# taz.de -- Stichwahl in den Malediven: Pro-chinesischer Präsident gewählt | |
> Der konservative Bürgermeister der Hauptstadt, Mohamed Muizzu, wird neuer | |
> Präsident. Sein Peking-freundlicher Kurs ist ein Rückschlag für Indien. | |
Bild: Wähler:innen am Samstag vor einem Wahllokal in den Malediven | |
NEU-DELHI taz | Die Malediven sind am Wochenende Schauplatz eines | |
geopolitischen Machtkampfes zwischen China und Indien gewesen. Bei der | |
Stichwahl um das Präsidentenamt unterlag am Samstag der bisherige | |
Indien-freundliche Staatschef Ibrahim Mohamed Solih von der Demokratischen | |
Partei (MDP). Sein Herausforderer Mohamed Muizzu, Bürgermeister der | |
Hauptstadt Malé, siegte mit 54 Prozent. Der 45-Jährige von der | |
islamisch-konservativen PPM lag bereits in der ersten Wahlrunde vor drei | |
Wochen vorn. | |
Der 62-jährige Solih gratulierte Muizzu zum Sieg, der ein in Großbritannien | |
ausgebildeter Bauingenieur ist und später Wohnungsbauminister wurde. Er | |
leitete mehrere von China finanzierte Großprojekte wie den Bau einer 200 | |
Millionen Dollar teuren Brücke. Muizzu versprach jetzt unter anderem | |
Gehaltserhöhungen für Soldat:innen und Polizist:innen. Seinen Wahlerfolg | |
nannte er ein „großartiges Beispiel für Nationalismus“. | |
Muizzu fordert auch die Freilassung seines politischen Mentors, des | |
autoritären Ex-Präsidenten Abdulla Yameen. Der wurde wegen Korruption zu | |
elf Jahren Haft verurteilt und durfte deshalb jetzt nicht kandidieren. Das | |
war die Chance für Muizzu. | |
In der strategisch wichtigen Inselgruppe der Malediven, die sich | |
südwestlich von Indien und Sri Lanka mit einer Bevölkerung von einer halben | |
Million Menschen im Indischen Ozean befindet, ringen die beiden | |
[1][Atommächte Indien und China] um Einfluss. | |
## Abgewählter Amtsinhaber steht für Nähe zu Indien | |
Im Wahlkampf hatte Solih für die traditionelle Ausrichtung an Indien | |
geworben. Seine Partei, die sich zwischenzeitlich sogar einmal im | |
sri-lankischen Exil Schutz suchen musste, setzt sich seit Jahren für | |
Menschenrechte und Demokratie ein. Unter Solih trat die islamische Republik | |
2020 wieder dem Commonwealth bei, dem Zusammenschluss britischer | |
Ex-Kolonien. | |
Doch Solih hatte sich mit Parlamentspräsident und Ex-Präsident Mohamed | |
Nasheed zerstritten. Der Machtkampf der beiden innerhalb der MDP führte im | |
Mai dazu, dass Nashid sich mit einigen Getreuen abspaltete und eine eigene | |
Partei gründete. Nashid hatte Solih vorgeworfen, gegen demokratische | |
Prinzipien zu verstoßen. | |
Muizzu setzt jetzt auf eine stärkere Annäherung an die Volksrepublik und | |
tritt damit in die Fußstapfen von Yameen. In dessen Amtszeit fielen der Bau | |
luxuriöser Strandresorts und eine Zunahme [2][chinesischer Großkredite für | |
Bauprojekte]. | |
Yameens Orientierung nach Peking hatte neben Delhi auch Washington | |
alarmiert. Die PPM gilt als Befürworter der [3][chinesischen | |
Infrastrukturinitiative „Neue Seidenstraße“]. Bei einem Treffen mit | |
Vertretern der Kommunistischen Partei Chinas 2022 sagte der jetzige | |
Wahlsieger Muizzu, die Rückkehr seiner Partei an die Macht werde „ein | |
weiteres Kapitel der starken Beziehungen zwischen beiden Ländern | |
schreiben.“ | |
2018 hatte die Bevölkerung Yameen wegen seines autokratischen | |
Regierungsstils abgewählt. Auch wurde ihm vorgeworfen, das Land in eine | |
chinesische Schuldenfalle zu treiben. Inzwischen sitzt er seine Haftstrafe | |
auf der Gefängnisinsel Maafushi ab, wo er einst selbst politische Gegner | |
einsperren ließ. | |
1 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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