| # taz.de -- Verhandlungen mit der Bahn gescheitert: GDL kündigt Warnstreiks an | |
| > Neue Eskalation im Tarifstreit zwischen Bahn und GDL: Die Verhandlungen | |
| > sind wohl gescheitert. Die Lokführergewerkschaft droht mit neuen | |
| > Warnstreiks. | |
| Bild: Claus Weselsky (GDL) erklärt die Tarifverhandlungen für gescheitert | |
| Berlin taz/dpa | Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat | |
| bereits nach der zweiten Gesprächsrunde mit der Deutschen Bahn die | |
| Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Zugleich kündigte sie am | |
| Freitag in Berlin neue Warnstreiks bei der Deutschen Bahn an. Mit der | |
| Arbeitgeber-Seite seien aktuell keine Kompromisse zu finden, sagte GDL-Chef | |
| Claus Weselsky in Berlin. Er kündigte an, dass die Gewerkschaft den | |
| Bahnverkehr erneut bestreiken werde. | |
| Genaue Termine für mögliche Warnstreiks nannte er zunächst nicht. Die | |
| Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern über unbefristete Streiks läuft | |
| noch, das Ergebnis wird Ende Dezember erwartet. Wenn 75 Prozent der | |
| Abstimmungsteilnehmer unbefristeten Arbeitskämpfen zustimmen, darf die GDL | |
| auch dieses Druckmittel im Tarifstreit einsetzen. | |
| Die Tarifverhandlungen hatten erst vor zwei Wochen mit der ersten Runde | |
| begonnen. [1][Vor einer Woche legte die GDL große Teile des Zugverkehrs | |
| bundesweit mit einem 20-stündigen Warnstreik lahm.] Durch den Arbeitskampf | |
| fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. | |
| Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch | |
| deutlicher. | |
| ## Weniger Wochenarbeitszeit gefordert | |
| Bei den Tarifverhandlungen im Mittelpunkt steht derzeit die [2][Forderung | |
| der GDL nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit] für Schichtarbeiter | |
| von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. | |
| DB-Personalvorstand Martin Seiler hält die Forderung für nicht umsetzbar | |
| und sieht auch keinen Verhandlungsspielraum. Er argumentiert, dass eine | |
| Umsetzung zu teuer sei. Zudem brauche es bei weniger Wochenarbeitszeit mehr | |
| Beschäftigte – die in Zeiten des Fachkräftemangels besonders schwierig zu | |
| finden seien. GDL-Chef Weselsky geht dagegen davon aus, dass mit einer | |
| geringeren Wochenarbeitszeit die Berufe bei der Bahn attraktiver werden. | |
| Neben der Arbeitszeitsenkung fordert die GDL unter anderem 555 Euro mehr | |
| pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie für die Beschäftigten. Die | |
| Bahn hat bisher eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von | |
| 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie angeboten. Zudem | |
| will die GDL ihren Einflussbereich bei der Bahn ausweiten und Tarifverträge | |
| für Infrastruktur-Bereiche aushandeln. Die Bahn lehnt das ab, weil die GDL | |
| in diesen Bereichen kaum vertreten sei. | |
| Die GDL versucht seit Beginn des noch jungen Tarifstreits, mit vielen | |
| Streikandrohungen und dem Start der Urabstimmung den Druck auf die Bahn | |
| möglichst hoch zu halten. Die Verhandlungen nun nach zwei Wochen für | |
| gescheitert zu erklären, bedeutet die nächste Eskalationsstufe. Nach der | |
| ersten Verhandlungsrunde hatte Weselsky es noch als Erfolg präsentiert, | |
| dass sich die Gewerkschaft und die Bahn auf einen engen Terminrhythmus und | |
| zahlreiche weitere Treffen bis Weihnachten hatten verständigen können. | |
| Diese Termine werden absehbar nun erstmal nicht gebraucht. | |
| ## Schlichtung von GDL abgelehnt | |
| Ein Ausweg aus der aktuellen Lage könnte eine Schlichtung sein, also | |
| Verhandlungen mit einem oder mehreren Vermittlern. Die Bahn hatte ein | |
| solches moderiertes Vorgehen schon vor Beginn der ersten Verhandlungsrunde | |
| vorgeschlagen, bereits in Erwartung eines harten Tarifkonflikts mit der | |
| GDL. [3][Weselsky lehnte den Vorschlag damals mit klaren Worten ab.] Am | |
| Freitag sagte er, dass er auch jetzt für eine Schlichtung „keinen Raum“ | |
| sehe. | |
| Die von der GDL ausgehandelten Tarifverträge werden bei der Bahn nach | |
| Angaben des Konzerns für etwa 10.000 Beschäftigte angewendet. Sie ist damit | |
| bei dem bundeseigenen Konzern die deutlich kleinere Arbeitnehmervertretung | |
| – zum Vergleich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelte | |
| im Frühjahr und Sommer neue Tarifverträge für etwa 180.000 DB-Beschäftigte. | |
| Weil die GDL aber vor allem Lokführer und Zugbegleiter vertritt, kann auch | |
| sie mit Streiks und Warnstreiks den Zugverkehr in Deutschland stören. Unter | |
| ihrem aktuellen Vorsitzenden Weselsky ist die GDL für harte | |
| Tarifauseinandersetzungen bekannt. | |
| 24 Nov 2023 | |
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