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# taz.de -- Fußballheld Niklas Süle: Es ist einfach nur Kunst
> Nach dem Remis gegen Paris St.-Germain spricht man in Dortmund nur über
> die wundersam schöne und effiziente Grätsche von Niklas Süle.
Bild: Unglaublich: Niklas Süle gleitet in die Schussbahn von Kylian Mbappé un…
Die weltbeste Monstergrätsche! Da stimmt zumindestens der Superlativ.
Weltklasse, ja sicherlich. Die Mutter aller Rettungstaten. Klingt schon
ganz nett, kann man durchaus so sagen. Fußballgott Süle, nun ja, ist
vielleicht ein wenig verbraucht. Viele haben es am Mittwochabend versucht,
aber der formvollendeten Verteidigerkunstaktion von Niklas Süle in der 18.
Minute gegen Paris St.-Germain mit Worten gerecht zu werden ist ein Ding
der Unmöglichkeit. Noch unmöglicher als die Grätsche selbst. Insofern ist
auch dieser Text zum Scheitern verurteilt.
[1][Eine besondere Saison wird es für Niklas Süle und Borussia Dortmund],
so viel lässt sich bereits jetzt sagen, nicht mehr werden. Der besondere
Moment aber, den der knapp hundert Kilogramm schwere Hüne geschaffen hat,
wird weit über diese Saison im Gedächtnis unzähliger Fußballfans haften
bleiben. Gegrätscht wird gerade im deutschen Fußball nicht selten, weshalb
allenthalben von Monstergrätschen und Blutgrätschen die Rede ist. Und die
Begeisterung daran ist vor allem an Standorten wie Bochum oder Augsburg
besonders groß.
Was die Grätsche von Süle so außergewöhnlich macht, ist dieser
David-Goliath-Moment. Auf der einen Seite agiert schließlich Kylian Mbappé,
[2][ein Stürmer, wie ihn der Weltfußball selten gesehen hat], und auf der
anderen Seite Niklas Süle, der sowohl beim BVB als auch in der deutschen
Nationalmannschaft keinen Stammplatz sicher hat. Und sich deutscher
Nationalspieler nennen zu können ist seit geraumer Zeit alles andere als
ein Ausweis von großer Klasse.
Mbappé also lässt Süle geradezu erwartungsgemäß erst einmal schlecht
aussehen, indem er bei einem langen Ball sich in seinem Rücken
davonstiehlt, den heranfliegenden Ball im tänzelnden Rückwärtsschritt nicht
aus den Augen verliert und kurz darauf mit einer Berührung wundersam unter
Kontrolle bekommt, den Torhüter versetzt und nur noch das leere Tor treffen
muss.
## Süle rutscht ins Tor
Doch der übertölpelte Süle hat Mbappé fest im Auge, als er sein Schussbein
nach hinten schwingt. Gedankenschnell gleitet er mit vorangestreckten
Beinen über den Rasen wie über eine Eisfläche. Es ist Rasenkunstlauf. Es
stimmt einfach alles, sowohl in der A- als auch in der B-Note. Das Timing,
die Zweckmäßigkeit, die Ästhetik und der künstlerische Ausdruck. Mit dem
rechten Fuß kann er dem Ball kurz vor der Linie die entscheidende
Richtungsänderung verpassen. Statt des Balls rutscht Süle in das verlassene
Tor.
„Das war ein gefühltes Tor für uns“, wird Dortmunds Trainer Edin Terzic
später sagen. Und das ist weit untertrieben. Es ist ein Moment, in dem
geradezu [3][exemplarisch für diese BVB-Saison] Können und Versagen
unglaublich eng beisammenliegen. Dieses Mal aber mit einem Ausgang, der die
Fantasie beflügelt.
Wenn das scheinbar Unmögliche möglich wird, vielleicht geht ja doch noch
etwas bei Borussia Dortmund in dieser Saison. Wenn die deutsche
Nationalmannschaft einen solchen Verteidiger hat, der die größten Löcher
wieder zugrätschen kann, vielleicht geht dann doch etwas bei der Heim-EM in
der Gruppe mit Schottland, der Schweiz und Ungarn.
Viel wichtiger als das, was Niklas Süle mit seiner Grätsche verhindert hat,
ist all das, was weit über Dortmund hinaus plötzlich möglich scheint.
14 Dec 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Johannes Kopp
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Kunst
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