal verlassen haben. Gleichzeitig ist es schwierig
vorherzusagen, wie viele Männer sich tatsächlich weigern würden, einem
solchen Befehl Folge zu leisten, denn Tausende sind bereits in die Ukraine
zurückgekehrt.
Der Unwille, [3][an der Front zu kämpfen], ist sehr verständlich. Klar ist
aber auch, dass die Ukraine einen existenziellen Krieg gegen einen
mächtigen Feind führt. Dieser Kampf wird von harten moralischen
Entscheidungen begleitet.
21 Dec 2023
## LINKS
[1] /Letzte-Pressekonferenz-2023-in-Kyjiw/!5980991
[2] /Krieg-in-der-Ukraine/!5969304
[3] /Situation-in-der-Ukraine/!5980232
## AUTOREN
Anastasia Magasowa
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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