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# taz.de -- Homosexualität in Senegal: Selbst Tote werden noch verfolgt
> In Senegal wurde die Leiche eines jungen Mannes aus dem Grab geholt und
> angezündet. Der 31-Jährige soll homosexuell gewesen sein.
Bild: Homosexualität steht in Senegal unter Strafe
Cotonou taz | Es sei eine Tat von „äußerster Schwere, die der Barbarei
gleichkommt“, lautet die Einschätzung von Abasse Yaya Wane, und die
Täter:innen dürften nicht unbestraft bleiben. Wane ist Staatsanwalt in
der Stadt Kaolack in Senegal, rund 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt
Dakar. Seit dem Wochenende hat er dort mit einem der wohl ungewöhnlichsten
Fälle in seiner Karriere zu tun: Ein Mob – so heißt es in senegalesischen
Medien – hat ein Grab auf dem Friedhof Léona Niassène geschändet, die dort
begrabene Leiche ausgebuddelt und schließlich angezündet.
Die wütende Menge hatte dafür laut der Nachrichtenseite senenews außerhalb
des Friedhofs einen Scheiterhaufen errichtet. Es heißt, dass sie die Leiche
an Seilen hinter sich herzog. Zuschauer sollen gejubelt haben.
Das Opfer ist ein 31-jähriger Mann, der mutmaßlich homosexuell war.
Homosexualität kann in [1][Senegal] mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft
werden. In der Gesellschaft ist es ein Tabu. Die Eltern des Toten wollten
eigentlich, dass er in der Stadt Touba beerdigt wird.
Das ist die heilige Pilgerstadt der in Senegal sehr einflussreichen
[2][muslimischen Bruderschaft der Muriden], die Scheich Amadou Bamba Mbacke
Ende des 19. Jahrhunderts gründete. In Touba gelten eigene Gesetze, die
Bewohner:innen zahlen keine Steuern an den senegalesischen Staat. Für
Recht und Ordnung sind religiöse Wächter und nicht die Polizei
verantwortlich, Alkohol gibt es nicht zu kaufen. Rund 90 Prozent der mehr
als 18 Millionen Senegales:innen bekennen sich zum Islam. Neben den
Muriden gibt es weitere Bruderschaften.
## Die Pflicht des Bürgermeisters
[3][Aufgrund der sexuellen Orientierung] soll es die für die Friedhöfe und
die Große Moschee in Touba verantwortliche Verwaltung abgelehnt haben, den
31-Jährigen dort zu beerdigen. Die Eltern waren unter Zeitdruck: im Islam
sollen Verstorbene innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden. Sie mussten
auf Kaolack ausweichen. Bereits kurz nach der Beisetzung wurde das Grab
geschändet.
Senegals führende Menschenrechtsorganisationen haben den Vorfall scharf
verurteilt. Die Würde des Verstorbenen und seiner Familie sei verletzt
worden. Laut Gesetzeslage hätten Bürgermeister die Pflicht, den Angehörigen
aller Verstorbenen eine Bestattungserlaubnis auszustellen und für die
Sicherheit der Friedhöfe zu sorgen, heißt es in einer gemeinsamen
Erklärung.
31 Oct 2023
## LINKS
[1] /Senegal/!t5017432
[2] /Glaubensgemeinde-in-Senegal/!5854997
[3] /Politisches-Asyl-fuer-Homosexuelle/!5097372
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Senegal
Homosexuelle
Religion
Homosexualität
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